Das Buch der Geister

- 150 - Frage: (815) Bei diesen Landplagen unterliegt scheinbar der Gute wie der Schlechte. Ist denn das gerecht? Antwort: Das Leben des Leibes hat nicht viel zu bedeuten, ein Jahrhundert eurer Welt gleicht einem Blitz in der Ewigkeit. Also sind auch eure Leiden von einigen Wochen oder Monaten, wie ihr das nennt, nichts. Leiber sind nur Verkleidungen, in denen die Geister in der Welt erscheinen. Die bei großen Unglücksfällen hinweggerafften Menschen gleichen einem Kriegsheer, das während eines Feldzuges seine Bekleidung abnutzt, zerreißt oder verliert. Der Feldherr aber kümmert sich mehr um seine Soldaten als um deren Kleider. Einwand: (816) Aber die Opfer dieser Landplagen sind deswegen nicht minder Opfer! Antwort: Jene Opfer finden in einem anderen Dasein einen reichlichen Ersatz für ihre Leiden, wenn sie dieselben ohne Murren ertragen. Anmerkung: Mag der Tod durch Seuchen oder eine sonstige Ursache herbeigeführt werden, man muß eben doch sterben, wenn das Stündlein geschlagen hat. Der einzige Unterschied ist der, daß eine größere Zahl zur gleichen Zeit von dannen zieht. Könnten wir uns in Gedanken so weit erheben, daß wir die Menschheit ganz umfaßten, erschienen uns jene großen Verheerungen nur noch als vorübergehende Gewitter in den Geschicken der Welt. Frage: (817) Haben die zerstörenden Landplagen in physischer Beziehung einen Nutzen, trotz ihrer Übel? Antwort: Ja, sie verändern zuweilen den Zustand einer Gegend. Das daraus entstehende Gute wird aber meist erst von späteren Geschlechtern empfunden. Frage: (818) Sollten die Landplagen nicht auch moralische Prüfungen sein, die den Menschen der äußersten Not preisgeben? Antwort: Sie sind Prüfungen, die dem Menschen Gelegenheit bieten, seine Intelligenz zu üben, seine Geduld und Ergebung in Gottes Willen zu zeigen und seine Selbstverleugnung, seine Uneigennützigkeit und Nächstenliebe zu entfalten. Frage: (819) Ist es dem Menschen gegeben, die über ihn kommenden Landplagen zu beschwören? Antwort: Ja, teilweise. Viele Landplagen sind die Folge seines Mangels an Voraussicht. In dem Maße, als er sich Kenntnisse und Erfahrung sammelt, vermag er sie "zu beschwören", das heißt, ihnen zuvorzukommen, wenn er hinter ihre Ursachen zu kommen weiß. Unter den Übeln der Menschen gibt es auch solche allgemeiner Natur, die in den Absichten der Vorsehung liegen. Diesen kann der Mensch nur Ergebenheit in den Willen Gottes entge- gensetzen. Auch diese Übel werden häufig durch die Sorglosigkeit des Menschen verschlimmert. Frage: (820) Was treibt den Menschen zum Kriege? Antwort: Oberherrschaft der tierischen über die geistige Natur, und die Befriedigung seiner Leiden- schaften. Im Zustande der Barbarei kennen die Völker nur das Recht des Stärkeren. Darum ist der Krieg für sie ein normaler, regelrechter Zustand. Je mehr der Mensch fortschreitet, desto seltener werden die Kriege, weil er dann deren Ursachen vermeidet. Frage: (821) Wird der Krieg einst vom Erdboden verschwinden? Antwort: Ja, wenn die Menschen die Gerechtigkeit werden erkannt haben. Dann sind alle Menschen Brüder. Frage: (822) Was war der Zweck der Vorsehung, als sie den Krieg notwendig machte? Antwort: Freiheit undFortschritt.

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