Das Buch der Medien

- 144 - Die kleineren und großen Gesellschaften und alle Vereine auch geringerer Bedeutung haben noch mit einer anderen Gefahr zu kämpfen. Die Begünstiger der Unordnung sind nicht in ihrer Mitte, sondern befinden sich auch in der unsichtbaren Welt. Ebenso wie es Schutzgeister für Gesellschaften, Städte und Völker gibt, hängen sich auch böse Geister an die Gruppen wie an die einzelnen Individuen. Da das stärkste Gegenmittel gegen dieses Gift die Nächstenliebe ist, so suchen sie diese zu ersticken. Man muß daher nicht warten, bis das Übel unheilbar geworden ist, um Abhilfe zu schaffen, man darf nicht einmal die ersten Symptome abwarten, sondern muß bemüht sein, dem Übel zuvorzukommen. Dafür gibt es zwei Mittel, wenn sie gut angewendet werden: Das Gebet vom Herzen und ein aufmerksames Studium der kleinsten Anzeichen, die eine Anwesenheit von Truggeistern enthüllen. Das Gebet zieht gute Geister an, das aufmerksame Studium beweist bösen Geistern, daß sie es mit aufgeklärten, verständigen Menschen zu tun haben, die sich nicht betrügen lassen. Der Einfluß der Umgebung ist die Folge aus der Natur der Geister und ihrer Handlungsweise gegen die lebenden Menschen. Ein jeder kann sich selbst aus diesem Einfluß die für eine Gesellschaft günstigen Bedingungen ableiten, die sich die Sympathie der guten Geister zu erwerben trachtet und mit der Ausschließung aller bösen Geister gute Kommunikationen zu erhalten sucht. Alle diese Bedingungen liegen in der moralischen Beschaffenheit der Teilnehmer. Wer immer davon überzeugt ist, daß die höheren Geister sich in der Absicht manifestieren, unseren Fortschritt voranzutreiben, und nicht etwa zu unserem Vergnügen, der wird begreifen, daß sie sich von denen entfernen müssen, die sich darauf beschränken, ihren Stil zu bewundern, ohne daraus irgendwelchen Nutzen zu ziehen. Es wäre ein Irrtum, zu glauben, daß die Vereine, in denen man sich fast ausschließlich mit den physischen Manifestationen befaßt, sich außerhalb dieses brüderlichen Bandes befinden, und daß sie jeden ernsthaften Gedanken ausschließen. Wenn sie auch keine ganz so strengen Bedingungen fordern, so versucht man es nicht ungestraft, ihnen mit Leichtfertigkeit beizuwohnen. Man würde sich irren, zu glauben, daß der Einfluß der Umgebung dort unbedeutend sei. Man hat viele Beweise vom Gegenteil, zum Beispiel daß oft entsprechende Manifestationen, von kräftigen Medien angeregt, bei manchen Umgebungen nicht völlig gelingen wollen. Naturgemäß gibt es also dafür hindernde Einflüsse, und diese können nur in der Abweichung oder in der Feindseligkeit der Gefühle bestehen, die jede Anstrengung der Geister hemmen. Die physischen Manifestationen haben großen Nutzen. Sie eröffnen dem Beobachter ein weites Feld, denn es sind ganz ungewöhnliche Erscheinungen, die sich vor seinen Augen abrollen und deren Folgen unberechenbar sind. Wenn auch die physischen Manifestationen von weniger fortgeschrittenen Geistern hervorgebracht werden, so haben sie trotzdem ein einführendes und aufklärendes Ziel, und die guten Geister begünstigen sie, sooft sie einen nützlichen Erfolg sehen. Hat man Eltern, Freunde und einige berühmte Personen gerufen, um ihre Meinungen jenseits des Grabes mit jenen bei Lebzeiten zu vergleichen, so ist man oft in Verlegenheit, wie man die Unterhal-tung weiterführen soll, um nicht in alltägliche Nichtigkeiten zu verfallen. Wenn die Anrufung berühmter Menschen, höherer Geister, hauptsächlich durch die Belehrungen Wert hat, so hat jene der gewöhnlichen sie nicht weniger, obwohl diese nicht imstande sind, Fragen von höherer Bedeutung zu beantworten. Durch ihre Niedrigkeit machen sie sich selbst kenntlich, und je kleiner der Abstand ist, der uns von ihnen trennt, desto mehr Beziehungen zu unserer eigenen Lage finden wir darin, abgesehen davon, daß sie uns oft charakteristische Züge von höchstem Interesse bieten. Mit den höheren Geistern wird der Rahmen der Studien für uns weiter. Außer den psychologischen Fragen, die ihre Grenze haben, kann man ihnen eine Menge moralischer Probleme vorlegen, die sich ins Unendliche erstrecken, über alle Lagen des Lebens, die wechselseitigen Pflichten, das beste Verhalten in bestimmten Fällen usw. Außer den Anrufungen bieten die spontanen Mitteilungen Gegenstand eines unbegrenzten Studiums. Man muß den Gegenstand abwarten, über den die Geister sprechen wollen. In solchem Falle können auch mehrere Medien zu gleicher Zeit arbeiten. Manchmal kann man einen bestimmten Geist rufen, aber gewöhnlich wartet man diejenigen ab, die sich einfinden wollen, und oft kommt einer unerwartet. Diese Kundgebungen können dann Anlaß zu einer Menge von Fragen geben.

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