Das Buch der Medien

- 30 - genwärtig bekannten widersprechen. Warum also sollte das allgemeine Fluidum, das doch der Uranfang aller Materie ist, um einen Tisch verdichtet, nicht die Eigenschaft haben, dessen relatives spezifisches Gewicht entweder zu vermindern oder zu vermehren? Kennt ihr alle Eigenschaften und die ganze Kraft dieses Fluidums? Gewiß nicht! Tatsachen aber, die man nicht kennt, kann man nicht leugnen. Kehren wir zu der Theorie von der Bewegung des Tisches zurück. Wenn der Geist durch das angegebene Mittel einen Tisch heben kann, so kann er jede andere Sache auch heben, zum Beispiel einen Lehnstuhl. Wenn er einen Lehnstuhl heben kann, kann er, mit genügender Kraft ausgestattet, auch eine darauf sitzende Person mitheben. Das ist die Erklärung jenes Phänomens, das der Schotte Mr. Home hundertmal an sich und anderen Personen hervorgebracht hat. Auf einer Reise nach London hat er es erneuert, und um zu beweisen, daß die Zuschauer keiner optischen Täuschung erlagen, machte er, samt seinem Stuhle von Geisterkraft bis zur Zimmerdecke gehoben, an der Decke mit einem Bleistift ein Zeichen und man stand unter ihm und sah ihm zu. Man weiß, daß Mr. Home ein mächtiges Medium für physische Erscheinungen war. In diesem Falle war er die wirkende Ursache und zugleich das Objekt. Wir sprachen von der möglichen Vermehrung des Gewichtes. Das ist tatsächlich eine Erscheinung, die manchmal zum Vorschein kommt und die nicht mehr Staunenswertes an sich hat, als der Widerstand einer Glocke unter dem Druck der atmosphärischen Luftsäule. Unter dem Einfluß gewisser Medien sah man sehr leichte Gegenstände den gleichen Widerstand leisten, dann aber wieder plötzlich der geringsten Anstrengung nachgeben. Nach den gemachten Erfahrungen wiegt solche Glocke in Wirklichkeit weder mehr noch weniger, scheint aber infolge der auf sie einwirkenden äußeren Ursache schwerer zu sein. So ist es wahrscheinlich auch hier der Fall. An und für sich hat der Tisch immer das gleiche Gewicht, denn seine Masse hat ja nicht zugenommen. Aber eine außenstehende Macht widersetzt sich seiner Bewegung, und diese Ursache kann in den ihn umgebenden Fluiden bestehen, die ihn durchdringen, jener Luft gleich, die das Gewicht der Glocke vermehrt oder vermindert. Vielleicht könnte man einwenden, daß dieses Fluid, als unwägbar, das Gewicht nicht vermehren könne. Einverstanden - aber man bedenke, wenn wir uns des Wortes "Anhäufung" bedient haben, so ist es nur ein Vergleich und nicht eine unumschränkte Gleichstellung mit der Luft. Fluid soll unwägbar sein, aber das ist durch nichts bewiesen. Seine innere Natur ist uns unbekannt, und wir sind weit davon entfernt, alle seine Eigenschaften zu kennen. Ehe man die Schwere der Luft erkannt hatte, ahnte man auch nicht die Folgen dieser Erkenntnis. Auch die Elektrizität wird zu den unwägbaren Fluiden gezählt, und doch kann ein Körper durch den elektrischen Strom aufgehalten werden und einen großen Widerstand dem entgegensetzen, der ihn aufheben will. Er ist also zumindest dem Scheine nach schwerer geworden. Weil man dies Verhältnis nicht kennt, wäre es nicht logisch, zu sagen, daß es nicht besteht. Dem Geiste können also Hebel zur Verfügung stehen, die uns unbekannt sind. Die Natur beweist uns täglich, daß sie ihre Macht nicht nach den Zeugnissen unserer Sinne beurteilen läßt. Man kann sich diese sonderbare Erscheinung nur durch diese ähnliche Ursache erklären, daß von einer jungen, schwachen Person ein starker, robuster Mann mit zwei Fingern gehoben wurde, zusammen mit seinem Sitze, darin er Platz nahm. Davon gibt es mehrere Beispiele. Daß jedenfalls eine fremde Ursache mit der Person des Mediums wirkt, beweisen die Unterbrechungen dieser Fähigkeit beim Medium. Spontane physische Manifestationen –– Lärm, Schläge, Verwirrung –– Geworfene Gegenstände –– Das Phänomen der Überbringungen Die Phänomene, von denen wir gesprochen haben, sind hervorgerufene Erscheinungen. Aber es geschieht manchmal, daß sie von selbst, also spontan, ohne Teilnahme eines Willens stattfinden, und zwar oft recht weit davon entfernt, weil sie manchmal sehr unbequem werden. Was den Gedanken ausschließt, sie könnten etwa die Wirkung einer durch spiritistische Ideen überspannten Einbildungskraft sein, ist der Umstand, daß sie bei Personen vorkommen, die vom Spiritismus nie gehört haben, und an einem Zeitpunkte, wo man sie am allerwenigsten erwartete. Diese Phänomene, die man den natürlichen und praktischen Spiritismus nennen könnte, sind sehr wichtig, weil sie jeden Verdacht der Parteilichkeit ausschließen.

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