Für den Leser ausgesucht

- 17 - Juli 1969 Für den Leser ausgesucht Auszug aus einer schonungslosen Kritik am Menschen der westlichen Welt. Verlag der Deutschen Hochschullehrer Zeitung. "Solange das Christentum voll in Kraft war, brauchte es jene Großen nicht oder nur, soweit sie zur Deutung, Verherrlichung und Verbreitung der Lehre halfen. In dem Sinn ließ man sie gelten und nahm ihre Dienste an. Als aber die Kraft der Religion erlahmte und jene, ihrem innersten Auftrag folgend, die Grenzen der Observanzreligion sprengten; beschied sich die Kirche nicht, sondern suchte sie auf jede Weise zu hemmen. Verdikte, Verurteilungen ergingen, ein ganzer Index verbotener Bücher - zum Teil eine Ehrentafel des Menschengeistes - entstand. Die Kirche griff zum brutalsten Zwang, um neue Einsichten abzuwehren. Sie trat sogar der Erforschung der Weltgesetze entgegen. Da sie diese selbst nicht verbieten konnte, hielt sie sich an die Entdecker. Die Einsicht zum Beispiel, daß die Sonne nicht um die Erde kreist, sondern umgekehrt, wollte sie auslöschen. Sie schreckte dabei nicht vor Folter und Verdammung zurück, ja sie ging bis zum Mord. Während hier aber, bei den Naturgesetzen, die Fakten durchschlugen und die Kirche bald bloßgestellt war, wurden die Finder geistiger Wahrheiten immer wieder verfemt, bestraft, in Bann getan, zu Ketzern oder Narren gestempelt, und es mag daher rühren, daß die auf Naturgesetzen beruhende Technik die menschliche Entfaltung so sehr überflügelt hat. An Kampfmitteln ist die Kirche reich, an groben und feineren. So wendet sie etwa ein, die Weisheit der Seher, Denker und Dichter sei nur säkularisiertes Christentum, so daß, wenn man dieses fortziehe, nichts übrig bleibe - ein gleichlistiges wie dekuvrierendes Vorgehen." Daran hat sich noch nichts geändert. Wir haben erfahren, wie die Kirche unsere Bereitschaft für das Fernsehen zu arbeiten verfälscht und verlästert hat.

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