Das Buch der Geister

- 150 - Antwort: Man soll alles tun, die Vollkommenheit zu erreichen. Der Mensch selbst ist Werkzeug Gottes zu diesem Ziele. Daher ist eine Begünstigung dieser Vollkommenheit eine Förder- ung Seiner Absichten. Frage: (763) Im Bestreben nach Verbesserung der Rassen wird der Mensch meist vom persönli- chen Gefühl getrieben, und er verfolgt nur die Vermehrung seiner Genüsse. Vermindert dies nicht sein Verdienst? Antwort: Was tut es, wenn er kein Verdienst hat? Wenn nur der Fortschritt vorwärts geht. Seine Aufgabe ist es, seine Arbeit durch den Zweck verdienstlich zu machen. Frage: (764) Stehen die menschlichen Gesetze und Gepflogenheiten zur Verhinderung der Fortpflanzung im Widerspruch zu den Gesetzen der Natur? Antwort: Alles, was die Natur in ihrem Fortschritt behindert, richtet sich gegen das allgemeine Gesetz. Frage: (765) Es gibt aber Gattungen lebender Wesen, deren unbeschränkte Fortpflanzung anderen Gattungen schädlich wäre. Schließlich würde der Mensch selbst ihr Opfer werden. Darf der Mensch diese Fortpflanzung aufhalten, oder begeht er da Tadelnswertes? Antwort: Gott gab dem Menschen Macht über alle lebenden Wesen. Er darf die Fortpflanzung nach seinen Bedürfnissen ordnen, darf sie aber nicht ohne Not behindern. Frage: (766) Was ist von dem Brauch zu halten, die Fortpflanzung in der Absicht sinnlicher Genüsse zu verhindern? Antwort: Das beweist die Vorherrschaft des Leibes über die Seele und zeigt, wie tief der Mensch noch im Stoffe steckt. Frage: (767) Widerspricht die Ehe als bleibende Vereinigung zweier Wesen dem Gesetze der Natur? Antwort: Sie ist ein Fortschritt im Ganzen der Menschheit. Frage: (768) Was für eine Wirkung würde die Abschaffung der Ehe auf die menschliche Gesell- schaft ausüben? Antwort: Die Rückkehr zum Leben der Tiere. Anmerkung: Die freie und zufällige Vereinigung der Geschlechter ist der Naturzustand. Die Ehe ist einer der ersten Fortschritte in der menschlichen Gesellschaft, weil sie die wechselseitige brüderliche Verpflichtung einführt, ihre Abschaffung wäre daher eine Rückkehr zur Kindheit der Menschheit. Frage: (769) Liegt die unbedingte Unauflöslichkeit der Ehe im Gesetze der Natur, oder nur im menschlichen Gesetz? Antwort: Sie ist ein dem Naturgesetz höchst widersprechendes menschliches Gesetz. Die Menschen können aber ihre Gesetze ändern. Naturgesetze sind jedoch unveränderlich. Frage: (770) Ist die freiwillige Ehelosigkeit in den Augen Gottes ein verdienstlicher, vollkomme- nerer Zustand als die Ehe? Antwort: Nein, und die, die aus Eigennutz so leben, mißfallen Gott und betrügen jedermann. Frage: (771) Ist die Ehelosigkeit nicht bei gewissen Personen ein Opfer, welches sie dem wirk- sameren Dienste an der Menschheit bringen? Antwort: Das ist etwas ganz anderes. Ich sagte "aus Eigennutz". Jedes persönliche Opfer ist ver-

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