Das Buch der Geister

- 150 - wandernden Zustand, wie die des Menschen? Antwort: Es ist eine Art von Herumirren, da sie nun an keinen Leib gebunden ist. Ein herumirrender Geist aber ist sie nicht. Der Wandergeist ist ein Wesen, das durch seinen freien Willen denkt und handelt. Die Tierseele hat diese Fähigkeit nicht. Selbstbewußtsein ist die hauptsächlichste Eigenschaft des Geistes. Dem Geist des Tieres wird nach dem Tode von den in Frage kommenden Geistern seine Stelle angewiesen, und er wird fast augenblicklich nutzbar gemacht. Er hat keine Zeit, sich mit anderen Geschöpfen in Beziehungen zu setzen. Frage: (661) Folgen die Tiere ähnlich dem Menschen einem Gesetze des Fortschritts? Antwort: Ja, und darum sind sie auf den höheren Welten, wo die Menschen weiter fortgeschritten sind, ebenfalls fortgeschrittener. Sie besitzen entwickeltere Mittel, sich mitzuteilen. Aber sie sind stets dem Menschen untergeordnet und untertan, seine verständigen Diener. Frage: (662) Schreiten die Tiere ebenso wie die Menschen, kraft ihres Willens oder durch die Gewalt der Dinge fort? Antwort: Vermöge der Gewalt der Dinge. Darum gibt es für sie keine Buße oder Sühne. Frage: (663) Kennen die Tiere auf den höheren Welten Gott? Antwort: Nein. Der Mensch ist ihnen ein Gott, wie einst den Menschen die Geister Götter waren. Frage: (664) Da selbst die vollkommensten Tiere auf den höheren Welten immer niedriger als der Mensch sind: folgt daraus, daß Gott intelligente Wesen geschaffen hat, die auf immer der Niedrigkeit verfallen sind? Antwort: Alles in der Natur ist durch Bande verbunden, die ihr noch nicht fassen könnt. Auch die scheinbar verschiedenartigsten Dinge haben Berührungspunkte. Der Mensch kann sie ahnen, begreifen wird er sie erst bei voller Entwicklung der Vernunft. Frage: (665) So ist also die Intelligenz eine gemeinsame Eigenschaft, ein Berührungspunkt zwischen der Tier- und Mehschenseele? Antwort: Ja, aber die Tiere haben nur die Intelligenz des stofflichen Lebens. Dem Menschen bringt die Intelligenz das moralische Leben. Frage: (666) Wenn man alle Berührungspunkte zwischen Menschen und Tieren in Betracht zieht, könnte man nicht glauben, der Mensch besitze zwei Seelen, eine Tier- und eine Geistseele, und er würde, hätte er letztere nicht, wie ein Tier leben? Also daß das Tier ein dem Menschen ähnliches Wesen sei, dem die Geistseele fehle? Antwort: Nein, der Mensch hat nicht zwei Seelen. Aber der Leib hat seine Instinkte, die eine Folge der Empfindung der Organe sind. Es gibt in ihm nur eine doppelte Natur: die tierische und und die geistige. Durch seinen Leib nimmt er teil an der Natur der Tiere, an ihren Instinkten, und durch seine Seele an derjenigen der Geister. Frage: (667) So hat er also, abgesehen von den eigenen Unvollkommenheiten, die er ablegen soll, auch noch gegen den Einfluß des Stoffes zu kämpfen? Antwort: Ja. Je niedriger er ist, desto enger sind die Bande zwischen Geist und Stoff. Tier- und Menschenseele unterscheiden sich so, daß die eine nicht einen für die andere geschaffenen Leib beseelen könnte. Fehlt dem Menschen auch die Tierseele, die ihn durch ihre Leiden- schaften dem Tiere gleichstellte, so hat er doch seinen Leib, der ihn zuweilen bis auf jene Stufe herabdrückt. Denn sein Leib ist ein mit Lebenskraft begabtes Wesen, das Instinkte besitzt, die aber blind sind und sich nur auf seine Erhaltung beschränken. Anmerkung: Indem sich der Geist in den Menschenleib inkarniert, teilt er ihm die Prinzipe

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