Das Buch der Geister

- 150 - dienstvoll, wenn es um des Guten willen getan wird. Frage: (772) Weist die nahezu gleich große Zahl Menschen beider Geschlechter auf das Verhältnis hin, nach dem sie sich verbinden sollen? Antwort: Ja, denn in der Natur hat alles seinen Zweck. Frage: (773) Was entspricht am ehesten dem Naturgesetz, die Einehe oder die Vielweiberei? Antwort: Vielweiberei ist ein menschliches Gesetz, dessen Aufhebung einen gesellschaftlichen Fortschritt bezeichnet. Nach der Absicht Gottes soll die Ehe auf die Neigung der sich ver- einigenden Wesen begründet werden. Bei der Vielweiberei gibt es keine wahre Neigung, sondern nur Sinnlichkeit. Anmerkung: Entspräche die Vielweiberei dem Naturgesetze, so wäre sie allgemein ver- breitet. Dies wäre gegenüber der gleichen Stärke der beiden Geschlechter eine Unmöglich- keit. Sie muß als besonderer Brauch betrachtet werden, der gewissen Sitten entspricht. Das Gesetz der Erhaltung Frage: (774) Ist der Erhaltungstrieb ein Naturgesetz? Antwort: Ohne Zweifel. Er ist allen lebenden Wesen eingepflanzt, welche Stufe der Intelligenz sie auch besitzen mögen. Bei dem einen ist er rein maschinengemäß, bei anderen vernunft- gemäß. Frage: (775) Zu welchem Zweck gab Gott allen lebenden Wesen diesen Trieb? Antwort: Weil alle an den Absichten der Vorsehung mitwirken sollen. Darum gab ihnen Gott das Bedürfnis zu leben. Auch ist das Leben notwendig zur Vervollkommnung. Die Wesen fühlen dies instinktartig, ohne sich darüber Rechenschaft zu geben. Frage: (776) Hat Gott, wie er dem Menschen das Bedürfnis zu leben gab, ihm auch immer die Mittel zum Leben gegeben? Antwort: Ja, und wenn er sie nicht findet, kommt dies nur daher, daß er sie nicht erkennt. Gott läßt die Erde Dinge hervorbringen, die ihren Bewohnern alles Notwendige bieten. Frage: (777) Warum erzeugt die Erde nicht immer so viel, um dem Menschen das Nötige zum Leben liefern zu können? Antwort: Weil der Mensch sie vernachlässigt. Sie würde stets das Nötige erzeugen, wenn der Mensch sich damit begnügen würde. Wenn sie nicht allen Bedürfnissen entspricht, so kommt dies daher, daß der Mensch das Nötige zum Überflüssigen verwendet. Wenn die Hälfte der Erzeugnisse zur Befriedigung unnützer Einfälle verschleudert wird, darf sich der Mensch nicht wundern, wenn Knappheit entsteht. Frage: (778) Dürfen unter den Gütern der Erde nur die Erzeugnisse des Bodens verstanden werden? Antwort: Der Boden ist die erste Quelle, der alle anderen Hilfsmittel entströmen, denn letztere sind ja nur Umwandlungen der Bodenerzeugnisse. Mithin ist unter den Gütern der Erde alles zu verstehen, was der Mensch genießen kann. Frage: (779) Manchen Menschen fehlen mitunter alle Existenzmittel, selbst inmitten des sie umgebenden Überflusses. Woran liegt dies? Antwort: Am Eigennutze der Menschen, die nicht immer tun, was sie sollen. Anmerkung: Wenn die Zivilisation die Bedürfnisse vermehrt, so vermehrt sie zugleich auch die Quellen der Arbeit und die Mittel zum Leben. Hier bleibt allerdings noch viel zu tun

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