Das Buch der Medien

- 11 - Wir wollen noch von einer vierten Kategorie reden, die wir die eigennützigen Ungläubigen oder Ungläubige vom schlechten Glauben nennen wollen. Diese wissen recht wohl, was sie vom Spiritismus zu halten haben, aber sie verdammen ihn aus Gründen ihrer eigenen Interessen. Von diesen ist nichts zu reden, weil mit ihnen nichts anzufangen ist. Wenn sich der Materialist offenbar irrt, so hat er doch für sich die Entschuldigung des vermeintlichen guten Glaubens. Man kann ihn gewinnen, indem man ihm seinen Irrtum beweist. Hier aber ist es eine Aufgabe, bei der alle Beweisgründe scheitern. Außer diesen verschiedenen Gattungen von Gegnern gibt es eine große Menge Menschen mit Unterschieden, wozu man die Ungläubigen aus Kleinmut rechnen kann. Der Mut wird ihnen kommen, wenn sie sehen, daß sich die anderen nicht verbrennen. Dann die Ungläubigen aus religiösem Skrupel. Ein aufgeklärter Unterricht wird sie belehren, daß sich der Spiritismus durchaus und nur auf die religiösen Grundlagen stützt, und daß er jeden Glauben beachtet. Dann gibt es ferner Ungläubige aus Hochmut, aus Widerspruchsgeist, aus Gleichgültigkeit, aus Leichtsinn. Eine besondere Gattung können wir hier nicht weglassen, es sind die Ungläubigen durch Betrug. Zu ihnen gehören alle jene Personen, die von einem übertriebenen Glauben zum Unglauben übergingen. Sie sind jenen gleich, die den guten Glauben leugnen, weil sie getäuscht worden sind. Wenn jemand von den Geistern genarrt oder mystifiziert worden ist, so hauptsächlich darum, weil er sie über das befragte, was sie nicht sagen können und nicht sagen dürfen, oder weil er über den Gegenstand nicht genügend aufgeklärt war, um Wahrheit und Lüge zu unterscheiden. Viele endlich sehen im Spiritismus nur ein neues Mittel zur Wahrsagerei und glauben, die Geister seien dazu da, um uns gute Ereignisse zu verkünden. So kündigen sie den jungen Mädchen ihre Männer an, den Ehrgeizigen ihre Ehrenstellen, Erbschaften, verborgene Schätze usw., und daher stammen oft die Betrügereien, vor denen sich aber ein kluger und ernster Mensch zu schützen versteht. Eine sehr zahlreiche Klasse, überhaupt die zahlreichste von allen, die man aber nicht unter die Gegner einreihen kann, ist die der Unschlüssigen. Im allgemeinen sind sie grundsätzlich Spiritualisten, bei vielen ist eine unbestimmte Anschauung spiritistischer Ideen vorhanden, ein Vorgefühl für eine Sache, die sie nicht näher bezeichnen können. Ihren Gedankengängen fehlt nichts, als geordnet und formuliert zu werden. Der Spiritismus ist für sie ein Licht, das den Nebel verscheucht. Sie nehmen ihn mit Eifer an, denn er befreit sie von der Angst der Unwissenheit. Wenn wir nun einen Blick auf die verschiedenen Arten der Gläubigen werfen, so finden wir zuerst Spiritisten, die davon gar nichts wissen. Es ist sozusagen eine Abart oder Schattierung von der vorhergehenden Klasse. Ohne je von der spiritistischen Lehre gehört zu haben, besitzen sie ein angeborenes Gefühl von den großen Grundsätzen, die daraus entspringen, und dieses Gefühl macht sich in einigen Zügen ihrer Schriften und Reden geltend, und zwar oft so lebhaft, daß man sie für vollkommen Eingeweihte halten möchte. Unter denen, die ein direktes Studium der Geisterlehre zur Überzeugung gebracht hat, kann man unterscheiden: 1. Solche, die einzig und allein an die Manifestationen glauben. Für sie ist der Spiritismus eine Erfahrungswissenschaft, eine Reihe von merkwürdigen Tatsachen. 2. Solche, die im Spiritismus anderes als nur Tatsachen erblicken. Sie begreifen seinen philosophischen Teil, sie bewundern die Moral, die daraus entspringt, aber - sie befolgen sie nicht. Sie würden sich nicht einen einzigen Genuß versagen. Für diese Menschen ist die christliche Nächstenliebe nur ein schöner Grundsatz, eine ideale Lebensregel. Es sind halbe Spiritisten. 3. Solche, die sich nicht damit begnügen, die spiritistische Moral zu bewundern, sondern die sich auch danach richten. In der Überzeugung, daß das irdische Dasein eine vorübergehende Prüfung sei, bemühen sie sich, diese kurze Zeit dazu zu benutzen, auf dem Wege des Fortschrittes vorwärts zukommen, der sie allein in der Hierarchie der Geisterwelt zu erheben vermag. Die Nächstenliebe ist in allen Dingen ihre Lebensregel. Das sind die christlichen und die richtigen wahren Spiritisten. 4. Endlich gibt es noch exaltierte Spiritisten. Übertreibung ist in allem schädlich. Im Spiritismus im besonderen erzeugt sie ein blindes und geradezu kindisches Vertrauen in bezug auf die unsichtbare Welt. Sie läßt uns leicht und ohne Kontrolle das annehmen, was unser Nachdenken und die Untersuchung als abgeschmackt oder unmöglich bezeichnen würde. Solche Anhänger

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3