Reinkarnation

- 52 - Die Entscheidungen gegen den Origenismus im Jahre 553 Die treibende Kraft im Hintergrund Die Darstellung der verworrenen Vorgänge um das "V. Ökumenische Konzil" würde den Rahmen dieser Broschüre sprengen. Wer sich ein umfassendes Bild machen will, sei auf die ausgezeichnete Darstellung beiDiekampverwiesen, der eine exakte Untersuchung angestellt hat. Demnach habenOrigenes -Anhänger, um von der Origenistenverfolgung abzulenken, den Kaiser Justinianaufgefordert, ein Konzil einzuberufen, um den sogenannten " Drei-KapitelStreit " zu entscheiden. Da Papst Vigilius seine Zustimmung zur Einberufung eines Konzils hinauszog, konnte das Konzil erst mit Verspätung am 5. Mai 553 beginnen. Kaiser Justinian ließ den Origenismus der palästinensischen Mönche im Jahre 553 durch 15 Canones "contra Origenem sive Origenistas" verdammen; dies geschah nach seiner Anweisung durch dieselbe allgemeine Synode, die etwas später die "Drei Kapitel" verdammte. Mit dieser Maßnahme konnte Justinian auch die treibende Kraft im Hintergrund zufriedenstellen, seine Gattin, Kaiserin Theodora . Theodorahatte einen steilen sozialen Aufstieg hinter sich. Als Tochter eines Bärenbändigers im Zirkus von Konstantinopel bediente sie sich dabei der ältesten Waffe der Frau. So verfiel auchHacebolus , der junge Statthalter von Pentapolis, ihren Reizen und nahm Theodora mit sich nach Nordafrika. Doch sie mißbrauchte das Vertrauen des Statthalters und häufte sich auf Kosten der Bevölkerung große Reichtümer an. Als sie in ihrer Raffgier den Bogen überspannte und Hacebolus von Beschwerden des Volkes überhäuft wurde, warf er Theodoraaus seinem Palast hinaus und konfiszierte alle ihre Güter. Nur mit den Kleidern auf ihrem Leib kämpfte sie sich nach Alexandria durch. Vor den Toren der Stadt wurde sie von einem Eremiten namens Eutyches freundlich in dessen Höhle aufgenommen. Es war jener Eutyches , der den Monophysitismus ins Leben gerufen hatte und nun hier in der Verbannung lebte. Später sollte sich Theodora dieses gestürzten Mönches erinnern und zur Durchsetzung ihrer finsteren Pläne bedienen. Zurück in Konstantinopel wurde sie eine der Konkubinen Justinians , später seine Lieblinskonkubine und schließlich, im Jahre 523, gar seine Frau. Vier Jahre später sollte sie mit ihrem Gatten zusammen die höchste weltliche Macht erringen - die Kaiserkrone. Theodora hatte es geschafft, wenigstens beinahe, denn ihr brennender Ehrgeiz trieb sie noch immer an. Theodorawollte ihre eigene Apotheose erreichen: Die Erhöhung eines Menschen zum Gott. Diese Stufe wollte sie erklimmen, die letzte zu ihrer eigenen Vergöttlichung. Erst dann war sie den alten Cäsaren ebenbürtig geworden. Denn es war noch nicht allzulange her, daß die römischen Imperatoren automatisch zu Göttern gemacht wurden und ihren Eingang in die Tempelhallen fanden. Dieser Sitte hatte das Christentum jedoch ein Ende gesetzt. • Hier nun erwies sich die biblisch anerkannte Tatsache der Wiederverkörperung als unüberwindlicher Stolperstein: denn wie könnte sie als Göttin in die Ewigkeit eingehen, wenn alleMenschen wiedergeboren werden? Was sollte dann verhindern, daß sie nicht wieder als ganz normaler Mensch geboren würde – womöglich als einfache Bettlerin? Solange der Glaube an die Reinkarnation im Bewußtsein der Christen verankert war, würden die Menschen Theodora niemals als Göttin akzeptieren. Das wußte sie. Deshalb mußte die Lehre von der Wiedergeburt mit Stumpf und Stiel ausgemerzt werden. Als willige Helfer erkor sich Theodora die monophysitischen Mönche, die bald darauf von ihrem Kirchenbann

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3