Das Buch der Geister

- 170 - Antwort: Die gesunde Vernunft sagt uns, daß es gar nicht anders sein kann. Frage: (1087) Ist diese beständige Gegenwart der Opfer für den Schuldigen eine Züchtigung? Antwort: Eine größere als man glaubt, aber nur solange, bis er seine Fehltritte gesühnt hat, sei es als Geist oder als Mensch in neuen leiblichen Existenzen. Frage: (1088) Trübt die Erinnerung an die von der Seele im unvollkommenen Zustande began- genen Fehler nicht ihr Glück? Antwort: Nein, sie hat ihre Fehler wieder gutgemacht und ist siegreich aus den Prüfungen hervorge- gangen, die sie sich gerade zu diesem Zweck auferlegte. Frage: (1089) Sind die noch durchzumachenden Prüfungen nicht Gegenstand schmerzlicher Besorgnis für die Seele, die ihr Glück trüben muß? Antwort: Nur für die noch befleckte Seele. Ihr Glück ist daher erst vollkommen, wenn sie ganz rein ist. Für die schon erhöhte Seele hat der Gedanke an die noch kommenden Prüfungen nichts Schmerzliches mehr. Anmerkung: Die zu einem gewissen Grad von Reinheit gelangte Seele kostet schon von der Seligkeit. Eine sanfte Befriedigung durchdringt sie, sie ist beglückt von allem was sie sieht und was sie umgibt. Der Schleier über die Wunder und Geheimnisse der Schöpfung lüftet sich vor ihr, die göttlichen Vollkommenheiten erscheinen ihr in all ihrerHerrlichkeit. Frage: (1090) Bildet das die Geister gleichen Ranges einigende Band für sie eine Quelle der Seligkeit? Antwort: Die Einigung der guten sympathisierenden Geister ist für sie einer der höchsten Genüsse, denn sie haben nicht zu fürchten, daß diese Einigung durch Selbstsucht könnte getrübt werden. Frage: (1091) Gibt es für den zukünftigen Zustand des Geistes einen Unterschied zwischen dem, der den Tod fürchtete, und dem, der ihn mit Freude oder Gleichgültigkeit aufnahm? Antwort: Er kann sehr groß sein, oft aber verschwindet er vor den Ursachen, die die Furcht oder Freude einflößten. Die Beweggründe sind es, die auf den Zustand des Geistes Einfluß ausüben. Frage: (1092) Ist es nötig, den Spiritismus offen zu bekennen und an die Kundgebungen zu glau- ben, um uns unser Los im künftigen Leben zu sichern? Antwort: Wenn dieses sein müßte, könnte man daraus folgern, daß alle die, die nicht glauben oder nicht in der Lage waren, sich zu unterrichten, von Gott enterbt würden. Das wäre gegen jede Vernunft. Nur das Gute sichert das künftige Geschick. Frage: (1093) Empfindet der Geist, der in einer neuen Existenz seine Fehler büßt, keine stoffli- chen Leiden, und ist es in diesem Falle richtig, wenn man sagt, daß die Seele nach dem Tode nur moralische Schmerzen leidet? Antwort: Für die wieder inkarnierte Seele sind die Trübsale des Lebens natürlich ein Leiden, aber nur der Leib leidet hier in stofflicher, sinnlicher Weise. Ihr sagt oft vom Verstorbenen, jetzt habe er ausgelitten. Das ist nicht immer wahr. Als Geist hat er keine leiblichen Schmerzen mehr, doch je nach begangenen Fehlern kann er empfindliche moralische Schmerzen lei- den, und in einer neuen Existenz kann er noch unglücklicher werden. Frage: (1094) Sind die Wechselfälle des Lebens immer Strafen für hier auf Erden begangene Fehler?

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