Das Buch der Geister

- 16 - unfehlbar halten. Den Spiritismus als Wissenschaft kann man in zwei große Hälften teilen: In einen experimentellen Teil über die Kundgebungen überhaupt, und in einen philosophischen Teil über die intelligenten Kundgebungen. Beide Teile ergänzen sich zur Einheit. Wer den ersten Teil allein studieren wollte, wäre ein Physiker, der die Physik nur aus Experimenten kennt und dem das Grundwissen dazu fehlt, und umgekehrt. Die eigentliche spiritistische Lehre liegt in der erhaltenen Unterweisung, die Kennt- nisse, die diese Lehre vermittelt, sind so tiefschürfend, daß sie nur in ernstem und ständigem, gesammeltem Studium gewonnen werden können. So allein kann man die Menge von Tatsachen und Schattierungen beobachten und das Material bieten, um eine richtige Ansicht zu bilden. Hätte dies Buch nur den einen Erfolg, daß es die ernste Seite der spiritistischen Frage vorlegte und in diesem Sinne Anlaß zu weiteren Studien gäbe, so wäre dies schon viel. Wir hoffen aber noch auf ein anderes Resultat: Daß es nach Aufklärung verlangende Menschen leitet und ihnen in und mit diesen Studien ein großes und erhabenes Ziel vorhält, das des persönlichen und sozialen Fortschrittes, unter Aufzeigung der einzuschlagenden Wege zur Erreichung dieses Zieles. Schließen wir nun mit einer letzten Betrachtung: Die Astronomen haben, wenn sie ihren Blick in den Weltenraum versenkten, bei der Verteilung der Himmelskörper nicht gerechtfertigte, den Gesetzen des Universums widersprechende Lücken entdeckt. Sie haben daraus die Schlußfolgerung gezogen, daß diese großen Lücken von Himmelskör- pern ausgefüllt sein müssen, die ihren Blicken und Feststellungen bis dahin entgangen sind. Sie haben weiter bestimmte Wirkungen beobachtet, für die ihnen die Ursache nicht bekannt war. Da schlußfol- gerten sie: "Da muß noch eine Welt vorhanden sein, denn diese Lücke ist unmöglich, auch müssen diese Wirkungen eine bestimmte Ursache haben." Als sie daraufhin von der Wirkung auf die Ursache schlossen, konnten sie die Elemente derselben berechnen, und später haben die Tatsachen ihre Annahmen bestätigt. Dehnen wir diese Darstellung auf eine andere Vorstellungsreihe aus: Beobachtet man die Reihen der Wesen, so findet man, daß sie eine ununterbrochen zusammenhängende Kette vom einfachsten Stoffe bis zum intelligentesten Menschen herauf bilden. Doch welche unermeßliche Lücke klafft noch zwischen dem Menschen und Gott, dem Anfang und Ende aller Dinge! Ist es nun logisch anzunehmen, daß beim Menschen die Ringe dieser Kette stehenbleiben, daß er ohne Übergangsglied jenen Zwischenraum durchmißt, der ihn vom Unendlichen trennt? Die Vernunft sagt uns, daß es zwischen Mensch und Gott noch viele andere Stufen geben muß, wie sie den Astronomen gesagt hat, daß es zwischen den bekannten Welten noch unbekannte geben muß. Der Spiritismus füllt diese Lücke aus mit Wesen aller Rangklassen der unsichtbaren Welt, und diese Wesen sind nichts anderes als die Geister der Menschen, wandernd auf den verschiedenen zur Vollkommenheit führenden Stufen. So bindet und verkettet sich alles, vom Anfang bis zum Ende! Allan Kardec

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