Das Buch der Geister

- 48 - Antlitz spricht das Wesen der Seele aus. Anmerkung: Da der die Seele umhüllende Leib in einer neuen Inkarnation keine notwen- digen Beziehungen zu dem hat, den er verlassen, wäre die Annahme einer Reihenfolge von Existenzen, die nur eine zufällige Ähnlichkeit haben, ungereimt. Man findet zuweilen unter der niedrigsten Hülle einen Ausdruck von Hoheit und Würde, während unter dem Kleide eines großen Herrn oft Gemeinheit und Schmach hervorschauen. Es gibt Menschen aus niedrigem Stande, die mühelos Benehmen und Gewohnheiten der großen Welt annehmen,als ob sie ihr Element wären. Wie soll man dies anders erklären als einen Widerschein dessen, was der Geist einst gewesen ist? Frage: (222) Bewahrt der inkarnierte Geist Wahrnehmungsspuren und Kenntnisse seiner früheren Existenzen? Antwort: Sie bleiben ihm eine unbestimmte Erinnerung, die ihm die angeborenen Ideen verleiht. Die in jeder Daseinsform erworbenen Kenntnisse gehen nicht verloren und der vom Stoffe befreite Geist erinnert sich stets derselben. Er kann sie während der Inkarnation teilweise vergessen, aber das ferne, unbewußte Gefühl, das ihm davon bleibt, hilft ihm zu seinem Fortschreiten, er müßte sonst immer von vorn anfangen. In jeder neuen Inkarnation nimmt der Geist seinen Ausgangspunkt da, wo er in der früheren geblieben ist. Frage: (223) Es muß also eine enge Verbindung zwischen zwei aufeinanderfolgenden Inkarnatio- nen bestehen? Antwort: Nicht immer eine so starke, wie du annimmst, denn die Stellungen sind bisweilen sehr verschieden und in der Zwischenzeit konnte der Geist Fortschritte machen. Frage: (224) Woher stammen die ganz außerordentlichen Fähigkeiten mancher Menschen in Spra- chen, Rechnen usw., die sie ohne vorhergehende Studien aus unmittelbarer Anschauung haben? Antwort: Aus Erinnerungen der Vergangenheit und früheren Fortschritten der Seele, wovon sie gegenwärtig kein Bewußtsein hat. Frage: (225) Kann man beim Wechsel des Leibes gewisse Geistesfähigkeiten verlieren oder keinen Geschmack mehr für die Künste haben? Antwort: Ja, wenn man solche Fähigkeit befleckt oder schlecht angewendet hat. Auch kann solche Fähigkeit während einer Existenz schlummern, weil der Geist eine andere üben will, die zu ihr in keiner Beziehung steht. Dann bleibt sie ruhend, im latenten Zustand, um später wieder aufzutreten. Frage: (226) Verdankt der Mensch, selbst als Wilder (Naturmensch), das instinktartige Gefühl vom Dasein Gottes und die Ahnung eines künftigen Lebens solchen Rückerinnerungen? Antwort: Es ist bei ihm eine Erinnerung an das, was er als Geist wußte, bevor er sich inkarnierte. Der inkarnierte Geist hat, indem er das dunkle Gefühl seines Zustandes als Geist bewahrt, ein instinktartiges Bewußtsein von der unsichtbaren Welt, oft ist er aber von Vorurteilen befan- gen und seine Unwissenheit mischt den Aberglauben hinein. * * *

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