Das Buch der Medien

- 45 - Frage: Können sich die Geister in Tiergestalt zeigen? Antwort: Das können sie, aber es sind dann immer nur sehr untergeordnete Geister. Auf jeden Fall wäre es nur eine momentane Erscheinung. Die gewöhnlichsten Geistererscheinungen finden im Schlafe durch die Träume statt. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, alle Einzelheiten zu erforschen, die durch Träume dargestellt werden können. Sie können sein: eine wahre Vision von gegenwärtigen oder abwesenden Dingen, eine Vision mit Rückblick auf das Vergangene, in manchen Fällen auch ausnahmsweise ein Vorgefühl der Zukunft. Oft sind es auch allegorische Bilder, die an uns vorüberziehen, um uns nützliche Nachrichten oder heilsame Ratschläge zu erteilen, wenn es gute Geister sind, von denen sie kommen, oder um uns in Irrtum zu führen, wenn es unvollkommene Geister sind. Die eigentlichen Geistererscheinungen finden nur bei Tage statt, und nur dann, wenn man die Fülle und die ganze Freiheit seiner Fähigkeiten genießt. Die Geister erscheinen im allgemeinen in einer dunstigen, durchsichtigen, manchmal vagen und undeutlichen Gestalt. Es ist oft ein weißliches Licht, dessen Umrisse sich nach und nach zeigen. Ein anderes Mal wieder sind die Formen rein ausgedrückt und man unterscheidet die feinsten Züge des Gesichtes. Gang und Anblick des Geistes sind ganz dem im Leben ähnlich. Da ein Geist alle Gestalten annehmen kann, stellt er sich unter jener vor, die ihn am meisten erkennbar macht, wenn dies seine Absicht ist. Obgleich er als Geist kein körperliches Gebrechen hat, wird er sich wie einst auf Erden als Krüppel, bucklig, verwundet, mit Narben usw. zeigen, um seine Identität zu beweisen. Äsop, der Fabeldichter des antiken Griechenlands, ist zum Beispiel als Geist nicht mißgestaltet, ruft man diesen Geist aber als Äsop an, so wird er als eine bucklige Gestalt mit dem traditionellen Kostüm erscheinen, und hätte er auch seither schon mehrere irdische Existenzen gehabt. Bemerkenswert ist, daß bei weniger besonderen Umständen die unteren Teile der Geister verschwommener sind, während Kopf und Rumpf, Arme und Hände scharf und rein angedeutet werden. Auch sieht man sie nie gehen, sie schweben wie die Schatten. Ihre Kleidung besteht gewöhnlich aus einem Faltenwurfe, welcher in langen, fliegenden Falten endet. Jene Geister, die von irdischen Dingen nichts beibehalten haben, erscheinen mit graziös fliegenden Haaren. Einfache Geister, die man gekannt hat, erscheinen gewöhnlich in jener Kleidung, die sie in der letzten Zeit ihres Lebens trugen. Oft zeigen Geister charakteristische Attribute ihrer Erhabenheit, wie zum Beispiel eine Strahlenkrone, oder Flügel bei jenen, die man für Engel halten soll, während andere die Zeichen tragen, die an ihre irdischen Tätigkeiten erinnern. So kann ein Soldat mit seiner Rüstung, ein Gelehrter mit einem Buche, ein Mörder mit einem Dolche erscheinen. Die höheren Geister haben alle eine schöne, heitere Figur, die niederen Geister dagegen haben etwas Wildes, Tierisches an sich. Die Frage nach ihrer Kleidung und andere Nebendinge erregt vielleicht die meiste Verwunderung. Wir kommen darauf noch zurück, weil sie mit anderen wichtigen Tatsachen in Verbindung steht. Wir sagten, daß die Geistererscheinungen etwas Dunstartiges an sich haben, in vielen Fällen könnte man sie mit dem reflektierten Bilde auf einer Glasscheibe ohne Spiegelbelag vergleichen, welche trotz ihrer Reinheit das Durchsehen der Gegenstände nicht behindert, die sich hinter der Scheibe befinden. Sehende Medien erblicken oft Geister, die kommen, gehen, sich unter den Menschen bewegen und an ihren Gesprächen Anteil nehmen. Ein Geist, der erscheinen will und kann, nimmt manchmal eine viel deutlichere Gestalt an, die den Anschein eines festen Körpers hat. In manchen Fällen und unter dem Zusammenfallen günstiger Umstände kann eine direkte Tastbarkeit entstehen, so daß man angreifen, betasten und Wärme und Widerstand eines lebenden Körpers fühlen kann. Früher stellte man die Gegenwart eines Geistes nicht mit den Augen, sondern durch den Tastsinn fest. Wenn man die einfache sichtbare Geistererscheinung einer Täuschung oder Verblendung zuschreiben könnte, so ist ein Zweifel nicht mehr gestattet, wenn man den zum Körper gewordenen Geist ergreifen und betasten kann, und wenn der Geist euch selbst anfaßt. Tastbare Geistererscheinungen sind sehr selten, aber durch starke Medien schon oft vorgekommen. Seiner Natur nach und in seinem Normalzustande ist das Perisprit unsichtbar, und diese Eigenschaft hat es mit einer Menge Fluide gemeinsam, von deren Dasein wir Kenntnis haben, ohne daß wir sie je sahen. Aber es kann auch, wie gewisse Fluide, Abarten zeigen, die es für das Gesicht, sei es durch eine

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