Das Buch der Medien

- 138 - Aus allem diesem können wir schließen, daß die absolute Uneigennützigkeit die beste Bürgschaft gegen Scharlatanerie ist. Obgleich sie uns nicht immer die Güte der intellektuellen Mitteilungen sichert, so nimmt sie den bösen Geistern ein mächtiges Mittel zum Handeln und schließt gewissen Verleumdungen den Mund zu. Es würde nun noch übrig bleiben zu besprechen, was man Taschenspielerei aus Liebhaberei nennen könnte, die unschuldige Betrügerei von schlechten Spaßmachern. Man könnte sie ohne Zweifel in leichtsinnigen und frivolen Kreisen als eine Art von Zeitvertreib betrachten, aber nicht in ernsten Vereinigungen, wo dementsprechend auch nur ernste Personen zugelassen werden. Man wird vielleicht einwenden, daß ein Medium, weil es seine Zeit dem Publikum im Interesse der Sache widmet, dies nicht umsonst tun kann, da es doch leben muß. Aber liegt es im Interesse der Sache oder im eigenen Interesse, wenn es sich dafür hingibt? Liegt es nicht vielmehr daran, weil es in der Medialität ein einträgliches Gewerbe sieht? Um diesen Preis würde man immer bereitwillige Menschen finden. Schließlich hat ein Medium ja auch noch einen anderen Erwerb zur Verfügung. Vergessen wir nicht, daß die Geister, abgesehen von ihrer Erhabenheit oder Niedrigkeit, die Seelen Verstorbener sind, und daß, wenn Moral und Religion uns die Pflicht auferlegen, ihre sterblichen Überreste zu achten, die Pflicht ihren Geist zu achten eine viel höhere ist. Man darf nicht vergessen, daß die physischen ebenso wie die intellektuellen Manifestationen von Gott nur zu unserer Belehrung zugelassen werden. Abgesehen von diesen moralischen Betrachtungen bestreiten wir keineswegs, daß es ehrbare und gewissenhafte interessierte Medien gibt, einfach weil es in allen Ständen Ehrenmänner gibt. Wir reden hier nur von den Mißbräuchen, aber man wird zugeben, daß Mißbrauch sich mit viel mehr Grund bei bezahlten Medien findet als bei solchen, die ihre Fähigkeit als Gnade betrachten und sie nur gebrauchen, um damit Dienste zu erweisen. Der Grad des Vertrauens, den man einem bezahlten Medium gegenüber einnehmen kann, hängt in erster Linie von der Achtung ab, die ihm sein Charakter, seine Moral und seine Umstände verschaffen. Ein Medium, das in einem offenbar ernsthaften und vorteilhaften Berufe verhindert wäre, seine Zeit auf eine andere Art zu nutzen, und sich damit gerechterweise entschuldigen ließe, darf nicht mit einem anderen Medium verwechselt werden, das mit Vorbedacht aus seiner Medialität eine Einnahmequelle machen würde. Je nach Zweck und Beweggrund können die Geister also entweder die bezahlte Medialität verwerfen, freisprechen oder unterstüzen. Sie beurteilen mehr die Absicht als die materielle Tat. Somnambule, die ihre Fähigkeit in einer gewinnbringenden Art nutzen, befinden sich nicht in derselben Lage. Obwohl auch ihre Ausnutzung Mißbräuchen unterworfen ist, und ihre Uneigennützigkeit höchste Garantie für die Aufrichtigkeit bleibt, ist dennoch die Sachlage dadurch verschieden, weil nur ihr eigener Geist handelt. Deshalb steht er ihnen auch jederzeit zur Verfügung, und sie beuten ja nur sich selbst aus, weil es ihnen freisteht, über ihre Person zu verfügen. Wir verkennen nicht, daß unsere Strenge bei eigennützigen Medien alle jene gegen uns aufwiegeln wird, die diesen neuen Erwerbszweig entweder schon ausbeuten oder die Absicht haben, ihn auszubeuten. Wir haben auch Leute gegen uns, die diese Sache nicht mit dem großen Ernst betrachten wie wir, doch wir glauben, daß uns das Recht zusteht, eine Meinung zu haben und sie auch aussprechen zu dürfen. Diejenigen, die das Bestehen der physischen Manifestationen leugnen, schreiben die hervorgebrachten Wirkungen gewöhnlich einem Betruge zu. Sie stützen sich dabei darauf, daß geschickte Taschenspieler Sachen ausführen, die als Wunder erscheinen, wenn man ihre Tricks und Geheimnisse nicht kennt. Daraus schließen sie also, daß die Medien auch nichts anderes sind als Taschenspieler. Hierzu sei gesagt, daß es ohne Zweifel Taschenspieler von bewunderungswürdiger Geschicklichkeit gibt, aber sie sind sehr selten. Wenn nun alle Medien die Taschenspielerei betreiben würden, müßte man gestehen, daß diese Kunst unerhörte Fortschritte gemacht hat und plötzlich sehr gewöhnlich geworden ist, weil sie sich bei vielen Menschen sogar im angeborenen Zustande findet, bei Menschen, die sich dessen gar nicht bewußt sind, sogar bei Kindern! Betrug hat immer ein Ziel, irgend ein eigennütziges, materielles Interesse. Wo es nichts zu gewinnen gibt, da besteht auch kein Interesse zu betrügen. Wir haben es schon einmal mit Bezug auf die bezahlten Medien gesagt: Die beste Garantie bildet immer die absolute Uneigennützigkeit.

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