Das Buch der Geister

- 150 - rige Geister her, die nur das Böse wollen. Wenn sie helfen sollen, verlangen sie dafür Unterstützung in ihren schlechten Plänen. Daraus folgt nicht, daß der Nachbar sich ihrer durch eine entgegengesetzte Beschwörung und durch seinen eigenen Willen entledigen könnte. Wer eine schlechte Handlung begehen will, ruft schon dadurch allein böse Geister zu Hilfe. Dann muß er ihnen dienen wie sie ihm, denn auch sie bedürfen seiner zum Bösen, welches sie tun wollen. Einzig hierin besteht der Pakt. Frage: (600) Was ist der Sinn von fantastischen Legenden von Individuen, die zu ihrem irdischen Nutzen ihre Seele dem Teufel verkauften? Antwort: Alle Fabeln schließen eine Lehre und einen moralischen Sinn in sich ein, aber ihr dürft sie nicht buchstäblich nehmen. Diese Allegorie kann man so auslegen: Wer Geister zu Hilfe ruft, um Glücksgüter oder sonstige Gunst von ihnen zu erlangen, murrt gegen die Vorse- hung, verzichtet auf seine Sendung und auf die Prüfungen, die er bestehen soll und wird die Folgen davon im künftigen Leben tragen. Damit ist nicht gesagt, daß seine Seele für immer daran zu tragen haben wird. Da er, anstatt sich vom Stoff frei zu machen, immer tiefer darin versinkt, wird er die Freuden der Erde im Reiche der Geister nicht mehr besitzen, bis er es durch neue, größere oder schwerere Prüfungen wiedergutgemacht hat. Frage: (601) Kann ein schlechter Mensch mit Hilfe eines ihm ergebenen bösen Geistes seinem Nächsten Schaden zufügen? Antwort: Nein, Gott ließe dies nicht zu. Frage: (602) Was ist von dem Glauben zu halten, nach dem gewisse Leute die Macht hätten, ihre Mitmenschen zu behexen? Antwort: Manche Leute besitzen eine sehr große magnetische Kraft von der sie, wenn ihr eigener Geist böse ist, schlechten Gebrauch machen können. Sie können in diesem Falle von anderen bösen Geistern unterstützt werden. Eine solche magische Gewalt wie das Behexen besteht nur in der Einbildung abergläubischer Menschen, die die wahren Naturgesetze nicht kennen. Die angeführten Tatsachen sind nichts als schlecht beobachtete und namentlich schlecht verstandene natürliche Vorkommnisse. Frage: (603) Welches ist die Wirkung von Formeln und Kunstgriffen, mit deren Hilfe manche Menschen über den Willen der Geister angeblich verfügen? Antwort: Die Wirkung ist, daß sie sich lächerlich machen, wenn sie selbst daran glauben. Im umge- kehrten Falle sind sie Schurken, die eine Züchtigung verdienen. Alle Formeln sind Taschenspielerkünste. Es gibt kein sakramentales Wort, kein kabbalistisches Zeichen, keinen Talismann, der irgendeine Wirkung auf die Geister ausübte, denn diese werden durch den Gedanken, aber nicht durch materielle Dinge angezogen. Frage: (604) Haben nicht gewisse Geister zuweilen selbst kabbalistische Formeln diktiert? Antwort: Ja, ihr habt Geister, die euch Zeichen, sonderliche Worte usw. angeben, oder die euch gewisse Handlungen vorschreiben, mit deren Hilfe ihr sogenannte Beschwörungen vornehmt. Ihr könnt jedoch versichert sein, daß diese Geister eurer nur spotten und eure Leichtgläubigkeit ausnutzen. Frage: (605) Kann der, der mit Recht oder Unrecht an die Kräfte eines Talismanns glaubt, einen Geist anziehen? Denn das wäre dann ja nur der Gedanke, der wirkt, und der Talisman das Zeichen, das dem Gedanken die Richtung gibt? Antwort: Das ist wahr. Aber die Natur des angezogenen Geistes hängt von der Absicht und der Höhe der Gefühle ab. Wer einfältig genug ist, an die Wirkung eines Talismans zu glauben, wird wohl eher einen materiellen als einen moralischen Zweck verfolgen. Jedenfalls deutet dies auf eine Schwäche und Kleinlichkeit des Denkens, die unvollkommenen und Spottgeistern Gelegenheit zur Einmischung gibt.

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