Wissenschaft, Technik und Kunst

- 60 - Der Informatiker Prof. Joseph Weizenbaum zum Thema Computer Es folgen Auszüge eines Artikels von Prof. Weizenbaum, welche dem Computermagazin CHIP, Nr. 9/1988 entnommen wurden. Prof. Weizenbaum list am "Massachusetts Institute of Technology", Cambridge, Massachusetts. "Was immer der Computer auch macht, es ist letztendlich der Mensch , der die entstehenden Bit-Ketten interpretieren muß. Was die Programme und Daten des Computers bedeuten , hat mit ihm überhaupt nichts zu tun, das ist einemenschlicheSache. Hätten wir ein System von 64 Milliarden Computern, die zusammenarbeiten, und eine Intelligenz käme da irgendwie heraus, dann könnten wir aber noch nicht behaupten, wir hätten ein Modell der menschlichenIntelligenz, mit dessen Hilfe wir alle ihre Aspekte erklären können. Ich glaube, diese Aussage ist sehr wichtig. Um wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen, stellen wir Modelle her. Und wir können fragen, was ein solches Modell aussagt und was nicht. Die zweite Frage ist dabei viel wichtiger. Tatsächlich ist die Menge der Tatsachen, die ein beliebiges Modell nicht liefert, unendlich groß . Bei einem Computermodell der menschlichen Intelligenz ist das nicht anders: Fast alles wird ausgelassen, obwohl man soviel wie möglich hineinsteckt. Der denkende Mensch hat zum Beispiel eine Geschichte, wurde von einer Mutter geboren, und er hatte die Aufgabe, sich von der Mutter zu trennen, physikalisch und auch emotional. Und das hat diesem Menschen Erfahrungen eingetragen, die zu seinem Denken etwas beitragen. Das ist im Modell nicht enthalten. Man könnte jetzt sagen: "Ja, man könnte das doch in das Modell hineinstecken." Das führt zu der Behauptung, daß alle Aspekte des menschlichen Lebens in einer endlichen Bitkette kodierbar, das heißt berechenbar seien. Das ist Unsinn! Es würde bedeuten, daß alles in einem gewissen Sinn gesagt werden kann, daß es nichts gibt, das wir nicht sagen könnten. Und ich behaupte, wir alle wissen sehr viel, was wir nicht sagen können. Der Dichter Ionesco hat einmal geschrieben: "Alles kann in Worten gesagt werden, nur nicht die lebendige Wahrheit." Ich glaube, das stimmt. Und da - nicht in der Technik - sehen wir ganz deutlich dieGrenzender "Künstlichen Intelligenz". Möglicherweise können Maschinen in einem gewissen Sinn sogar sehr intelligent werden. Aber das ist eine Intelligenz, die eben ganz anders , die unmenschlich sein muß, weil wir eben kein Modell eines Menschen herstellen können, das wesentlichen Inhalt hat."

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