Das Buch der Geister

- 159 - ward dem Menschen zum Guten verliehen und sie können ihn zu großen Dingen führen. Erst der Mißbrauch erzeugt Übel. Frage: (1010) Wie kann man die Grenze feststellen, wo die Leidenschaften aufhören gut oder böse zu sein? Antwort: Leidenschaften gleichen einem Pferde, das nützlich ist, wenn es bemeistert wird, und gefährlich, spielt es selbst den Meister. Eine Leidenschaft wird von dem Augenblick an gefährlich, wo ihr sie nicht mehr beherrschen könnt. Frage: (1011) Kann der Mensch seine bösen Neigungen immer durch die eigene Kraft bemeistern? Antwort: Ja, und zuweilen mit nur geringerer Anstrengung. Es fehlt ihm nur der Wille. Ach, wie wenige von euch strengen sich an! Frage: (1012) Kann der Mensch in den Geistern eine wirksame Hilfe finden zur Bemeisterung seiner Leidenschaften? Antwort: Wenn er Gott und seinen Schutzgeist aufrichtig bittet, werden ihm gute Geister ganz gewiß zur Hilfe kommen, es ist ihre Sendung. Frage: (1013) Gibt es nicht so starke und unwiderstehliche Leidenschaften, daß der gute Wille zum Besiegen ohnmächtig bleibt? Antwort: Wenn man glaubt, seine Leidenschaften nicht überwinden zu können, so geschieht dies nur, weil der tiefstehende Geist sich darin gefällt und wohlfühlt. Wer sie zurückzudrängen versucht, erkennt seine geistige Natur. Bei einem solchen Menschen ist Überwindung ein Sieg des Geistes über den Stoff. Frage: (1014) Was ist das wirksamste Mittel, die Vorherrschaft der leiblichen Natur zu bekämp- fen? Antwort: Sich selbst zu verleugnen. Frage: (1015) Was ist die Wurzel alles Bösen? Antwort: Wir sagten es schon oft: die Selbstsucht. Aus ihr stammt alles Böse. Durchsuchet alle Erscheinungen des Bösen und ihr werdet finden, daß ihnen allen die Selbstsucht zugrunde liegt. Wer immer schon in diesem Leben sich der sittlichen Vollendung nähern will, muß alle Selbstsucht aus dem Herzen reißen, denn sie verträgt sich nicht mit Gerechtigkeit und Menschenliebe. Frage: (1016) Da Selbstsucht auf persönlichem Interesse gegründet ist, so scheint es recht schwer, sie ganz aus dem Herzen zu reißen. Wird man jemals dazu gelangen? Antwort: Je mehr sich die Menschen über die geistigen Dinge aufklären, desto weniger Wert werden sie auf die materiellen Dinge legen. Frage: (1017) Wird die Selbstsucht, da sie vom Menschengeschlechte unzertrennlich ist, nicht stets ein Hindernis für die Herrschaft des unbedingt Guten auf der Erde bleiben? Antwort: Sie ist zwar euer größtes Übel, aber sie liegt in der Niedrigkeit der auf der Erde inkar- nierten Geister begründet, nicht in der Menschheit als solche. Wenn sich die Geister durch eine Reihe von Inkarnationen reinigen, verlieren sie die Selbstsucht wie sie ihre anderen Unreinigkeiten verlieren. Habt ihr denn auf Erden gar keinen Menschen ohne Selbstsucht, der Nächstenliebe übt? Es gibt deren mehr als ihr glaubt! Aber ihr kennt sie kaum, weil die Tugend sich nicht an das Licht des hellen Tages drängt. Frage: (1018) Die Selbstsucht nimmt mit der Zivilisation zu, wird durch sie geweckt und unter-

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