Reinkarnation

- 47 - Die Lehre des Origenes Die Lehre des Origenes wird im folgenden anhand seines Werkes "De principiis" (griech.: Periarchon) aufgezeigt, das innerhalb seiner Schriften eine besondere Stellung einnimmt und das schließlich zu seiner Verurteilung führte. • OrigenesWerk "De principiis" gilt als die erste systematische Darstellung der christlichen Glaubenslehre. Der Titel des Werkes "De principiis" kann bedeuten: "Grundlehren" oder "Hauptlehren", aber auch die "Ursprünge", die "ersten Dinge". In diesem Werk geht es also vor allem um die "Grundprinzipien des Seins". Die griechische Urfassung des Werkes ist uns nicht erhalten. Es liegt lediglich eine lateinische Übersetzung desRufinus12vor, die im Jahre 398 entstanden ist. Diese Übersetzung entspricht jedoch nicht völlig dem Originaltext. Der Grund dafür ist darin zu suchen, daßRufinus in den originistischen Streitigkeiten Ende des 4. / Anfang des 5. Jahrhunderts die Lehre desOrigenes verteidigte und verhindern wollte, daß sie als ketzerisch verurteilt würde. Deshalb beseitigte er die kühnsten Formulierungen. Auslassungen und Umarbeitungen kommen vor allem bei folgenden Themen vor: Trinitätslehre; Natur Christi; Präexistenz der Seele; Auferstehung; Weltende. Rufinus betont in seiner Vorrede vor dem ersten Buch des aus vier Büchern bestehenden Werkes, er wolle bei der Übersetzung so vorgehen wie auchHieronymus13 bei der Übersetzung anderer Werke desOrigenes nämlich so: I Praef. Ruf. 214 : "…daß der lateinische Leser nichts in ihnen findet, was von unserem Glauben abwiche". Hieronymus hatte zwarOrigenes geschätzt, war aber sehr darauf bedacht, nicht selbst in den Ruf eines Ketzers zu kommen. Rufinus stellt im folgenden fest, daß Bücher desOrigenes an vielen Stellen von Häretikern und Böswilligen entstellt sind, und fährt fort: "Wo wir deshalb in seinen Büchern etwas fanden, was seinen eigenen rechtsgläubigen Lehraussagen über die Trinität widersprach, die er an den übrigen Stellen gegeben hatte, so haben wir das als verfälscht und unzugehörig entweder ausgelassen oder nach der Norm formuliert, die wir bei ihm selbst vielfach ausgesprochen fanden." (I Praef. Ruf. 3) 15 Rufinus schreibt zwar, er habe "nichts Eigenes vorgetragen" 16 ; aber sein Wunsch, denOrigenes vor Anschuldigungen zu schützen, tritt so deutlich zutage, daß man mit gewissen Textänderungen rechnen muß. Dies kommt auch in seiner Vorrede zum 3. Buch zum Ausdruck. (Seite 459-461; III, Praef. Ruf.) 12 Als eifriger Verteidiger des Origenes trat Rufinus aus Aquileja (gest. 410) auf, der einige der Werke des Origenes ins Lateinische übersetzte. 13 Ein anderer Übersetzer des Origenes war Hieronymus (gest. 420; Verfasser der lateinischen Bibelübersetzung, der Vulgata). 14 Görgemanns, Herwig / Karpp, Heinrich: "Origenes 'Vier Bücher von den Prinzipien'", Texte zur Forschung, Bd. 24; Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1976, Seite 77 15 Wie Nr. 8, Seite 79 16 Wie Nr. 8, Seite 79

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