Das Buch der Medien

- 139 - Von allen spiritistischen Erscheinungen sind es besonders die physischen Phänomene, die am meisten Gelegenheit zum Betrug bieten, und dies aus einer Ursache, die wir kurz betrachten wollen: 1.) Weil sie sich mehr dem Auge als der Intelligenz darstellen und von der Taschenspielerei gut nachgeahmt werden können. 2.) Weil sie mehr als die anderen Phänomene die Neugierde wecken und geeigneter sind, die Menge anzuziehen. Von diesem doppelten Standpunkte aus haben die Scharlatane also vollen Grund, diese Arten von Manifestationen nachzuahmen. Die mit der Wissenschaft größtenteils nicht vertrauten Zuschauer kommen gewöhnlich hin, um mehr eine Zerstreuung als ernsthafte Belehrung zu suchen. Es ist bekannt, daß immer das besser bezahlt wird, was unterhält, als was belehrt. Abgesehen davon, gibt es einen nicht weniger entscheidenden Grund: Wenn Taschenspielerei die materiellen Wirkungen nachahmen kann, für die ja nur Geschicklichkeit erforderlich ist, so bemerken wir bei ihr bis heute weder die Gabe der Improvisation, die eine ungewöhnliche Menge von Intelligenz erfordert, noch die Gabe, schöne und erhabene Lehren hervorzubringen, voll treffender Anspielungen, die uns von Geistermitteilungen her bekannt sind. Bei allen Dingen sind die Menschen am leichtesten zu betrügen, die nicht vom Fach sind, und genauso verhält es sich auch beim Spiritismus. Alle Menschen, die ihn nicht kennen, sind durch den Schein leicht zu hintergehen, während ein vorhergehendes aufmerksames Studium sie nicht nur mit den Ursachen der Erscheinungen, sondern auch mit den normalen Bedingungen bekannt macht, unter denen sie hervorgebracht werden können, ihnen also auf diese Art die Mittel liefert, jeden Betrug zu erkennen. Alle spiritistischen Phänomene sind nicht mit gleicher Leichtigkeit nachzuahmen, es gibt einige, die aller Geschicklichkeit der Taschenspielerkunst offensichtlich Trotz bieten. Dieses sind: Die Bewegung von Dingen und Gegenständen ohne jede Berührung. Das Heben und Freischweben von schweren Körpern in der Luft. Das Klopfen von verschiedenen Seiten. Die Erscheinungen, mit Ausnahme von Puppen und geheimer Beihilfe. Deshalb sagen wir, daß man in solchen Fällen die Umstände aufmerksam beobachten muß, unter besonderer Berücksichtigung des Charakters und der Verhältnisse der beteiligten Personen, denen das Hintergehen Vorteile bringen könnte. Das ist die beste Kontrolle, denn andererseits gibt es Umstände, die von vornherein jeden Grund zu einem Verdacht ausschließen. Eine sehr gewöhnliche Erscheinung ist die der inneren Schläge, die in der Substanz des Holzes selbst geschlagen werden, mit oder ohne Bewegung des Tisches, oder eines sonstigen Gegenstandes dessen man sich gerade bedient. Diese Wirkung ist am leichtesten nachzuahmen, sei es durch die Berührung der Füße oder durch Hervorbringung des Krachens in den Möbeln, und hierzu gibt es einen kleinen Trick: Es genügt, seine beiden Hände auf die Fläche des Tisches zu legen, derart, daß die Fingernägel einander genau berühren. Dann läßt man sie durch eine Muskelbewegung gänzlich unbemerkt ein Klopfen versuchen, was ein trockenes, kleines Geräusch verursacht, das große Ähnlichkeit mit jenem der inneren Typtologie hat. Dieses Geräusch findet sein Echo im Holze und bringt eine komplette Täuschung hervor. Nichts ist leichter, als so viel Schläge hören zu lassen, als gewünscht werden, auf Fragen mit Ja oder Nein zu antworten oder durch Zahlen und Andeutung bestimmter Buchstaben des Alphabets zu antworten. Noch leichter läßt sich die direkte Schrift nachahmen, ohne die gebräuchlichen chemischen Tinten zu berücksichtigen, die eine Schrift nach gewisser Zeit auf weißem Papier erscheinen lassen, was man durch geeignete Vorsichtsmaßregeln vereiteln kann. Man kann durch eine geschickte Handbewegung ein Papier für das andere unterschieben, oder der Betrüger könnte die Aufmerksamkeit ablenken, während er in geschickter Weise einige Worte schreibt. Man hat auch schon beobachtet, wie zum Schreiben eine Kleinigkeit Blei eines Bleistiftes unter dem Fingernagel versteckt wurde. Das Phänomen der Überbringung eignet sich nicht weniger gut für die Taschenspielerei, man kann leicht von einem mehr oder weniger geschickten Gaukler gefoppt werden, es braucht nicht einmal ein berufsmäßiger zu sein. In der gleichen Lage befindet sich auch die direkte Schrift.

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