Das Buch der Medien

- 106 - begreifen, daß unter den höheren Geistern, die sich uns mitteilen können, die Mehrzahl für uns keine Namen haben wird. Aber da wir eben Namen hören wollen, um unseren Gedanken einen Stützpunkt zu geben, können sie die Namen bekannter Personen annehmen, deren Natur sich am besten der ihren angleicht. Daher kommt es, daß sich unsere Schutzengel am häufigsten unter dem Namen eines verehrten Heiligen zu erkennen geben, für den wir die größte Sympathie haben. Wenn der Schutzengel sich also den Namen des heiligen Peter beilegt, so ist dies noch kein materieller Beweis, daß es sich gerade um den Apostel dieses Namens handelt. Er kann es sein, es kann aber auch ein anderer ganz unbekannter Geist sein, der aber zu den Geistern des Ranges gehört, in dem sich der heilige Peter befindet. Es folgt ferner daraus, daß der Schutzengel, unter jenem Namen angerufen, auf den Ruf hin erscheinen wird, weil wir ihn durch unseren Gedanken anzogen und der Name völlig gleichgültig ist. Ebenso verhält es sich, so oft ein höherer Geist sich spontan unter dem Namen einer bekannten Person offenbart. Nichts beweist, daß es gerade der Geist dieser Person ist. Wenn er nichts sagt, was die Erhabenheit des Charakters dieser Person verleugnet, so spricht die Vermutung dafür, daß er es sein könnte. Auf jeden Fall kann man aber sagen, ist er es nicht, so muß es ein Geist des gleichen Grades oder vielleicht ein von ihm gesandter Geist sein. Im Ganzen gesehen, ist der Name eine Sache von untergeordneter Bedeutung. • Ganz anders ist die Lage, wenn ein Geist von niederem Range sich mit einem ehrenvollen Namen schmückt, um seinen Worten Glauben zu verschaffen. Dieser Fall kommt so häufig vor, daß man sich vor solchen Vertretungen nicht genug hüten kann. Es geschieht mit der Zuhilfenahme dieses erborgten Namens und mit Hilfe der Verblendung des Mediums, daß sympathische Geister, die mehr hochmütig als weise sind, die lächerlichsten Ideen zur Geltung bringen wollen. Die Frage der Identität ist also nach dem Dargelegten beinahe gleichgültig, wenn es sich um allgemeine Belehrungen handelt, weil sich die höheren Geister immer untereinander vertreten können, ohne daß dies irgend einen Einfluß hätte. Die höheren und daher älteren Geister bilden gleichsam ein kollektives Ganzes, deren Individualitäten uns mit wenigen Ausnahmen beinahe gänzlich unbekannt sind. Was uns betrifft, ist nicht ihre Person, sondern es sind ihre Äußerungen. Sind es gute Kommunikationen, so liegt wenig daran, ob derjenige, der sie erteilt, Peter oder Paul heißt, man beurteilt ihn nach seinen Eigenschaften und seinem Unterrichte. Anders ist es bei den vertraulichen Mitteilungen, weil uns hier das Individuum selbst interessiert. Mit vollem Recht besteht man bei dieser Gelegenheit darauf, sich zu überzeugen, ob der angerufene Geist wirklich der ist, den man wünschte. Leichter ist die Identität festzustellen, wenn es sich um Geister von Zeitgenossen handelt, deren Charakter und Gewohnheiten man kennt. Es sind ja dieselben Gewohnheiten, die sie hatten und noch nicht abgelegt haben, durch die sie sich erkennbar machen, und diese sind die sichersten Zeichen ihrer Identität. Der Geist kann ohne Zweifel Beweise davon geben, wenn man ihn darum bittet, aber nicht immer und nur dann, wenn er es für angemessen findet. Im allgemeinen beleidigt ihn solche Frage, daher sollte man sie tunlichst vermeiden. Wenn der Geist seinen Körper verläßt, so verliert er nicht seine Empfindlichkeit, es kränkt ihn jede Frage, mit der man ihn auf die Probe stellen will. Es gibt Fragen, die man nicht zu stellen wagt, wenn er uns lebend begegnen würde, aus Furcht, den Anstand zu verletzen. Was dem Lebenden recht, sollte dem Toten billig sein, warum sollte man nach seinem Tode weniger Rücksicht nehmen? Während sich die Geister weigern, auf kindische und ungereimte Fragen zu antworten, die man aus Anstand bei ihren Lebzeiten nicht an sie gerichtet hätte, geben sie oft spontan unwiderlegliche Beweise ihrer Identität von sich durch den Charakter, der sich in ihrer Sprache ausdrückt, durch die Anwendung von Worten, die sie oft gebrauchten, durch die Anführung gewisser Tatsachen, durch besondere, den Anwesenden manchmal unbekannte Umstände, deren Wirklichkeit bezeugt werden konnte. Beweise der Identität gehen überdies aus einer Menge unvorhergesehener Umstände hervor, die sich nicht immer auf den ersten Blick, sondern erst zufolge der Unterredungen darstellen. Man soll sie daher erwarten, ohne sie direkt hervorzurufen, indem man mit aller Sorgfalt jene beobachtet, die aus der Natur der Mitteilungen selbst fließen können.

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