Das Buch der Medien

- 25 - eines Betruges beseitigt wissen wollen, und daß wir die völlige Rechtschaffenheit der Anwesenden voraussetzen. Wir werden später von den Vorurteilen reden, gegen die sich zu wahren klug ist. Mittelst der Schläge, und besonders durch nachgeahmte Schläge, von denen wir gesprochen haben, erhielten wir noch intelligentere Erscheinungen wie zum Beispiel die Nachahmung verschiedener Trommelschläge eines Tambours, des Infanteriegefechtes mit Schützen- und Salvenfeuer, ferner das Knirschen einer Säge, die Schläge eines Hammers, den Rhythmus verschiedener Arien. Das war ein weites, dem Forschen geöffnetes Feld. Man sagte sich, wenn hier tatsächlich eine verborgene Intelligenz wäre, müsse sie auch auf gestellte Fragen antworten. Sie antwortete auch tatsächlich mit Ja oder Nein durch eine Anzahl von Schlägen nach Übereinkunft. Diese Antworten waren oft sehr bezeichnend, deshalb kam man auf den Gedanken, die Buchstaben des Alphabets und so Worte und ganze Sätze zu bilden. Diese Tatsachen, die sich nach dem Willen von Tausenden einander fremden Menschen in allen Ländern wiederholt haben, konnten keinen Zweifel über die intelligente Natur der Manifestationen aufkommen lassen. Da entstand ein neues System von Vermutungen, nach dem diese Intelligenz nichts anderes wäre, als jene des Mediums, oder des Zirkelleiters, oder gar der Anwesenden. Als sich dies als Irrtum erwies, sollten es die Gedanken gewesen sein. Oft befanden sich aber die Antworten in einem schroffen Gegensatz zu den Gedanken der Zirkelteilnehmer, oft über den Wissensgrad des Mediums weit hinausgehend, oft in einer ihm unbekannten Sprache. Oder sie berichteten Tatsachen, die allen Teilnehmern gänzlich unbekannt waren. Die Beispiele davon sind zahlreich, aber eins wollen wir hier erwähnen: Auf einem Schiff der französischen Marine im chinesischen Meer, beschäftigte sich die gesamte Besatzung mit Tischrücken. Man wollte den Geist eines Leutnants, der vor zwei Jahren starb, herbeirufen. Er machte sich auch bemerkbar und nach vielen erstaunlichen Mitteilungen sagte er klopfend: "Ich bitte euch, dem Kapitän die Summe von ... (er nannte sie) auszuzahlen. Ich schulde sie ihm und war vor meinem Tode nicht in der Lage, sie zurückzuzahlen." Niemand wußte davon, der Kapitän hatte die geringe Schuld vergessen. Erst bei Einsicht in die Bücher stellte sich die Richtigkeit der Angaben heraus. Von wessen Gedanken sollte nun wohl diese Angabe ein Reflex sein? Man vervollständigte das System der Mitteilung durch alphabetische Schläge, aber es ging trotzdem immer noch sehr langsam. Dennoch erhielt man interessante Aufschlüsse über die Geisterwelt. Diese verwiesen auf andere, und so gelangte man bis zu den geschriebenen Mitteilungen. Die ersten Mitteilungen dieser Art fanden statt, indem man einen Bleistift am Fuße eines leichten Tischchens befestigte, den man dann auf einen Papierstreifen stellte. Der Tisch setzte sich durch Vermittlung des Mediums in Bewegung, fing an, Buchstaben, Worte und Sätze zu schreiben. Man vereinfachte diese Methode, indem man sich kleiner Tischchen in Größe der Hand bediente, die eigens angefertigt wurden. Später gebrauchte man Körbchen, Pappschachteln, und zuletzt einfache Brettchen. Das Schreiben geschah schnell und leicht wie mit der Hand. Noch später erkannte man, daß alle diese Gegenstände nur unnötige Anhängsel waren, Bleistifthalter, die man entbehren konnte, wenn man den Bleistift selbst hielt. Die Hand, durch eine unwillkürliche Bewegung einfach fortgerissen, schrieb unter dem Einfluß des Geistes ohne Einwirkung des Willens noch des Gedankens seitens des Mediums. Seit dieser Zeit hatten die Mitteilungen des Jenseits keine Schwierigkeiten mehr und gingen wie die Korrespondenz von Lebenden vonstatten. Später werden wir diese verschiedenen Mittel noch eingehend erklären. Theorie der physikalischen Manifestationen: Bewegung und Hebung –– Vermehrung und Verminderung des Gewichtes der Körper Nachdem man das Dasein der Geister und die Möglichkeit ihres Einflusses auf die Materie durch Vernunftgründe und Tatsachen nachgewiesen hat, handelt es sich jetzt darum, zu erfahren, wie sich dieser Einfluß bildet, und wie sie es machen, Tische und andere träge Körper in Bewegung zu setzen. Von der Zeit an, wo man die Natur der Geister, ihre menschliche Gestalt, die halbmateriellen Eigenschaften ihres Perisprits, die mechanische Einwirkung, die es auf die Materie ausüben kann, erkannte; seit man die Erscheinung fluidischer, ja sogar greifbarer Hände gesehen hat, die Gegenstände ergriffen und forttrugen, war es natürlich zu glauben, daß sich der Geist einfach der Hände bediene, um den Tisch zu drehen, und daß er ihn mit der Stärke seiner Arme in die Luft hebe. Aber ist in

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