Das Buch der Geister

- 150 - Frage: (417) Wäre es nicht angenehmer für sie, wenn sie sich wiedererkennen würden? Antwort: Nicht immer. Die Erinnerung an vergangene Existenzen hätte größere Unzuträglichkeiten, als ihr glaubt. Nach dem Tode werden sie sich wiedererkennen und die Zeit kennen, wo sie zusammen gelebt hatten. Frage: (418) Hat Sympathie stets ein früheres Bekanntsein miteinander als Prinzip? Antwort: Nein. Zwei Geister, die sich zueinander hingezogen fühlen, suchen sich natürlich auf, ohne daß sie sich als Menschen kannten. Frage: (419) Sind die Begegnungen mit gewissen Personen, die man dem Zufall zuschreibt, nicht Wirkung einer Art Sympathie? Antwort: Es gibt zwischen den denkenden Wesen Bande, die euch noch unbekannt sind. Der Magnetismus ist der Führer durch diese Wissenschaft, die ihr später einmal besser verstehen werdet. Frage: (420) Woher stammt die instinktmäßige Ablehnung, die man zuweilen beim ersten Anblick einer Person empfindet? Antwort: Antipathische Geister sind es, die sich erraten und wiedererkennen, ohne ein Wort miteinander gewechselt zu haben. Frage: (421) Ist die instinktmäßige Antipathie stets ein Zeichen böser Natur? Antwort: Zwei Geister sind nicht notwendig böse, weil sie sich nicht sympathisch sind. Antipathie kann aus einem Mangel an Verwandtschaft des Denkens entstehen. Je mehr sie sich aber erheben, desto mehr verwischen die Verschiedenheiten und die Antipathie schwindet. Frage: (422) Entsteht die Antipathie zwischen zwei Personen zuerst beim niederen oder beim höheren Geist? Antwort: Bei beiden zugleich, aber Ursache und Wirkungen sind verschieden. Ein böser Geist hat Antipathie gegen jeden, der ihn beurteilen und entlarven kann. Der gute Geist aber fühlt sich zurückgestoßen vom bösen, weil er weiß, daß er ihn nicht versteht und seine Gefühle nicht teilt. Doch stark in seiner Überlegenheit, fühlt er weder Haß noch Neid gegen ihn. Er begnügt sich, ihn zu meiden und zu beklagen. Frage: (423) Warum verliert der inkarnierte Geist die Erinnerung an seine Vergangenheit? Antwort: Der Mensch kann und soll nicht alles wissen. Ohne den Schleier, der ihm gewisse Dinge verbirgt, würde der Mensch geblendet sein wie jemand, der ohne Übergang vom Dunkel ins Licht tritt. Durch Vergessen der Vergangenheit ist er mehr er selbst. Frage: (424) Wie kann der Mensch für Handlungen verantwortlich sein und für Fehler büßen, an die er sich nicht erinnert? Wie kann er aus Erfahrungen Nutzen ziehen, die er in vergesse- nen Daseinsformen gemacht hat? Man könnte verstehen, daß die Trübsale des Lebens für ihn eine Lehre sind, wenn er wüßte, wodurch er sich diese verdient oder zugezogen hat. Aber sobald keine Erinnerung mehr da ist, ist ihm jedes neue Dasein wie sein erstes. Wie steht es da mit Gottes Gerechtigkeit? Antwort: Bei jedem neuen Dasein hat der Mensch mehr Intelligenz und kann das Gute besser vom Bösen unterscheiden. Wo bliebe das Verdienst, wenn er sich der ganzen Vergangenheit erinnerte? Bei der Rückkehr in sein ursprüngliches Leben entrollt sich doch vor ihm sein ganzes vergangenes Leben. Er sieht die begangenen Fehler als Ursachen seines Leides wie auch das, was ihn davor hätte bewahren können. Er erkennt seine Lage als gerecht und sucht nun ein Dasein, welches das vergangene Leben wiedergutmacht. Er sucht ähnliche Prüfungen wie die, die er durchgemacht. Er bittet höhere Geister, ihm beizustehen in der

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