Das Buch der Geister

- 150 - Frage: (730) Kann man auf Nutzen bringende Weise für andere beten? Antwort: Der Geist des Betenden wirkt durch seinen Willen, Gutes zu tun. Durch das Gebet zieht er gute Geister an sich, die sich dem Guten, das er tun will, anschließen. Frage: (731) Können unsere Gebete für uns selbst das Wesen unserer Prüfungen ändern und ihnen eine andere Wendung geben? Antwort: Eure Prüfungen liegen in Gottes Hand, und es gibt welche, die bis zur Neige geleert werden müssen, dann aber trägt Gott stets der Ergebung Rechnung. Das Gebet ruft gute Geister an eure Seite, und diese geben euch die Kraft, die Prüfungen mutig zu ertragen. Gott kann die Gesetze der Natur nicht für jeden ändern, denn was für eure kleinliche Auffassung und für euer kurzes Leben ein großes Übel scheint, ist oft ein großes Gut in der allgemeinen Ordnung des Alls. Frage: (732) Ist es nützlich, für die Toten und die leidenden Geister zu beten, und wie können unsere Gebete ihnen Erleichterung schaffen? Antwort: Das Gebet kann nicht die Wirkung haben, Gottes Absichten zu ändern, aber die Seele, für die man betet, fühlt dadurch Erleichterung, weiß sie doch eine Seele, die sie liebt. Das Gebet erweckt in der Seele Reue und den Trieb zur Besserung. Letzterer ruft bessere Geister an die Seite des Leidenden, sie zu trösten. Frage: (733) Was ist von der Ansicht zu halten, die das Gebet für Tote verwirft, weil es nicht im Evangelium geboten wird? Antwort: Christus sagte zu den Menschen "Liebet einander!" Dieses Gebot schließt alles ein. Ein für den Toten an Gott gerichtetes Gebet ist für ihn ein Beweis des Gedenkens, es erleichtert seine Leiden und bringt ihm Trost. Stets weiß er, wer an ihn denkt. Daraus entsprießen bei ihm Dank und Liebe, Eigenschaften, die ihm so notwendig sind. Frage: (734) Kann man zu den Geistern beten? Antwort: Man kann zu den guten Geistern als den Boten Gottes und Vollziehern Seines Willens beten. Ihre Macht steht im Verhältnis zu ihrer Erhabenheit und ist stets abhängig von Gott. Darum sind an sie gerichtete Gebete nur wirksam, wenn Gott es genehmigt. Frage: (735) Warum ist Vielgötterei eine der ältesten und verbreitetsten Glaubensansichten, obwohl sie falsch ist? Antwort: Der Gedanke eines einzigen Gottes konnte bei den Menschen nur das Ergebnis seiner Ideenentwicklung sein. Seine Unwissenheit war nicht imstande, ein unstoffliches Wesen ohne bestimmte Gestalt, das auf den Stoff wirkt, zu fassen. Man gab ihm deshalb eine Gestalt und ein Antlitz. Von da ab war dem Menschen alles Gottheit, was seinen Verstand überschritt. Was er nicht begriff, mußte das Werk einer übernatürlichen Macht sein. Von hier bis zum Glauben an viele Einzelmächte war nur noch ein Schritt, als er auch Wirkun- gen feststellte. Frage: (736) Konnten nicht die spiristischen Erscheinungen an eine Vielheit von Göttern Glauben erwecken, da sie zu allen Zeiten bekannt waren? Antwort: Ohne Zweifel, denn da die Menschen alles Übermenschliche "Gott" nannten, waren die Geister für sie Götter. Darum machte man aus einem Menschen, der sich vor anderen durch eine unverstandene Macht auszeichnete, einen Gott und weihte ihm nach dem Tode einen Kult. Anmerkung: Das Wort "Gott" hatte bei den Alten einen sehr weiten Sinn. Es war die allgemeine Bezeichnung für jedes Wesen, das außerhalb der Bedingungen menschlicher Natur stand. Da nun spiritistische Kundgebungen das Dasein unkörperlicher, als Natur- mächte wirkender Wesen enthüllten, nannten sie diese "Götter", wie wir sie "Geister"

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