Reinkarnation

- 54 - Noch im 5. Jahrhundert war die Reinkarnation unbestrittene Tatsache in der christlichen Kirche. Dafür stritt man sich darüber, wie sehr JesusMensch oder Gott gewesen sei. Nestorius , Abt von Antiochia, war der Ansicht, man dürfe Maria nicht die "Mutter Gottes" nennen, schließlich habe sie nur den "menschlichen" Jesus geboren. Doch ein Konzil verurteilte Nestorius als Häretiker (Ketzer). Einer vonNestorius erbittertsten Gegnern warEutyches , der wiederum behauptete, Jesus sei nur von göttlicher Natur gewesen, weil seine Menschlichkeit in der Göttlichkeit aufgegangen sei. Diese Lehre wird " Monophysitismus " genannt. 451 verurteilte das "IV. Allgemeine Konzil" den Monophysitismus ebenfalls als Häresie und verfolgte seine Verfechter. Nachdem sich die Kaiserin der Opposition der Westkirche entledigt hatte, konzentrierte sich Theodorawieder auf Konstantinopel und rief mit der Hilfe des ihr hörigen Patriarchen Mennas die Synode der Ostkirche von Konstantinopel (543) zusammen. Diese widerrief die Verurteilung des Monophysitismus und ebenso die Bekräftigung der Reinkarnationslehre aus dem Jahre 451. Dies war der erste Todesstoß, den sie der Reinkarnationslehre versetzten. Die Synode war für die nahezu 3.000 über das ganze Reich verstreuten Bischöfe jedoch nicht bindend . Deshalb wurde ein Konzil einberufen, welches die gefaßten Beschlüsse sanktionieren sollte. Es wurden an alle Bischöfe Einladungsbriefe verschickt, die so abgefaßt waren, daß man hoffen konnte, keiner der Bischöfe der Westkirche würde am Konzil teilnehmen. Papst Virgilius , der Verbündete von Theodora , tadelte die Briefe denn auch auf das Heftigste und bekräftigte dadurch manchen Bischof, dem Konzil fernzubleiben. Ein abgekartetes Spiel Selbst die Kirchenfürsten der Ostkirche schienen der Einladung nicht recht Folge leisten zu wollen. So konnte das V. Allgemeine Konzil erst 10 Jahre später (553) in Konstantinopel zusammentreten. • Von den über 3.000 Bischöfen waren genau 165 anwesend, darunter nur 6 aus dem Westen. Theodorawar in der Zwischenzeit 39-jährig gestorben (547). Doch Justinianwar bereits so den dunklen Kräften und dem Ehrgeiz Theodoras verfallen, daß er die unvermeidlichen Schritte zur Vergöttlichung seiner Frau weiterverfolgte. Auf Druck des Kaisers entschied das Häuflein Bischöfe stellvertretend für die ganze Kirche, daß von nun an die Reinkarnationslehre als Ketzerei zu gelten habe und jeder, der sie vertrete, verdammt sei. • Damit verfluchten sie auch Männer wieOrigenes , den Begründer der Kirchenwissenschaft und Theologie, dessen SchriftenTheodoraam meisten gefürchtet hatte. Origenes lehrte die Präexistenz der Seelen, daß also die Seelen der Menschen schon vor der Entstehung der Welt vorhanden waren. Für ihn bestand der Sinn allen Lebens in der materiellen Welt darin, daß sich alle Seelen durch viele Inkarnationen hindurch läutern und veredeln, bis alle, durch befolgen derGebote Jesu und durch ihre Liebe und Hingabe zuGott , wieder zurück in die Arme ihres Schöpfers gelangen. Und zwar alle Seelen, nicht nur jene, die an Jesus glauben. Origenes schrieb: "Die Rückkehr zu Gott muß man sich aber nicht als ein plötzliches Geschehen vorstellen, sondern als ein allmähliches, stufenweise im Laufe von unzähligen und unendlich langen Zeiträumen sich vollziehendes."

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