Das Buch der Geister

- 33 - Frage: (100) Sind die Geister von Natur aus gut oder böse, oder sind es die gleichen Geister, die sich allmählich bessern? Antwort: Das Letztere ist der Fall. Indem sie sich bessern, steigen sie von Stufe zu Stufe empor. Frage: (101) Sind die einen Geister gut, die anderen böse geschaffen worden? Antwort: Gott schuf alle Geister gut und unwissend. Jeder war zur Erkenntnis und Vollendung beru- fen. In ihrer Aneignung durch Bestehen von Prüfungen ruhen für sie die Glückseligkeiten. Annahme in Ergebenheit oder Ablehnung mit Murren sind die Wege nach oben oder unten, zur Vollkommenheit in Gott oder zum Bösen. Frage: (102) Gibt es Geister, die ewig auf den unteren Stufen bleiben? Antwort: Nein, alle werden einst vollkommen sein. Aber das dauert lange. Ein barmherziger und gerechter Vater kann seine Kinder nicht ewig von sich stoßen. Frage: (103) Liegt es in der Macht der Geister, ihren Fortschritt zu beschleunigen? Antwort: Gewiß! Je nach ihrer Sehnsucht und Unterwerfung unter den Willen Gottes gelangen sie mehr oder weniger schnell zum Ziele. Frage: (104) Können die Geister auch entarten Antwort: Nein. Je weiter sie fortschreiten, desto mehr erkennen sie, was sie von der Vollendung entfernte. Bestand der Geist eine Prüfung, so hat er eine Erkenntnis davon, die er nie wie- der vergißt. Er kann in der Vervollkommnung stehenbleiben, aber nicht zurückschreiten. Frage: (105) Konnte Gott die Geister nicht von den Prüfungen bis zur ersten Stufe hin entbinden? Antwort: Hätte er sie vollkommen geschaffen, so hätten sie kein Verdienst, das Glück der Vollen- dung zu genießen. Es gibt keine Verdienste ohne Kampf. Durch ihre Ungleichheit wird erst ihre Persönlichkeit bedingt, auch liegt die Sendung, die sie auf den verschiedenen Stufen zu erfüllen haben, in den Plänen der Vorsehung zur Harmonie des Alls. Frage: (106) Gehen alle Geister durch die Schule des Bösen, um zum Guten zu gelangen? Antwort: Nicht durch die "Schule des Bösen", sondern durch die Schule der Unwissenheit. Frage: (107) Warum gingen einige Geister den Weg des Guten, andere den Weg des Bösen? Antwort: Haben sie nicht ihren freien Willen? Gott schuf keine bösen Geister. Er schuf sie einfach und unwissend, mit gleichen Fähigkeiten zum Guten und Bösen. Die Bösen sind es durch ihren Willen geworden. Frage: (108) Wie können Geister bei ihrer Entstehung, wo sie noch kein Selbstbewußtsein haben, Wahlfreiheit zwischen Gut und Böse besitzen? Ruht in ihnen ein Prinzip, das sie eher auf den einen als auf den anderen Weg führt? Antwort: Der freie Wille entwickelt sich in dem Maße, wie der Geist sich Selbstbewußtsein erwirbt. Es gäbe keine Freiheit mehr, würde die Wahl durch eine vom Willen des Geistes unabhän- gige Ursache herbeigeführt werden. Die Ursache liegt nicht in sondern außer ihm, in Einwirkungen, denen er zufolge seines freien Willens nachgibt. Dies ist der Sündenfall und die "Erbsünde": die einen unterlagen der Versuchung und die anderen widerstanden. Die äußeren Einwirkungen kommen von den unvollkommenen Geistern her, die sich seiner bemächtigen, ihn zu beherrschen suchen, Freude empfinden, wenn sie ihn zu Fall bringen können. Dies wollte man mit der Gestalt des Satans ausdrücken. Diese böse Einwirkung nun folgt ihm in seinem Geisterleben, bis er so viel Herrschaft über sich selbst erworben hat, daß die Bösen von ihm ablassen und ihn nicht mehr quälen.

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