Das Buch der Medien

- 122 - Frage: Wenn ein Geist zu gleicher Zeit an mehrere Stellen hingerufen wird, kann er auf die gleichzeitig an ihn gestellten Fragen antworten? Falls ja, teilt sich dann der Geist, oder hat er die Gabe der Allgegenwart? Antwort: Ein höherer Geist kann es wohl. Mit den Geistern verhält es sich hier wie mit der Sonne. Der Gedanke des Geistes ist wie ein Funken Lichtes, der sich in die Ferne ergießt und von allen Seiten des Horizontes gesehen werden kann. Je höher der Geist ist, desto heller strahlt sein Gedanke und verbreitet sich sein Licht. Die niederen Geister sind noch zu materiell, sie können nur einer einzigen Person auf einmal antworten und daher nicht zu gleicher Zeit anderswo erscheinen. Erhält ein höherer Geist gleichzeitig zwei Anrufe, die ernst und inbrünstig sind, antwortet er beiden, sonst gibt er der ernsthafteren den Vorzug. Frage: Kann man die reinen Geister, die nicht mehr unter dem Zwang ihrer Einverleibungen stehen, rufen? Antwort: Ja, aber sie offenbaren sich selten und nur dem reinen und aufrichtigen Herzen. Aber man muß jenen niederen Geistern mißtrauen, die vorgeben, bereits so weit zu sein, um sich in euren Augen mehr Ansehen zu verschaffen. Frage: Wie kommt es, daß der Geist der berühmtesten Menschen auf den Anruf der einfachsten Menschen so leicht erscheint? Antwort: Die Menschen beurteilen die Geister nach sich selbst, und das ist falsch. Nach dem Tode des Körpers besteht kein irdischer Rang mehr, da gibt es keinen anderen Unterschied als ihre Güte, und Geister, die gut sind, gehen überall hin, wo es Gutes zu tun gibt. Frage: Welche Zeit nach dem Tode muß verstreichen, ehe man einen Geist rufen kann? Antwort: Gar keine, man könnte es selbst im Augenblick des Todes tun. Aber da sich der Geist um diese Zeit noch in Verwirrung befindet und nicht klar sieht, antwortet er nur unvollständig. Anmerkung: Da die Dauer der Verwirrung sehr verschieden ist, kann es keinen bestimmten Aufschub für die Anrufung geben. Aber es kommt selten vor, daß der Geist nach Ablauf von acht Tagen noch nicht genügend Bewußtsein erlangt hat, um antworten zu können. Er kann es zuweilen schon sehr gut nach zwei bis drei Tagen nach dem Tode, man kann zu dieser Zeit den Versuch mit aller Schonung wagen. Frage: Ist die Anrufung des Geistes im Augenblicke des Ablebens für ihn unangenehmer als zu einer späteren Zeit? Antwort: Allerdings. Es ist etwa so, als wenn man euch aus dem Schlafe reißt, bevor ihr vollkommen erwacht seid, doch gibt es Geister, denen dies durchaus nicht widerwärtig ist und sogar bei der Befreiung des Geistes vom Körper hilft. Frage: Wie kann der Geist eines Kindes, das im zartesten Alter gestorben ist, mit Sachkenntnis antworten, da es doch in seinem Leben noch kein Bewußtsein hatte? Antwort: Die Seele eines Kindes ist ein noch in die Wickelbänder der Materie eingehüllter Geist. Aber von der Materie befreit, genießt er seine Seelenkräfte, denn Geister haben kein Alter, was beweist, daß der Geist des Kindes schon gelebt hat. Er kann jedoch in seiner Rede einige Spuren vom Charakter seiner Kindheit behalten, solange er nicht vollständig von der Materie befreit ist. Anmerkung: Der körperliche Einfluß, der sich längere oder kürzere Zeit am Geiste eines Kindes fühlbar macht, läßt sich auch am Geiste jener bemerken, die im Zustande des Irrsinns starben. Der Geist an sich ist ja nicht irrsinnig, aber man weiß, daß manche Geister noch eine ganze Zeit hindurch glauben, nicht gestorben zu sein. Daher ist es nicht zu verwundern, daß bei einem Irrsinnigen der Geist noch im Glauben ist, zu leben.

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