Das Buch der Geister

- 150 - Antwort: Ja, der vorgeschrittene Geist geht nicht mehr rückwärts. Er kann in seinem Zustand als Geist sich eine festere Hülle oder eine zweifelhaftere, weniger sichere Stellung als seine frühere wählen, aber das alles stets nur, damit es ihm zur Lehre diene und ihn im Fortschritt unterstütze. Frage: (895) Ist die Ungleichheit der gesellschaftlichen Stellungen und Verhältnisse ein Naturge- setz, und wird diese einst verschwinden? Antwort: Nein, kein Naturgesetz, sondern das Werk der Menschen. Gottes Gesetze sind ewig. Diese Ungleichheit wird mit der Herrschaft des Hochmutes und Eigennutzes verschwinden. Der Tag wird kommen, wo alle Glieder der großen Familie der Gotteskinder sich als gleich ansehen werden. Frage: (896) Was ist von denen zu halten, die ihre höhere soziale Stellung Schwachen gegenüber mißbrauchen? Antwort: Auch an sie wird die Reihe kommen, unterdrückt zu werden, und sie werden zu einem Dasein wiedergeboren werden, in dem sie alles, was sie erdulden ließen, selbst erdulden werden. Frage: (897) Hat die Ungleichheit des Besitzes nicht ihre Quelle in der Ungleichheit der Fähig- keiten, wodurch dem einen mehr Mittel zum Erwerb zufallen als dem anderen? Antwort: Ja und nein. Denke an die Arglist und den Diebstahl, was meinst du dazu? Einwand: (898) Ererbter Reichtum ist doch nicht die Frucht schlechter Leidenschaften. Antwort: Woher weißt du das? Gehe an die Quelle und sieh, ob sie immer rein ist. Weißt du, ob er nicht ursprünglich die Frucht einer Beraubung oder Ungerechtigkeit gewesen ist? Meinst du, daß nicht auch die Lüsternheit nach den Gütern selbst, das heimliche Sehnen, schnell in ihren Besitz zu gelangen, unlöbliche Gefühle sind? Das ist es, was Gott richtet. Frage: (899) Wenn ein Vermögen ursprünglich übel erworben wurde, sind dann die Erben dafür verantwortlich? Antwort: Sie sind natürlich nicht für die Taten anderer verantwortlich, um so weniger, als sie dies vielleicht gar nicht einmal wissen. Aber bedenke, daß ein Vermögen einem Menschen oft- mals zufällt, nur damit er Gelegenheit hat, eine Ungerechtigkeit wieder gutzumachen. Wohl ihm, wenn er das einsieht! Frage: (900) Man kann in einer mehr oder weniger billigen Weise über seine Güter verfügen. Ist man nach seinem Tode für die getroffenen Verfügungen verantwortlich? Antwort: Jede Handlung trägt ihre Früchte. Die der guten Handlungen sind süß, die der anderen sind immer bitter. Immer! Wisset es wohl! Frage: (901) Ist eine bedingte Gleichheit des Reichtums überhaupt möglich und hat eine solche jemals bestanden? Antwort: Nein, sie ist nicht möglich. Die Verschiedenheit der Fähigkeiten und der Charakter wider- streitet dem. Frage: (902) Aber es gibt doch Menschen, die da meinen, hierin liege die Arznei für die Übel der Gesellschaft? Antwort: Das sind Systematiker oder neidische Ehrgeizige. Sie sehen nicht ein, daß ihre geträumte Gleichheit sehr bald durch die Macht der Dinge würde aufgehoben werden. Frage: (903) Wenn die Gleichheit des Reichtums nicht möglich ist, verhält es sich dann ebenso mit der des Wohlergehens?

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