Reinkarnation

- 55 - Wie abgekartet dieses V. Konzil im Grunde war, zeigt die Tatsache, daß bedeutende Teile der Konzilakten, die den Fall Origenes betreffen, "zufälligerweise" verloren gegangen sind, obwohl man 15 Anathemas gegen den 300 Jahre zuvor verstorbenen Kirchenvater formulierte! Die ersten Evangelien enthielten, wie die SchriftenOrigenes oderBasilides , viele Informationen, für deren Sicherstellung die heutige Wissenschaft jeden Preis zahlen würde. Basilides , der um 125 in Alexandria lehrte, soll seine Doktrin von den ApostelnMatthäus und Petrus (durch seinen Schüler Glaucus ) erhalten haben. Dieser frühe Gnostiker hatte 24 Bücher als "Interpretationen der Evangelien" geschrieben. Keines seiner Werke ist heute noch vorhanden. Die Heilige Kirche hatte sie alle verbrannt. Dabei hätten gerade sie ein unschätzbares Licht auf die Anfänge des Christentums geworfen, da sie viel früher entstanden waren, als die kanonisierte Bibel, welche 325 im Konzil von Nicaea abgesegnet wurde. Doch Dekrete und Gesetze allein können einen tief verwurzelten Glauben nicht so leicht ausradieren. Deshalb dauerte es einige Jahrhunderte, bis die Kirche endlich alle alten christlichen Schriften konfisziert, zerstört oder so stark verfälscht hatte, daß die Lehre der Wiederverkörperung kaum mehr in ihnen zu finden war und nach und nach aus dem Bewußtsein der Menschen schwand. Die Lüge von einem einzigen Leben, kam vielen machthungrigen Kirchenfürsten sehr gelegen. Schon früh gierte die Kirche nach weltlicher Macht, die nicht die ihre sein durfte und verkaufte die Lehren ihres Herrn, um selbst den Herrn spielen zu können. Sie riß die Macht an sich. Wo früher dank der Wiedergeburt die Versöhnung Gottesmit allen Seelen gnadenvoll leuchtete, herrschte nun das Dogma der ewigen Verdammnis mit eiserner Faust. Seit dem sechsten Jahrhundert hat jeder Mensch nur noch ein Leben zur Verfügung, das ihn – unter gewissen Umständen – ins Himmelreich führen konnte. Der Schlüssel dazu war der Glaube an die "Erlösertat" von Jesus demChristus . Auf Jesus hatte die Kirche das Monopol. Sie war die einzige Mittlerin zwischen ihm (dem Himmelreich) und den Menschen. • So stand zum Beispiel zu Zeiten von Franz von Assisi auf den privaten Besitz einer Bibel dieTodesstrafe ! Die Reinkarnationslehre bricht die Macht der Kirche Hätten die Christen weiterhin an die Wiedergeburt geglaubt, so wäre die Kirche schnell aller weltlichen Macht enthoben worden. Dies zeigen die hinduistischen und buddhistischen "Kirchen", die niemals auch nur annähernd eine solche Machtfülle besaßen. Außerdem wüßte der Mensch, daß es eine ewige Verdammnis nicht gibt und jederMensch irgendwann zuGott zurückkehrt, und daß in Wirklichkeit keine Kirche der Welt den Weg zuGott versperren und Wegezölle fordern kann. Im Mittelalter bestimmte die katholische Kirche, wieviel der Glaube an den Erlöser und die Eintrittskarte ins Paradies zu kosten hatte. Sie entschied, welcher Geldbetrag von der Sünde des Betrugs, Ehebruchs oder noch Schlimmeren, freisprach. Auf dem V. Allgemeinen Konzil zu Konstantinopel (553) wurden die Person und die Lehre desOrigenes verurteilt. Davon betroffen war u. a. auch diePräexistenz , die Seelenwanderung und die Reinkarnation . Der Verurteilung des Origenes gingen christologische Streitigkeiten

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