Das Buch der Geister

- 150 - Frage: (823) Wenn Krieg die Wirkung haben soll, daß der Mensch zur Freiheit gelange, wie kommt es dann, daß er oft die Unterjochung zur Folge hat? Antwort: Vorübergehende Unterjochung, um die Völker zu ermüden, damit sie schneller zum Ziele kommen. Frage: (824) Was ist von dem zu halten, der einen Krieg zu seinem eigenen Vorteil anstiftet? Antwort: Es ist der wahre Schuldige und wird sehr vieler Existenzen bedürfen, um alle Tode, die er veranlaßte, zu sühnen. Denn er wird über jeden Menschen, dessen Tod er zu Befriedigung seines Ehrgeizes verursachte, Rechenschaft zu geben haben! Frage: (825) Ist der Mord ein Verbrechen in den Augen Gottes? Antwort: Ja, ein sehr großes Verbrechen, denn wer seinesgleichen das Leben nimmt, zerreißt ein Leben der Sühne oder der Sendung, und hierin liegt das große Übel. Frage: (826) Ist die Schuld bei jedem Mord die gleiche? Antwort: Schon oft sagten wir: Gott ist gerecht. Er richtet die Absicht mehr als die Tat selbst. Frage: (827) Entschuldigt Gott den Totschlag im Falle der Notwehr? Antwort: Die Notwendigkeit allein kann ihn entschuldigen. Kann man aber sein eigenes Leben bewahren, ohne zu töten, so soll man es tun. Frage: (828) Wird der Mensch schuldig, wenn er im Kriege tötet? Antwort: Nein, wenn er durch die Gewalt dazu angehalten wird. Hingegen ist er der Grausamkeiten schuldig, die er begeht, und seine Menschlichkeit in jedem Falle wird ihm gutgeschrieben werden. Frage: (829) Wer trägt die größere Schuld in den Augen Gottes, der Vatermörder oder der Kindesmörder? Antwort: Beide tragen dieselbe Schuld, denn jedes Verbrechen ist ein Verbrechen. Frage: (830) Woher kommt es, daß bei intellektueller Hinsicht schon fortgeschrittenen Völkern Kindesmord in den Sitten liegt und von der Gesetzgebung geheiligt wird? Antwort: Die intellektuelle Entwicklung bedingt noch nicht die Notwendigkeit des Guten. Der an Intelligenz überlegene Geist kann sehr schlecht sein. Es ist der, der viel gelebt hat, doch ohne sich zu bessern. Er besitzt nur das Wissen. Frage: (831) Kann man die Grausamkeit aus dem Zerstörungstriebe ableiten? Antwort: Es ist der Zerstörungstrieb in seiner schlimmsten Entartung. Wenn schon das Zerstören zuweilen nötig ist, so ist es doch niemals die Grausamkeit. Sie ist stets das Ergebnis einer schlechten Natur. Frage: (832) Woher kommt es, daß die Grausamkeit ein herrschender Charakterzug der ältesten Völker ist? Antwort: Bei den ältesten Völkern führt der Stoff die Herrschaft über den Geist. Sie überlassen sich den tierischen Trieben. Da sie nur die Bedürfnisse des leiblichen Lebens kennen, denken sie nur an ihre eigene Erhaltung, was sie eben grausam macht. Ferner stehen die noch wenig entwickelten Völker unter Einfluß ebenso unvollkommener Geister, bis fortgeschrit- tenere Völker kommen und diesen Einfluß zerstören oder wenigstens abschwächen werden.

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