Psychowissenschaftliche Grenzgebiete
 
Thema: Der Verkehr mit der Geisterwelt Gottes
Die Lehre Christi und das heutige Christentum (5)
   


 

8. 11 Die Bedeutung des Abendmahls

c.) Das dritte Sakrament der katholischen Kirche führt die Bezeichnung 'Sakrament des Altares'. Andere christliche Kirchen nennen es 'Abendmahl'. Paulus nennt es 'Des Herrn Mahl'. Auch daraus hat man im Laufe der Jahrhunderte etwas ganz anderes gemacht, als es nach der Absicht Christi sein sollte.

Opfermahle waren bei Juden und Heiden gottesdienstliche Gebräuche. Sie bildeten einen wesentlichen Teil ihres Gottesdienstes. Sie schlachteten an geweihter Stätte Tiere, gossen das Tierblut vor der Gottheit aus, verbrannten Teile des Opferfleisches zur Ehre der Gottheit und aßen das übrige in Form eines gemeinschaftlichen Mahles. Doch nicht bloß Tiere opferten sie, sondern auch Früchte, Brot, Öl und Wein und ähnliche Dinge. Auch davon wurde ein Teil der Gottheit zu Ehren vernichtet und der Rest bei der Opfermahlzeit verzehrt.

Was vor der Gottheit verbrannt oder ausgegossen wurde, diente, wie du weißt, zur Bereitung des Kraftstromes für die Geisterkundgebungen. Aber auch das, was von den Verehrern der Gottheit verzehrt wurde, galt als geweiht und durch die Gottheit geheiligt.

Das Essen und Trinken der Opferreste war das Sinnbild der inneren Gemeinschaft mit der Gottheit selbst. So wie die geweihten Speisen und Getränke durch Aufnahme in den Körper des Genießenden mit diesem eins wurden, so sollten die Teilnehmer an dem Opfermahl auch in Geist und Gesinnung eins werden mit der Gottheit und deren Willen vollziehen.

Diese Bedeutung hatten die Opfermahle sowohl bei den Juden als auch bei den Heiden.

Das Paschamahl der Juden am Abend vor dem Auszug aus Ägypten war das Sinnbild dafür, daß sie mit dem Gott in Gemeinschaft bleiben wollten, der sich ihnen durch Mose als Retter kundgetan hatte. Seinen Weisungen wollten sie in Zukunft gehorchen. Das Paschamahl der Israeliten war also das Sinnbild ihrer Rettung durch Gott aus der Knechtschaft Ägyptens unter der Führung des Mose als des Gesandten Gottes.

Christus war der durch Mose vorbedeutete und vorherverkündete große Gottesgesandte, der die Menschheit aus der Knechtschaft Satans, des höllischen Pharao, herausführen sollte. Am Vorabend des Tages, an dem er die Befreiung der Menschheit durch sein Sterben und seinen Sieg über die Hölle verwirklichen sollte, feierte er mit seinen Getreuen dasselbe Mahl, das einst Mose am Abend vor der Befreiung des Judenvolkes gefeiert hatte. Zweierlei wollte er ihnen mit diesem Mahl versinnbildlichen: Seinen Abschied im leiblichen Tode - und sein beständiges Vereintbleiben mit ihnen dem Geiste nach.

Als sinnbildliche Zeichen wählte er Brot und Wein.

Er nahm eine Scheibe Brot, brach sie in Stücke und reichte sie seinen Jüngern zum Genusse mit den Worten: 'Nehmet hin und esset, das ist das Sinnbild meines Leibes, der für euch in den Tod gegeben wird. Tut dies zum Andenken an mich!' - So wie er jetzt die Brotscheibe in Stücke brach, so wurde am folgenden Tage sein irdischer Leib im Tode gebrochen und vom Leben getrennt.

Ebenso nahm er den Kelch mit Wein, ließ jeden daraus trinken indem er sprach: 'Dieser Kelch ist das Sinnbild des Neuen Bundes in meinem Blute, das für euch vergossen wird. Sooft ihr ihn trinkt, denkt an mich!' - So wie der Wein beim Genuß aus dem Kelche floß, so floß am Sterbetag Christi sein Blut aus seinem Körper.

Aber in der Hauptsache war dieses Mahl das Sinnbild der geistigen Gemeinschaft, in der Christus trotz seiner irdischen Trennung mit seinen Getreuen bleiben wollte. So wie das unter die Jünger verteilte Brot vorher nur eine einzige Brotscheibe war und die einzelnen Schlucke Wein vorher im Kelche eine Einheit bildeten, so sollten die Jünger sowohl mit Christus als auch untereinander im Geist und in der Liebe eins sein.  

Um dieses Einssein hat Christus so innig und ergreifend an diesem Abend gebetet. Sie sollten die Liebe zu ihrem Meister in ihren Herzen bewahren und dadurch mit ihm verbunden bleiben zu einem geistigen Leibe:

Christus ist das Haupt und sie die Glieder.

Daran sollten die Jünger von nun an denken, sooft sie zusammenkamen, um zum Andenken an ihn das Mahl zu wiederholen, das er als Abschiedsmahl mit ihnen gefeiert hatte. Sie sollten nicht vergessen, daß es ein Mahl der Liebe war, das ihr Herr und Meister am Abend vor seinem irdischen Scheiden mit ihnen gehalten hatte; daß nur derjenige an der Wiederholung dieses Mahles teilnehmen darf, der durch das Band der Liebe mit Gott und den Menschen verbunden ist.

Wer beim Empfang dieses Mahles Haß, Feindschaft, Groll, Neid und sonstige Sünden gegen die Nächstenliebe in seinem Inneren hegt, würde dadurch die größte Heuchelei begehen. Es wäre die schwerste Beleidigung dessen, der dieses Mahl als Gedächtnis der Liebe eingesetzt hat. Darum hat ein jeder, der dieses Mahl der Liebe empfangen will, sich vorher zu prüfen, ob er die Liebe zu Gott und dem Nächsten besitzt, da sonst das Mahl eine Verhöhnung Christi wäre.

Das ist die wahre Bedeutung des Abendmahls Christi und der Wiederholung dieses Mahles zum Andenken an ihn.

Und was hat man im Laufe der Jahrhunderte aus diesem Mahle gemacht?

Man hat die Lehre aufgebracht, Christus habe durch die Worte, die er bei der Überreichung des Brotes und des Kelches gesprochen hatte, das Brot in seinen wirklichen Leib und den Wein in sein wirkliches Blut verwandelt. Brot und Wein seien daher nicht bloß Sinnbilder gewesen, sondern das Brot sei zu Christi lebendigen Leib und der Wein zu seinem lebendigen Blut geworden. Zwar könne man diese Verwandlung äußerlich nicht wahrnehmen. Und diese Verwandlung finde auch heute noch jedesmal statt, sobald der Priester die Worte Christi über Brot und Wein spreche.

Es ist diese Lehre wohl das Widersinnigste, was je dem Menschengeiste zu glauben zugemutet worden ist.

Nach dieser Lehre wäre also beim letzten Abendmahle im Saale zu Jerusalem die Person Christi in ein und demselben Augenblick dreiundzwanzigmal anwesend gewesen. Sie saß in menschlicher Gestalt vor den Aposteln; jedes Stück Brot, das die elf Jünger aßen, war dieselbe lebendige Person Christi und jeder Schluck Wein, den die elf tranken, war wiederum Christus mit Leib und Seele, mit Fleisch und Blut.

Es ist unbegreiflich, wie Menschen einen solchen Wahn aufbringen können! Kein Mensch und kein Geist kann sich selbst vervielfältigen. Auch Gott nicht.

Niemand - auch Gott nicht - kann als Persönlichkeit gleichzeitig an mehreren Orten sein. Niemand kann sich in etwas anderes verwandeln und gleichzeitig das bleiben, was er ist. Christus konnte nicht vor seinen Aposteln als Mensch sitzen und gleichzeitig von ihnen in der Form des Brotes und des Weines genossen werden. Christus konnte sich nicht selbst essen. Denn da Christus auch selbst von dem Brote aß, das er seinen Jüngern darreichte, so verzehrte er sich nach eurer Lehre selbst.

Ich finde keinen Ausdruck in eurer Sprache, um diese Lehre als Ausfluß höchster menschlicher Verblendung zu brandmarken.

Dazu lehrt ihr, daß die Priester täglich diese Verwandlung von neuem vornehmen. Wenn sie über Brot und Wein die Worte sprechen: 'Dies ist mein Leib - dies ist mein Blut!', sollen alle Brotteile und Weintropfen in die Person Christi verwandelt werden.

Eure Priester nehmen damit eine Macht für sich in Anspruch, die selbst Gott nicht hat, weil auch er das in sich Unmögliche nicht möglich machen kann.

Ihr möget noch sooft beteuern, das sei ein unbegreifliches Geheimnis und möget es das Geheimnis des Glaubens nennen, das ändert an der Unwahrheit dieser Lehre nichts.

Mit dem Worte 'Geheimnis' kann man jeden menschlichen Wahn verdecken. Worte findet man immer, auch wenn man sich unter den Worten nichts Vernünftiges denken kann.

Über eins muß ich mich bei dieser Lehre besonders wundern: Ihr leset doch die Bibel. Ist euch dabei denn nicht aufgefallen, daß in dem ganzen Neuen Testament auch nicht die geringste Spur eurer widersinnigen Lehre enthalten ist? Wenn bei dem Abendmahl des Herrn Brot und Wein in den wahrhaftigen Christus verwandelt worden wäre, dann würden die Apostel nicht müde geworden sein, auf dieses unbegreifliche Geschehen immer wieder hinzuweisen. Sowohl die Evangelien hätten über dieses Wunder aller Wunder ausführlich berichtet, als auch die Apostel hätten in ihren Briefen die ersten Christen immer wieder auf dieses Gedächtnismahl hinweisen müssen.

Aber nirgends wird etwas davon erwähnt.

Der Apostel Johannes, der beim Abendmahl an der Seite seines Meisters ruhte und als erster von ihm einen Bissen jenes gesegneten Brotes empfing, erzählt in seinem Evangelium überhaupt nichts von der Darreichung des Brotes und Weines durch Christus. Er erzählt die Fußwaschung. Er erzählt den Verrat des Judas. Und er sollte über dieses unbegreiflichste und gewaltigste Geschehen im Leben Jesu geschwiegen haben?

Die Apostel erwähnen in ihren Briefen nichts vom Abendmahl. Die Apostelgeschichte teilt bloß mit, daß die ersten Christen an der Lehre der Apostel, an der Gemeinschaft, am Brotbrechen und am Gebet festhielten. Also hier wird die Feier des Abendmahls als ein 'Brotbrechen' erwähnt und nicht als das, was ihr heute daraus gemacht habt. Sie brachen das Brot als Sinnbild des Todes Christi und der Liebe, die sie in der Gemeinschaft miteinander und mit Christus bestätigten. Es war Brot, was sie brachen und aßen. Aber bei dem Genuß dieses Brotes waren sie mit ihren Gedanken und Gebeten bei dem, der ihnen verheißen hatte: 'Wo auch nur zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.' Der Genuß des Brotes und des Weines war für sie ein heiliges Sinnbild ihrer geistigen Vereinigung mit ihrem Erlöser.

Der Apostel Paulus, der eine große Anzahl von Briefen an die Gemeinden geschrieben hat, ist der einzige, der in seinem ersten Brief an die Korinther das Abendmahl erwähnt. Aber auch er würde darüber nichts gesagt haben, wenn er nicht durch die äußeren Umstände dazu gezwungen gewesen wäre. Man hat ihm nämlich mitgeteilt, daß es in der Korinthischen Gemeinde bei der Abendmahlsfeier sehr schlimm zuging. Die ersten Christen gestalteten die Abendmahlsfeier zu einer vollständigen Mahlzeit, wie dies ja auch bei dem Abendmahl Christi in Jerusalem der Fall war. Denn bevor Christus den Jüngern Brot und Wein zum Gedächtnis reichte, hatte er mit ihnen das Opferlamm nebst allem Dazugehörigen gegessen und Wein dazu getrunken. So aßen nun auch die ersten Christen bei ihren Abendmahlsfeiern zuerst Fleischgerichte mit den verschiedensten Zutaten. Auch sie tranken dazu Wein. Und erst zum Schluß dieser Mahlzeit brachen sie Brot und tranken aus einem gemeinschaftlichen Kelch Wein zum Gedächtnis Christi.

Auch diese Christen waren schwache Menschen mit denselben Fehlern wie ihr.

Das zeigte sich leider auch bei der Abendmahlsfeier in Korinth. Sie wurde in Privathäusern abgehalten. Nun war der Eigentümer des Hauses, in dem die Feier stattfand, nicht in der Lage, die ganze Mahlzeit für alle Teilnehmer zu stellen. Denn die ersten Christen waren meist arme Leute. Darum mußte sich jeder sein Essen und seinen Wein für die gewöhnliche Mahlzeit, die der Abendmahlsfeier vorausging, selbst mitbringen. Nun kam es vor, daß die Armen nur ein kärgliches Essen bei sich hatten oder überhaupt nichts aßen, sondern sich bloß am Schluß an der eigentlichen Abendmahlsfeier beteiligten. Dabei mußten sie oft zusehen, wie die Bessergestellten ihr reichliches Mahl verzehrten und Wein dazu tranken und bisweilen im Weingenuß die Grenzen des Erlaubten überschritten und sich betranken. Solche Zustände konnten natürlich nicht geduldet werden; nicht bloß deswegen, weil die dabeisitzenden Armen Anstoß daran nahmen, sondern vor allem, weil sie mit dem Geist der Abendmahlsfeier unvereinbar waren.

Als daher Paulus gehört hatte, daß Vorfälle dieser Art in der Gemeinde zu Korinth sich ereigneten, griff er ein und machte den Korinthern darüber scharfe Vorhaltungen. Dabei mußte er notgedrungen auch über den eigentlichen Sinn des Abendmahls zu ihnen sprechen. Zunächst tadelte er sie wegen der Vorkommnisse bei der Abendmahlsfeier:

1. Korinther 11, 17 – 22:
'Wenn ihr an demselben Ort zusammenkommt, so heiße ich das, was ihr tut, nicht das Herrenmahl feiern. Denn ein jeder nimmt zuvor seine eigene Mahlzeit zu sich; und dabei leidet der eine Hunger und der andere betrinkt sich. Habt ihr denn nicht eure eigenen Häuser, wo ihr essen und trinken könnt? Oder meint ihr, ihr brauchtet keine Rücksicht zu nehmen auf die Gemeinde Gottes und ihr dürftet die Unbemittelten beschämen? Was soll ich zu solchen Dingen sagen? Soll ich euch etwa loben? In diesem Punkte gewiß nicht.'

Und nun weist er sie auf die Bedeutung des Abendmahls hin. Er brauchte ihnen nicht viel darüber zu erklären. Denn er hatte sie schon früher mündlich darüber belehrt. Er führte ihnen die von Christus beim ersten Abendmahl gesprochenen Worte an und faßte ihre Bedeutung in den Worten zusammen: 'Sooft ihr das Brot esset und den Kelch trinket, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.'

Wer daher bei einer Feier zum Gedächtnis Christi die Sinnbilder des Leibes und Blutes des Erlösers in einer so unwürdigen Weise behandelt, wie dies manche Christen in Korinth taten, der versündigt sich nicht bloß an diesen Sinnbildern, sondern an Christus selbst. Denn wer die Feier zu Ehren eines Herrschers schändet, der verunehrt den Herrscher selbst und wird wegen Majestätsbeleidigung bestraft. 'Wer daher in unwürdiger Weise das Brot ißt und den Kelch des Herrn trinkt, der versündigt sich am Leibe und Blute des Herrn.'

Darum soll niemand Brot und Wein als Sinnbild des Leibes und des Blutes Christi genießen, der nicht vorher bei sich festgestellt hat, ob seine Gesinnung der Gesinnung des Erlösers ähnlich ist. 'Jedermann prüfe sich also selbst und esse dann erst von dem Brote und trinke aus dem Kelche; denn wer da ißt und trinkt, der zieht sich selbst durch sein Essen und Trinken ein göttliches Strafgericht zu, wenn er den Leib des Herrn nicht gebührend würdigt.'

Wer Brot und Wein als Sinnbilder der größten und heiligsten Liebestat der Schöpfung als etwas Gleichgültiges und Gewöhnliches behandelt, sie in Trunkenheit und unter anderen Ärgernissen erregenden Begleitumständen genießt, der muß von Gott bestraft werden. Denn nicht einmal ihr Menschen laßt es euch gefallen, daß jemand ein Andenken, das ihr ihm gabet, in entehrender Weise behandelt.

Wo ein Gedächtnismahl der Liebe gefeiert wird, da darf nicht das Gegenteil der Liebe in den Herzen der Anwesenden zu finden sein. Mit Streitsucht, Feindschaft, Bitterkeit und ähnlichen Sünden gegen die Nächstenliebe im Herzen kann man nicht das Mahl der Liebe genießen.

Auch hierin hatten die Korinther schwer gefehlt. Denn Paulus gibt als ersten Grund, weshalb die Abendmahlsfeier ihnen keinen Segen, sondern nur geistigen Schaden bringe, den Umstand an, daß Spaltungen und Streitigkeiten bei ihnen herrschten, sie sich also gegen die Nächstenliebe verfehlten. Wo die Abendmahlsfeier äußerlich und innerlich in so unwürdiger Weise gehalten wurde wie in der Gemeinde von Korinth, da brauchte man sich nicht darüber zu wundern, daß die Teilnehmer nach den Worten des Apostels 'schwach und 'krank' waren und bei manchen von ihnen schon das Schlimmste, nämlich der geistige Schlaf der Gleichgültigkeit gegen Gott eingetreten war.

Wäre das Brot nicht mehr Brot, wie ihr lehrt, sondern Christus selbst, dann würde Paulus es mit aller Deutlichkeit gesagt haben. Was würde dieser feurige Christusjünger wohl für Worte gegen die Korinther gebraucht haben, wenn das Brot des Abendmahls Christus selbst wäre.

Schon vorher hatte Paulus in demselben Briefe bei Besprechung der Götzenopfer das Abendmahl der Christen erwähnt. Er stellt dort einen Vergleich an zwischen der Teilnahme an den Opfermahlen zu Ehren der Götzen und der Teilnahme am Abendmahl zu Ehren Christi.

Der Sinn seiner Worte ist folgender:

Darum darf kein Christ an den Opfermahlen der Heiden teilnehmen, weil er sich durch eine solche Teilnahme in Verbindung mit den bösen Geistern setzen würde.

1. Korinther 10, 19 - 21:
'Ihr könnt nicht zugleich den Kelch des Herrn und den Kelch der bösen Geister trinken; ihr könnt nicht zugleich am Tisch des Herrn und am Tisch der bösen Geister Gäste sein.'

Ebensowenig, wie das Opferfleisch der Heiden in böse Geister verwandelt wird, ebensowenig wird bei den Christen Brot und Wein in Christus verwandelt. In beiden Fällen wird allerdings eine Verbindung mit der Geisterwelt hergestellt:

Wie ferner bei den Opfermahlen der Heiden die Teilnehmer nicht bloß mit dem einen bösen Geiste in Gemeinschaft traten, zu dessen Ehren das Opfermahl gehalten wurde, sondern mit der Gesamtheit der bösen Geisterwelt, die ja ein einheitliches Ganzes bildet, so traten auch die Christen durch den Genuß von Brot und Wein nicht bloß mit Christus als einem Einzelgeist in Verbindung, sondern mit allen Geistern des Reiches Gottes, dessen König Christus ist. Diese Gemeinschaft wird beim Abendmahl besonders durch das eine Brot versinnbildlicht. So wie das genossene Brot vorher ein Ganzes war, so sollen die vielen, unter die es verteilt wurde, eins sein durch das Band der Liebe:

1. Korinther 10, 17:
'Weil es ein einziges Brot ist, sind auch wir trotz unserer Vielheit ein einziger Leib: Denn wir alle teilen uns in das einzige Brot.'

Das Bild, daß alle, die Christus angehören, mit ihm einen geistigen Leib bilden, gebraucht Paulus sehr häufig in seinen Briefen.

Es ist dasselbe, was ihr in eurem Glaubensbekenntnis mit 'Gemeinschaft der Heiligen' bezeichnet.

Um eure falsche Lehre von der Verwandlung des Brotes und Weines in die Person Christi aufrecht zu halten, versteift ihr euch zunächst auf die von Christus angeblich gebrauchten Worte: 'Das ist mein Leib - das ist mein Blut.' Ihr betont, daß es heißt 'ist' und nicht 'bedeutet'. Aber woher wißt ihr, daß Christus in seiner Sprache ein Wort gebraucht hat, das eurem 'ist' entspricht? Ihr kennt ja die von Christus in der aramäischen Sprache gebrauchten Worte gar nicht und besitzet auch den ursprünglichen griechischen Text des Neuen Testamentes nicht mehr.

In Wirklichkeit hat Christus beim Abendmahl keine Worte gebraucht, die etwas anderes bedeuten als den Hinweis auf Brot und Wein als Sinnbilder seines am folgenden Tage eintretenden Todes als Erlösungstat für die Rettung der Welt.

Doch wir wollen einmal annehmen, er habe tatsächlich gesagt: 'Das ist mein Leib - das ist mein Blut!', so weiß doch wohl jeder Bibelkenner, daß Christus nur in Sinnbildern gesprochen hat, wie er selbst mit den Worten bestätigt:

Johannes 16, 25:
'Dies habe ich euch in sinnbildlichen Reden verkündet. Aber es kommt die Zeit, wo ich nicht mehr in Bildern zu euch reden werde.'

Und wann sprach er diese Worte? Wie du dich überzeugen kannst, gerade beim letzten Abendmahl, wenige Stunden vor seinem Tode. Als Mensch redete er alles in Sinnbildern.

Matthäus 13, 34:
'Dies alles redete Jesus in Sinnbildern zum Volk und ohne Sinnbilder redete er nichts.'

Auch am Abend des Abschiedes von seinen Jüngern redete er nicht bloß von Brot und Wein als Sinnbildern seines Todes, sondern in einem anderen Sinnbilde zeigte er das Lebensverhältnis zwischen ihm und seinen Jüngern:

Johannes 15, 5:
'Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben.'

Wenn ihr nun Brot und Wein nicht als Sinnbilder gelten lassen wollt, dann dürft ihr auch nicht die Worte vom Weinstock und den Reben sinnbildlich nehmen, sondern müßt sagen: 'Dadurch, daß Christus die Worte sprach: 'Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben' wurde Christus in einen Weinstock und seine Jünger in Reben verwandelt.' Denn es ist in beiden Fällen dieselbe Ausdrucksweise, und die eine Verwandlung ist nicht schwieriger als die andere: nämlich beide wären gleich möglich.

Es ist begreiflich, daß die katholische Kirche alles nur eben Verwendbare aus der Bibel zusammensucht, um ihre ungeheuerliche Lehre zu stützen. So nimmt sie auch andere Sinnbilder in ihrer wörtlichen Bedeutung, wo Christus sich das 'Brot' nennt, das vom Himmel gekommen ist, und auch, wo er sagt, daß sein Fleisch wahrhaft eine Speise und sein Blut wahrhaft ein Trank sei. Das alles ist geistig zu verstehen, was ja auch Christus selbst immer wieder betonte.

Johannes 6, 63:
Der Geist ist es, der das Leben schafft, das Fleisch hilft dazu nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.'

Er sagt von sich, daß es seine 'Speise' sei, den Willen seines himmlischen Vaters zu erfüllen. Der Samariterin am Jakobsbrunnen versprach er 'Wasser' zu geben, das zum ewigen Leben fließe. Das alles sind sinnbildliche Ausdrücke, die nie im wörtlichen Sinne genommen werden dürfen, da sonst die größten Torheiten zum Vorschein kämen.

Der Gottesdienst, dessen Mittelpunkt die angebliche Verwandlung von Brot und Wein in die Person Christi ist, wird von den Katholiken 'Messe' genannt. Man bezeichnet sie auch als die Erneuerung des Kreuzestodes Christi. Wie ihr euch wohl eine unblutige Erneuerung des Kreuzestodes denkt? Nun, in Wirklichkeit denkt ihr euch überhaupt nichts dabei, weil sich nichts Vernünftiges darunter denken läßt. So enthält also die sogenannte Messe an Gutem weiter nichts als eine Reihe von Gebeten, die jeder für sich ebenso gut in seinem Kämmerlein beten kann.

Er bedarf dazu keines Priesters.

Gebt dem Volke die Abendmahlsfeier der apostolischen Zeit wieder! Diese Feier ist eine heilige und segenbringende Handlung. Ihr sollt sie recht oft halten. Dafür eignen sich besonders die Vorabende eurer hohen Feste oder die Tage der Feste selbst. Auch an anderen Tagen, die für euch von Bedeutung sind, möget ihr euch zu einer solchen Feier zusammenfinden.

Ihr könnt dies ohne fremde Hilfe, in eurer eigenen Familie. Ihr braucht dazu keine sogenannten 'Priester' oder sonstige Religionsdiener und keine Kirchen. Es wird sich in jedem Kreis von Gläubigen jemand finden, der es versteht, die Abendmahlsfeier in würdiger Weise vorzunehmen.

Wegen der Wichtigkeit der Sache möchte ich dir den Verlauf einer solchen Feier kurz schildern:

Es ist durchaus nicht verboten, im Anschluß an das Abendmahl eine irdische Feier mit einem Mahle zu veranstalten und in recht froher Stimmung zusammenzubleiben. Denn ihr sollt frohe Menschen sein und die innere Freude auch äußerlich an den Tag legen. Ihr sollt nicht bloß die geistigen Gaben Gottes, sondern auch die irdischen mit Dank gegenüber Gott in Freude und Frohsinn genießen, ohne die Grenzen des Erlaubten dabei zu überschreiten.

 

 

8. 12 Buße - Beichte - Lossprechung

d.) Die katholische Kirche hat ein Sakrament der Buße. Nach der Lehre des Neuen Testamentes bedeutet 'Buße' eine 'Änderung der Gesinnung'. Johannes der Täufer predigte Buße zur Vergebung der Sünden. Und von Christus heißt es:

Matthäus 4, 17:
'Von dieser Zeit an begann Jesus die Heilsbotschaft mit den Worten zu verkünden: Tuet Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!'

Die Worte 'Tuet Buße!' lauten in der Bibel nach wörtlicher Übersetzung: 'Ändert eure Gesinnung!' Buße ist also eine geistige Umkehr vom Bösen zum Guten und zu Gott.

Die Katholiken verbinden mit dem Sakrament der Buße einen viel weiteren Begriff. Es genügt ihnen nicht eine Umkehr des Menschen in Gesinnung und Tat; die katholische Kirche fordert vielmehr als unerläßliche Bedingung für eine solche Umkehr und für eine Versöhnung mit Gott das Bekenntnis aller einzelnen schweren Sünden vor einem katholischen Priester. Nur dieser hat nach ihrer Lehre die Macht, an Gottes Statt die Sünden zu vergeben. Ohne priesterliche Lossprechung gibt es für sie keine Sündenvergebung. Dadurch bindet sie die Gläubigen fest an das Priestertum und die kirchliche Organisation. Mit diesem geistigen Machtmittel übt sie eine absolute Herrschaft über die Seelen aus. Mit diesem Ausspruch hatten die Schriftgelehrten Christus gegenüber recht.
 
 

Kein Mensch und kein Priester kann eine Lossprechung erteilen.
 
 

Auch Christus konnte es nicht.
 
 

Wohl kann Gott einem Menschen als Werkzeug Gottes in einem bestimmten Fall einen Auftrag geben, einem Sünder zu sagen, daß Gott ihm seine Sünden verziehen habe. Einen solchen Auftrag gab Gott dem Propheten Nathan. Er sandte ihn zu David, um ihm mitzuteilen, daß er ihm die Sünde des Ehebruches und Mordes vergeben habe.

Ebenso hatte Christus in den einzelnen Fällen, in denen er Sündern die Vergebung der Sünden mitteilte, einen speziellen Auftrag Gottes erhalten. Er verkündete die Sündenvergebung nicht aus sich und nach eigenem Ermessen. Er verkündete sie nur denen, die ihm Gott durch seine Geisterboten als der Vergebung würdig bezeichnet hatte. Das bestätigt Christus, indem er seinen Gegnern ausdrücklich sagt, der Vater habe ihm den Auftrag dazu erteilt. Nicht einen Auftrag für alle Fälle nach dem Belieben Christi, sondern in jedem einzelnen Fall.

Der katholische Priester behauptet nun, von seinem Bischof die Gewalt bekommen zu haben, nach eigenem menschlichen Ermessen den Gläubigen die Lossprechung zu erteilen oder zu versagen.

Aber wie will er denn wissen, ob Gott dem einen die Sünden vergeben hat und dem anderen nicht?

Oder seid ihr so töricht, zu glauben, Gott vergebe deswegen einem Sünder, weil ein Priester ihm die Lossprechung erteilt, und versage einem anderen die Verzeihung, weil ein Priester sie ihm versagt hat?

Oder überbringen dem katholischen Priester, wie beim Propheten Nathan und bei Christus, Geisterboten den Auftrag, in dem einen Falle die Sünden zu vergeben und in dem anderen Falle nicht?

Oder hat er sonst eine überirdische Gabe, dies zu erkennen? Kann er in den Herzen der Beichtkinder lesen, ob Gott ihnen die Sünden vergeben hat?
 
 

Die katholischen Priester müssen gestehen, daß sie nichts dergleichen besitzen.
 
 

Wie können sie denn anderen mitteilen, daß Gott ihnen die Sünden vergebe, wenn sie nicht den geringsten Anhaltspunkt dafür haben, ob ihre Mitteilung auf Wahrheit beruht? Der Priester vermag weder in das Herz des Sünders zu schauen, noch den Willen Gottes zu erkennen. Und wenn ihr sagt, die Lossprechung gelte bloß für den Fall, daß das Beichtkind seine Sünden wahrhaft bereue und den ernstlichen Willen habe, sich zu bessern, so besteht das Törichte der priesterlichen Lossprechung eben darin, daß der Priester in keinem Falle weiß, ob jene Bedingung bei dem Beichtkind erfüllt ist.

Um einen solchen Wunsch dem Sünder gegenüber auszusprechen, braucht man nicht Priester zu sein. Das kann jeder Mensch. Es ist eben bloß ein Wunsch ohne jede Wirkung. Aber der Priester sagt ausdrücklich: 'Ich spreche dich los von deinen Sünden.' Damit spricht er ein richterliches Urteil aus, von dem er in keinem Falle weiß, ob es vor Gott Rechtskraft besitzt oder nicht.

Was würdet ihr von einem irdischen Richter sagen, der Urteile ohne jede Rechtskraft verkünden würde?

Nicht wahr, das wäre eine lächerliche Komödie.

Dasselbe ist die katholische Sündenvergebung durch einen Priester, wie dir dein gesunder Menschenverstand sagen muß.
 
 

Die Wahrheit ist die:

Eure Lehre der Sündenvergebung durch Priester ist daher eine der großen menschlichen Irrungen, die sich im Laufe der Zeit in das Christentum eingeschlichen haben.

Zum Beweis dafür, daß die katholischen Priester die Gewalt haben, die Lossprechung von Sünden zu erteilen, beruft sich die katholische Kirche auf eine gefälschte Bibelstelle. Auf diese Fälschung habe ich dich bereits in meinem ersten Zusammentreffen mit dir hingewiesen. Es ist die Stelle:

Johannes 20, 23:
'Wenn ihr anderen die Sünden vergebet, so werden sie ihnen vergeben. Wenn ihr sie behaltet, so werden sie ihnen behalten.'

Du weißt bereits, daß im griechischen Text ein einziges Wörtchen in dieser Stelle ausgelassen und dadurch der ganze Sinn entstellt ist. Anstatt des Wortes 'ihnen' stand im Urtext 'euch selbst'.

Die Stelle hieß also richtig:
'Wenn ihr anderen die Sünden vergebet, so werden sie euch selbst vergeben. Wenn ihr sie behaltet (oder nicht vergebt), dann werden sie euch selbst behalten (oder nicht vergeben).'

In diesen Worten verkündet Christus dieselbe Lehre, die in der Bitte des Vaterunsers enthalten ist: 'Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern' und die er im direkten Anschluß an das Vaterunser in den Worten ausgesprochen hat:

Matthäus 6, 14:
'Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebet, so wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben; wenn ihr aber den Menschen nicht vergebet, so wird euch euer himmlischer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.'

Weil eine Gewalt der Sündenvergebung, wie sie die katholische Kirche für sich in Anspruch nimmt, nicht besteht und nicht bestehen kann, ist sie auch niemals in den ersten christlichen Zeiten gelehrt oder ausgeübt worden.

Deshalb wurde früher von den Christen auch nie ein Sündenbekenntnis vor einem Priester verlangt. Die Menschen des ersten Christentums wurden aufgefordert, entsprechend der Lehre Christi, einander die Sünden zu bekennen; nämlich die Sünden, die sie gegeneinander begangen hatten. Sie sollten das Unrecht, das sie ihren Mitmenschen zugefügt hatten, diesen eingestehen und dadurch die Versöhnung herbeiführen.

Dies ist ja auch der einzige und schnellste Weg der Aussöhnung. Wenn dich jemand beleidigt hat und er kommt zu dir und gesteht sein Unrecht ein, dann reichst du ihm gern die Hand zur Versöhnung. Dazu fordert ja auch Christus mit den Worten auf:

Matthäus 5, 23 – 24:
'Wenn du deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, daß dein Bruder etwas wider dich habe, so laß deine Gabe dort vor dem Altare und geh zunächst hin und versöhne dich mit deinem Bruder. Alsdann komm wieder und opfere deine Gabe.'

Wäre zur Sündenvergebung das Bekenntnis vor einem Priester und dessen Lossprechung erforderlich, dann würden Christus und die Apostel es nicht unterlassen haben, immer wieder darauf hinzuweisen. Denn es wäre das Wichtigste der ganzen christlichen Lehre gewesen, weil ja ohne Sündenvergebung niemand in das Reich Gottes eingehen kann.

Beichte und priesterliche Lossprechung sind Menschensatzungen, die dem Gläubigen den Weg zu Gott nicht erleichtern, sondern bedeutend erschweren, indem sie ihn in falsche Sicherheit wiegen. Er beichtet und empfängt die Lossprechung des Priesters und meint nun, damit sei zwischen ihm und Gott wieder alles in Ordnung.

Damit wird er das Opfer einer großen Täuschung!


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