Das Buch der Medien

- 102 - zuweilen aus Haß und Neid gegen den Guten, deshalb werfen sie ihre boshaften Blicke auf die rechtschaffensten Menschen. Andere sind von einem Gefühl der Feigheit geleitet, das sie veranlaßt, aus der moralischen Schwäche gewisser Menschen Nutzen zu ziehen, Menschen, von denen sie wissen, daß sie nicht fähig sind zu widerstehen. Einer von dieser Art, der einen jungen Menschen von etwas beschränkter Intelligenz unterjocht hatte, gab uns auf die Frage, warum er gerade diese Wahl getroffen habe, zur Antwort, daß er ein großes Bedürfnis fühle, jemanden zu quälen. Da aber eine verständige Person ihn zurückweisen würde, hänge er sich eben einem Dummkopf an, der ihm keine Tugend entgegenzusetzen habe. Es gibt belästigende Geister ohne Bosheit, die sogar Gutes an sich haben können, die aber auf ihr falsches Wissen stolz sind. Sie haben ihre eigenen Gedanken, ihre Systeme über die Wissenschaften, über die gesellschaftlichen Verhältnisse, über Moral und Philosophie. Sie möchten ihrer Meinung Geltung verschaffen und suchen zu diesem Zweck leichtgläubige Medien, die sie verblenden, um sie daran zu hindern, Wahres vom Falschen zu unterscheiden. Diese Art Geister sind die gefährlichsten, weil sie ihren lächerlichen Ansichten Glauben verschaffen können. Da sie den Zauber großer Namen kennen, machen sie sich auch kein Gewissen daraus, sich mit solchen Namen zu zieren, vor denen man sich beugt und schrecken selbst vor der Gotteslästerung nicht zurück, sich Jesus, Jungfrau Maria oder den Namen eines anderen Heiligen zuzulegen. Sie trachten danach, durch pomphafte Sprache zu blenden, geschmückt mit großen Worten der Nächstenliebe und Moral. Sie werden sich hüten, jemals einen schlechten Rat zu erteilen, weil sie genau wissen, daß sie abgewiesen werden. Auch verteidigen sie diejenigen, die sie mißbrauchen, indem sie sagen: Ihr seht doch wohl, daß sie nichts Schlechtes sagen! Die systematischen Geister sind im allgemeinen sehr schreibselig, deshalb suchen sie Medien, die mit Leichtigkeit schreiben, aus denen sie willige und begeisterte Werkzeuge zu machen sich bestreben, indem sie dieselben verblenden. Sie sind fast immer wortreich und geschwätzig und ersetzen Qualität ihrer Kundgebungen durch Quantität. Es gefällt ihnen, ihren Medien umfangreiche, aber unverdauliche Schriften zu diktieren, die wenig verständlich sind, und zum Glück als Gegengift die materielle Unmöglichkeit haben, von der Menge gelesen zu werden. • Die wahrhaft erhabenen Geister sind sparsam in Worten, mit nur wenig Worten sagen sie viel. Ein verschwenderischer Wortschwall muß immer verdächtig erscheinen. Man kann nicht umsichtig genug sein, solche schwülstigen Schriften zu veröffentlichen. Die Utopien und absonderlichen Ideen, die sie oft im Übermaß enthalten, beleidigen den gesunden Sinn und bringen einen schlechten Eindruck auf Neulinge hervor. Sie bringen ihnen einen völlig falschen Begriff vom Spiritismus. Es geschieht oft, daß ein Medium nur mit einem einzigen Geiste verkehren kann, der sich ihm anhängt und für diejenigen antwortet, die man durch seine Vermittlung anruft. Es ist dies nicht immer eine Besessenheit, es kann auch von einem Fehler der Biegsamkeit des Mediums oder von einer besonderen Verwandschaft von seiner Seite für diesen oder jenen Geist sein. Nur das ist eine Belästigung, wenn sich der Geist aufdrängt und durch seinen Willen andere Geister entfernt. Gute Geister tun so etwas nie. Gewöhnlich duldet der Geist, der sich eines Mediums in der Absicht, es zu beherrschen, bemächtigt hat, keine kritische Prüfung seiner Aussagen. Sieht er, daß sie nicht angenommen, sondern besprochen werden, zieht er sie nicht zurück, sondern er gibt dem Medium den Gedanken ein, sich zu isolieren, oft befiehlt er es direkt. • Jedes Medium, das sich an der Kritik seiner Offenbarungen stößt, ist das Echo des Geistes, der es beherrscht. Die Vereinsamung ist für das Medium immer eine recht unangenehme Sache, weil es für seine Kommunikationen keine Kontrolle hat. Es soll sich nicht nur um das Urteil eines Dritten bemühen, sondern es ist auch nötig, alle Gattungen von Kundgebungen kennenzulernen, um sie zu vergleichen. Wenn ein Medium sich nur auf jene Mitteilungen beschränkt, die es bekommt, setzt es sich der Täuschung über ihren Wert aus, so gut sie auch sein mögen. Die Mittel, den Belästigungsgrad der Besessenheit zu bekämpfen, sind nach dem Charakter, den sie annimmt, verschieden. Die Gefahr besteht nicht für jedes Medium, das überzeugt ist, es mit einem lügenhaften Geiste zu tun zu haben, aber obwohl nicht direkt besessen, ist es doch eine unangenehme

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