Das Buch der Medien

- 32 - sich, herbeizulaufen um nachzuschauen, aber alles ist ruhig und in Ordnung. Doch kaum ist man weggegangen, wiederholt sich der Tumult. Die Manifestationen dieser Art sind weder selten noch neu. Es gibt wenig Mären und Sagen, die nicht eine solche Geschichte enthielten. Ohne Zweifel hat die Furcht oft die Tatsachen vergrößert, die von Mund zu Mund weitergegeben, dann gigantische, lächerliche Dimensionen annahmen. Man begreift, was für einen Eindruck Tatsachen dieser Art, selbst auf den geringen Wahrheitsgehalt reduziert, auf schwache und durch Erziehung für abergläubische Ideen empfänglich gemachte Gemüter haben mußten. Das sicherste Mittel, allen eventuellen Unannehmlichkeiten vorzubeugen, wenn man sie schon nicht verhindern konnte, ist, die Wahrheit um die Vorgänge zu wissen. Die einfachsten Sachen werden unangenehm, wenn ihre Ursache unbekannt ist. Wenn man sich mit den Geistern vertraut gemacht hat und jene, denen sie sich offenbaren, nicht mehr der Ansicht sind, eine Legion Dämonen auf ihrem Nacken zu haben, werden sie auch keine Furcht haben. In der "Revue spirite" der Jahre 1858 - 1860 kann man die Darstellung mehrerer authentischer Tatsachen von Poltergeistern lesen, die sich zum Teil über lange Jahre hinzogen. Tatsachen dieser Art haben oft die Natur einer wahren Verfolgung. Wir kennen sechs Schwestern, die beisammen wohnen, und die mehrere Jahre hindurch jeden Morgen ihre Kleidung bis zum Dachboden zerstreut, versteckt, zerrissen, in Stücke zerschnitten fanden, so sehr sie auch bedacht waren, sie durch Schlösser zu sichern. Es ist oft geschehen, daß im Bette liegende und völlig wache Personen sahen, wie ihre Vorhänge zerschnitten, ihre Bettdecken und Kopfkissen gewalttätig zerrissen und zerstreut wurden. Sie wurden von ihren Matratzen gehoben und manchmal sogar aus dem Bette geworfen. Solche Sachen geschehen öfters als man glaubt! Doch die da Opfer wurden, wagen es oft geraume Zeit nicht, davon zu reden, um nicht ausgelacht zu werden. Es ist uns bekannt, daß man gewisse Personen zu heilen glaubte, indem man sie der Behandlung als Verrückte unterzog, weil man alle Vorgänge für Halluzinationen ansah. Die Medizin kann solche Vorgänge nicht begreifen, weil sie nur Ursachen der materiellen Elemente zugibt, woraus oft traurige Mißgriffe entstehen. Wir müssen allerdings zugeben, daß einzelne Vorgänge das Werk der Bosheit oder des Übelwollens niedriggesinnter Jenseitiger sind. Wenn die Untersuchungen einwandfrei ergeben, daß es sich nicht um Menschenwerk handelt, müssen wir das Werk der Geister zugeben. Der Geister ... , aber welcher Geister? • Erhabene Geister beschäftigen sich ebensowenig mit dummen Späßen wie unter uns die ernsten, wahrheitsliebenden Menschen. Wir haben oft Spottgeister zitiert, um sie zu fragen, warum sie die Ruhe stören. Die meisten haben kein anderes Ziel, als sich zu unterhalten. Es sind mehr leichtfertige als schlechte Geister, die sich über den verursachten Schrecken und über die unnützen Untersuchungen belustigen, die man anstellte, um den Tumult zu entdecken. Oft hängen sie sich einem Menschen an, plagen ihn und verfolgen ihn von Haus zu Haus, ein andermal bringen sie einen Ort durch ihren Unfug in Verruf, nur um Spaß zu haben. Manchmal ist es auch Rache, die sie üben, wie wir noch sehen werden. Oft ist ihre Absicht viel löblicher, sie wollen Aufmerksamkeit erregen und irdische Verbindung suchen, sei es, um einer Person eine erfreuliche Nachricht zu bringen, oder um für sich etwas zu erfragen oder zu erbitten. Wir haben oft erlebt, daß einige Gebete für sich forderten, andere bitten um die Erfüllung eines Gelübdes in ihrem Namen, endlich andere wiederum möchten zu ihrer jenseitigen Ruhe schlechte Handlungen wiedergutmachen, die sie im Leben begingen. Es ist falsch, sich vor ihnen zu fürchten. Ihre Gegenwart kann unangenehm sein, aber nie gefährlich. Der Wunsch, sich von ihnen zu befreien, ist durchaus verständlich und meist tut man dann das Gegenteil von dem, was man tun sollte. Geister, die sich unterhalten wollen und Späße machen, verharren desto hartnäckiger, je ernster man die Sache nimmt. Entschlösse man sich, über ihre schlechten Streiche zu lachen, würden sie schon aus Langeweile aufhören und Ruhe geben. Wir kennen jemanden, der sich statt zu ärgern, sie noch anregte und aufforderte, dies oder jenes zu tun, und nach einigen Tagen kamen sie nicht mehr wieder. Aber wie gesagt, es gibt einige, deren Benehmen weniger leichtsinnig ist. Darum ist es immer nötig, zu wissen, was sie überhaupt wollen. Begehren sie etwas, so kann man versichert sein, daß sie ihre Besuche einstellen, sobald ihr Wunsch erfüllt ist. Das beste Mittel zu ihrer Belehrung ist, den Geist durch Vermittlung eines guten, schreibenden Mediums zu rufen. Nach seinen Antworten wird man gleich spüren, mit wem man es zu tun hat, und kann sich danach richten. Ist es ein unglücklicher Geist, so fordert schon die Nächstenliebe, daß man ihn mit jener Rücksicht behandelt, die er verdient. Ist es ein schlechter Spaßmacher, kann man gegen ihn ohne Rücksichtnahme auftreten. Ist er böswillig, muß man Gott

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