Der Schild des Lichtes

- 119 - Als wir zum dritten Mal in dieser kleinen Kirche saßen und ich wieder mit meinen Gedanken zuhause war, merkte ich, daß ich fröstelte. Daraufhin sagte ich zu meiner Frau: "Komm, laß uns fahren, ich habe eiskalte Füße - und auch keine Lust mehr." Meine Frau schaute mich an und rief: "Aber das ist doch das Zeichen! Vielleicht sollst Du Deine Schuhe ausziehen?" Ich war total verblüfft und kam der Aufforderung voller Erwartung nach, aber nichts geschah. Am vierten Tag haben wir uns noch mit Einheimischen unterhalten und etwas die Umgebung angesehen. So verging auch der fünfte Tag. Am sechsten Tag sagte ich zu meiner Frau: "Morgen früh fahren wir ab!" Und dann - ich werde es nie vergessen - es war etwa gegen 17.30 Uhr, begegneten wir einer Dame, die wir schon kannten. Sie sagte zu mir, daß mich eine fremde Dame sprechen wolle. Meine Frau und ich waren enttäuscht. Wir hatten eine "göttliche Botschaft" oder so etwas Ähnliches erwartet. Was sollten wir bei dieser Frau? Aber wir gingen hin und wurden mit einer um die 70 Jahre alten Frau bekannt. Sie bat uns in ihr Haus und wir nahmen im Wohnzimmer Platz. Mit meinen Gedanken war ich überhaupt nicht anwesend bei diesem Besuch. In meinem Kopf drehte sich alles um das Versagen der angepeilten Sache. Ich gebe zu, ich war auch etwas ärgerlich, denn wir waren 11 Stunden angereist und nichts war passiert. Es gab keine Resultate und daher war für mich alles umsonst gewesen. Wir unterhielten uns mit dieser Dame. Meine Frau deutlich mehr als ich, denn ich war ehrlich gesagt nicht besonders interessiert. Die Dame sagte, daß sie alte übermittelte Lichtgebete aufbewahrt habe und wenn ich wollte, könne ich davon etwas mitnehmen. Ich sagte mehr aus Höflichkeit zu. Ich wußte eigentlich überhaupt nicht, worum es ging, denn ich hatte kaum zugehört. Nachdem wir uns verabschiedet hatten - ich hatte die erhaltenen Papiere auf die Rücksitzbank meines Wagens geworfen - sind wir zum Hotel zurückgefahren. Am nächsten Morgen war auch noch nichts Besonderes passiert. Wir stiegen in den Wagen und fuhren ab. Während der Fahrt bat ich meine Frau, doch mal etwas aus diesen Aufsätzen vorzulesen. Und sie begann zu lesen ... Seit dieser Zeit haben mich die Lichtgebete nicht mehr verlassen. Für mich ist alles eine große Erfahrung gewesen, und ich habe gelernt, daß bei zu hoch gespannten Erwartungen nichts passiert. Positive geistige Dinge präsentieren sich meistens in Dingen, wo man meint, daß sie "sowieso nicht wichtig sind". Ich war total fixiert auf etwas "Höheres" und konnte gar nicht erkennen, worum es sich handelte. Doch nur in der Stille und ohne Erwartungsmuster können wir empfangen. Alles passiert dann, wenn wir es überhaupt nicht erwarten. In der Zeit danach, habe ich mich intensiv mit den Lichtgebeten auseinandergesetzt. Meine Frau gab mir neue Impulse, indem sie mich auf die mangelhafte Gliederung der Lichtgebete hinwies. Ich begann die Lichtgebete zu übersetzen, damit man sie flüssiger lesen konnte. Zwei Monate später waren meine Frau und ich wieder in Glastonbury und haben die alte Dame nochmals besucht. Während unseres Gespräches mit ihr hörte ich mich plötzlich sagen: "Ich bin damit beschäftigt die Lichtgebete zu gliedern und werde sie später auch für andere Leute zugänglich machen." Ich war verblüfft und dachte: Mein Gott, was erzählst du da? Weißt du nicht, welche Arbeit eine Veröffentlichung mit sich bringt? Aber ich habe es dann doch gemacht, und allmählich ist dann alles so gekommen, wie es sich heute für mich darstellt. Rückblickend kann ich heute sagen: Es kommt nie so, wie man es plant. Es passiert einfach! Nachdem ich eine solche Erfahrung gemacht hatte, glaubte ich natürlich, daß es so weitergehen würde, weiter und immer weiter. Doch die Entwicklung auf dem Weg zum Christusbewußtsein hat einen spiralförmigen Verlauf. Keine Erfahrung kommt wieder. Es sind immer wieder unsere Erwartungsmuster, die sagen: "Ich habe dies erfahren und die nächste Erfahrung muß noch besser sein. Doch Erfahrungen kommen dann, wenn man sie überhaupt nicht erwartet. Und wirklich erst dann sind wir ohne Erwartungsmuster und können empfangen. In Holland hatte ich angefangen, die Lichtgebete zu verbreiten, danach in Deutschland, Amerika und neuerdings auch in Belgien. Ich werde weitermachen, aber ohne besondere Planung, denn alles kommt, wenn die Zeit dafür da ist.

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