Das Buch der Geister

- 150 - Frage: (950) Was bezweckt die Vorsehung damit, daß sie uns Gefahren aussetzt, die dann keine Folgen haben sollen? Antwort: Mit den Gefahren, die euch bedrohen, erinnert euch Gott an eure Schwachheit und an die Gebrechlichkeit eures Daseins. Prüft man Ursache und Wesen der Gefahr näher, so wird man finden, daß ihre Folgen meist die Bestrafung eines begangenen Fehlers oder einer versäumten Pflicht waren. Frage: (951) Kennt der Geist die Todesart, der er unterliegen soll, im voraus? Antwort: Er weiß, daß das von ihm gewählte Leben ihn eher dieser oder jener Todesart aussetzt, er kennt die Kämpfe, die er bestehen muß, um sie zu vermeiden, und er weiß, daß er nicht unterliegen wird, wenn Gott es so will. Frage: (952) Es gibt Menschen, die den Gefahren einer Schlacht die Stirn bieten in der Überzeu- gung, daß ihre Stunde noch nicht gekommen ist. Liegt in diesem Vertrauen etwas Wahres und Begründetes? Antwort: Der Mensch hat oft eine Vorahnung seines Todes oder fühlt voraus, daß er noch nicht ster- ben werde. Dies Vorgefühl kommt ihm von seinen Schutzgeistern, die ihn warnen wollen, sich zum Sterben bereitzuhalten, oder die andererseits seinen Mut in jenen Augenblicken erhöhen, wo er seiner nötig bedarf. Es kann ihm auch aus der dunklen Anschauung der von ihm einst gewählten Existenz oder der von ihm übernommenen Sendung aufsteigen, von der er weiß, daß sie noch nicht erfüllt ist. Frage: (953) Woher kommt es, daß jene, die ihren Tod vorausahnen, ihn in der Regel weniger fürchten als andere? Antwort: Den Tod fürchtet der Mensch, nicht der Geist. Wer den Tod vorausahnt, denkt mehr als Geist wie als Mensch. Er erkennt seine Befreiung und wartet ab. Frage: (954) Wenn der Tod zu seiner Stunde nicht vermieden werden kann, verhält es sich dann auch ebenso mit allen Unglücksfällen, die uns im Laufe des Lebens zustoßen? Antwort: Das sind oft Dinge, vor denen wir euch warnen können und die ihr demzufolge vermeidet, denn wir lieben nicht das körperliche Leiden. Doch diese Unglücksfälle sind für euer Leben kaum von Belang, das wahre und wirkliche Verhängnis bezieht sich nur auf die Stunde eures Erscheinens und Abtretens von dieser Erde. Frage: (955) Gibt es Tatsachen, die mit Notwendigkeit eintreten müssen und die auch der Wille der Geister nicht beschwören kann? Antwort: Ja, die du aber in deinem Zustande als Geist gesehen und geahnt hast, als du deine Wahl trafst. Glaube nicht, daß alles, was sich ereignet, festgelegt ist. Ein Ereignis ist oft die Folge von etwas, das du kraft deines freien Willens tatest. Hättest du es nicht getan, wäre auch das daraus resultierende Ereignis nicht eingetreten. Von Gott vorausgesehen sind nur die großen Schmerzen und die wichtigen Ereignisse, die auf das Moralische wirken. Sie dienen zu deiner Belehrung und Reinigung. Frage: (956) Kann der Mensch durch seinen Willen bewirken, daß Ereignisse, welche stattfinden sollten, nicht eintreten oder umgekehrt? Antwort: Er kann es, wenn diese anscheinende Abweichung in den Rahmen des von ihm gewählten Lebens einzufügen ist. Frage: (957) Weiß der Mensch, der einen Mord begeht, bei der Wahl seines Daseins, daß er ein Mörder werden wird?

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