Das Buch der Medien

- 109 - Man kann die Wege, um die Eigenschaften der Geister zu erkennen, in die folgenden Grundsätze zusammenfassen: 1. Es gibt keinen anderen Maßstab, den Wert der Geister zu unterscheiden, als den gesunden Verstand. Jede, auch die von Geistern gegebene Formel ist abgeschmackt und kann von keinem höheren Geiste kommen. 2. Man beurteilt die Geister nach ihrer Sprache und ihren Handlungen. Ihre Handlungen sind die Gefühle, die sie mitteilen, und die von ihnen erteilten Ratschläge. 3. Da man weiß, daß gute Geister nur Gutes sagen und tun können, kann Minderwertiges nie von einem guten Geiste kommen. 4. Erhabene Geister führen immer eine würdige, edle und erhabene Sprache, sie sagen alles mit Anstand und Einfachheit und schmeicheln nie. Sie brüsten sich nie mit ihrem Wissen und nie mit ihrer Stellung unter den übrigen Geistern. Die Sprache der niederen und gemeinen Geister hat immer einen Anflug menschlicher Leidenschaften. 5. Man kann die Geister nicht nach materiellen Formen und der Korrektheit des Stils beurteilen, sondern muß den inneren Sinn ergründen, ihre Worte prüfen, sie kalt, reiflich und ohne jedes Vorurteil abwägen. 6. Die Sprache der erhabenen Geister ist immer gleich, wenn nicht in der Form, so dem Wesen nach. Die Gedanken sind dieselben. Sie können nach den günstigen Umständen, den Bedürfnissen und nach der Leichtigkeit der Mitteilung mehr oder weniger entwickelt sein, aber sie werden sich nie widersprechen. Wenn zwei Mitteilungen, die den gleichen Namen tragen, sich widersprechen, so ist die eine davon ganz offenbar falsch. Die wahrhafte wird jene sein, die dem bekannten Charakter der Person nicht widerspricht. 7. Die guten Geister sagen nur, was sie wissen, sie schweigen oder gestehen ihre Unkenntnis ein, wenn sie etwas nicht wissen. Die schlechten Geister reden über alles mit Bestimmtheit, ohne sich um die Wahrheit zu bekümmern. Jede offenkundige Unlogik und Abweichung, jeder Grundsatz, der den gesunden Menschenverstand verletzt, zeigt den Betrug, auch wenn sich der Geist für aufgeklärt ausgibt. 8. Man erkennt die leichtfertigen Geister an der Unverfrorenheit, mit der sie die Zukunft enthüllen und Dinge verkünden, die zu wissen uns nicht gegeben ist. Gute Geister können die Zukunft fühlen lassen, falls diese Kenntnis nützlich sein kann. Aber nie geben sie die Daten genau an. Jede Ankündigung eines Ereignisses mit genauer Zeitangabe ist das Zeichen einer Mystifikation. 9. Höhere Geister drücken sich einfach und ohne Wortschwall aus. Ihr Stil ist kurz und bündig, ohne die Poesie der Gedanken und der Ausdrücke auszuschließen, für alle verständlich und erfordert keine Anstrengung, um verstanden zu werden. Sie beherrschen die Kunst, mit wenig Worten vieles zu sagen. Die niederen Geister verbergen die Leere ihrer Gedanken unter hochtrabendem Wortschwall. Dazu ist ihre Sprache oft anmaßend. 10. Die guten Geister befehlen niemals, sie drängen sich nie auf, sie raten nur. Folgt man ihnen nicht, ziehen sie sich zurück. Böse Geister dagegen sind heftig, erteilen Befehle, und wollen, daß man ihnen gehorche. Sie bleiben, allen zum Trotz. Jeder Geist, der sich aufdrängt, verrät seinen Ursprung. 11. Die guten Geister schmeicheln nie. Sie billigen es, wenn man Gutes tut, aber immer mit Zurückhaltung. Böse Geister erteilen übertriebene Lobeserhebungen, reizen zum Hochmut und zur Eitelkeit, während sie die Demut predigen. 12. Hohe Geister sind in allen Dingen über die Form erhaben. Niedere Geister allein pflegen kleinlichen Einzelheiten Wichtigkeit beizulegen, die mit wahrhaft erhabenen Ideen unverträglich sind. Jede kleinliche Vorschrift ist ein sicheres Zeichen der Niedrigkeit und des Betruges von seiten des Geistes, obgleich er einen ganz imposanten Namen angenommen hat. 13. Man muß allen sonderbaren und lächerlichen Namen mißtrauen, die gewisse Geister annehmen, um damit der Leichtgläubigkeit zu imponieren. Es wäre falsch, diese Namen ernst zu nehmen.

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