Das Buch der Geister

- 150 - Hochmut und Eigennutz. Sie erkennen, was sein soll, aber sie führen es nicht aus. Frage: (922) Wird den von ihnen hier auf Erden bekannten Grundsätzen im anderen Leben Rech- nung getragen werden? Antwort: Je mehr Verstand einer hat, um einen Grundsatz zu verstehen, desto weniger ist es zu entschuldigen, wenn er ihn nicht bei sich selber anwendet. Der einfache, aber lautere Mensch steht auf dem Wege zu Gott höher als der, welcher scheinen möchte, was er nicht ist. Frage: (923) Gibt es Menschen, die von Natur dazu bestimmt sind, das Eigentum anderer Menschen zu sein? Antwort: Jede unbedingte Unterwerfung eines Menschen unter einen anderen widerspricht dem Gesetze Gottes. Die Sklaverei ist ein Mißbrauch der Gewalt. Frage: (924) Wenn die Sklaverei in die Sitten eines Volkes aufgenommen ist, sind dann jene, die daraus einen Nutzen ziehen, zu tadeln? Antwort: Übel bleibt Übel, alle eure Trugschlüsse bringen es nicht dahin, daß eine schlechte Hand- lung zu einer guten werde. Wer aus dem Gesetze der Sklaverei Nutzen zieht, ist stets einer Verletzung des Naturgesetzes schuldig. Frage: (925) Bringt die natürliche Ungleichheit der Fähigkeiten nicht gewisse Menschenrassen in Abhängigkeit von intelligenten Rassen? Antwort: Ja, um sie hervorzuheben, nicht um sie durch Knechtschaft noch mehr zu verdummen. Frage: (926) Es gibt Menschen, die ihre Sklaven menschlich behandeln und der Ansicht sind, in der Freiheit hätten sie größere Entbehrungen durchzumachen. Was meint ihr dazu? Antwort: Ich sage, daß diese ihren Vorteil besser verstehen, sie tragen auch für ihre Ochsen und Pferde große Sorge, um auf dem Markte größeren Nutzen daraus zu ziehen. Frage: (927) Gibt es im Menschen etwas, das sich jedem Zwang entzieht? Antwort: In seinem Denken besitzt der Mensch eine schrankenlose Freiheit, denn Denken kennt keine Hindernisse. Man kann seinen Aufschwung niederhalten, aber es nicht vernichten. Frage: (928) Ist der Mensch für sein Denken verantwortlich? Antwort: Ja, vor Gott ist er dafür verantwortlich. Gott verdammt es oder spricht es frei nach Seiner Gerechtigkeit. Frage: (929) Ist die Gewissensfreiheit eine Folge der Denkfreiheit? Antwort: Das Gewissen ist ein Denken im Innersten des Menschen, das ihm wie alle seine anderen Gedanken zu eigen ist. Frage: (930) Hat der Mensch das Recht, die Gewissensfreiheit zu beschränken? Antwort: Ebensowenig wie die Denkfreiheit, denn Gott allein kommt das Recht zu, das Gewissen zu richten. Frage: (931) Was ist die Folge der Beschränkung der Gewissensfreiheit? Antwort: Die Menschen zwingen, anders zu handeln, als sie denken, heißt sie zu Heuchlern machen. Die Gewissensfreiheit ist eines der besonderen Kennzeichen wahrer Zivilisation und echten Fortschritts.

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