Das Buch der Medien

- 5 - Erster Teil: Spiritistische Begriffe Gibt es Geister? Der Zweifel am Dasein von Geistern hat die Unkenntnis ihrer wahren Natur zur Hauptursache. Im allgemeinen denkt man sich Geister als Wesen außerhalb der Schöpfung. Viele Menschen kennen sie nur als Gestalten phantastischer Erzählungen, ohne jedoch zu untersuchen, ob diese Erzählungen, von lächerlichen Beisätzen befreit, nicht eine reale Grundlage haben. Wenn man sich von Geistern einen Begriff machen will, muß sich der Glaube an sie notwendigerweise auf das Vorhandensein eines intelligenten Prinzips außerhalb der Materie gründen. Mit der absoluten Ableugnung dieses Prinzips ist er unvereinbar. Wir nehmen unseren Ausgangspunkt vom Hinscheiden aus diesem Leben, vom Überleben und der Individualität der Seele, welche der Spiritismus offenbar kundig darlegt. Sehen wir vorerst von den Manifestationen im eigentlichen Sinne ab, bleiben wir bei direkten Schlußfolgerungen, und wir werden sehen, zu welchen Konsequenzen wir gelangen werden. Sobald man das Dasein der Seele und ihre Individualität einmal anerkannt hat, muß man auch zugeben, daß sie von einer anderen Wesenheit als der Körper ist, denn sobald eine Trennung eingetre-ten ist, hat sie nicht mehr seine Eigenschaften. Ferner, daß sie ihr eigenes Selbstbewußtsein besitzt, weil man ihr Freud und Leid zuschreibt, denn sonst wäre sie ein untätiges Wesen, und eine Seele zu haben oder nicht zu haben wäre gleich. Dieses zugegeben, geht die Seele also irgendwohin. Wohin geht die Seele, und was wird aus ihr? Nach allgemeinem Glauben geht sie entweder in den Himmel oder in die Hölle. Aber wo sind der Himmel und die Hölle? Einst sagte man, daß der Himmel oben und die Hölle unten sei, aber was bedeutet im All oben und unten, seit man die Kugelgestalt unserer Erde und die Bewegung der Gestirne kennt? Im Verlaufe von zwölf Stunden wird im Raume das Oben zum Unten und umgekehrt. Und wenn man noch die Tiefen der Erde für untere Orte hielt: was ist aus diesen Tiefen geworden, seit die Geologie sich ihrer forschend annahm? Ähnlich ist es mit den Sphären des Himmels geworden, seit man weiß, daß die Erde nicht den Mittelpunkt der Welt bildet, und daß selbst unsere gewaltige Sonne nur eine von den Milliarden von Sonnen ist, von denen jede einzelne den Mittelpunkt eines kosmischen Wirbels bildet. Die Vernunft weigert sich, die Nutzlosigkeit des Unendlichen anzunehmen. Alles sagt uns, daß diese Welten bewohnt sind und sein müssen, aber wenn sie bewohnt sind, liefern sie ja auch ihren Anteil zur Seelenwelt! Und nochmals: Was wird aus diesen Seelen, da Astronomie und Geologie die ihnen angewiesenen Wohnungen in Nichts auflöste, besonders seit diese vernunftgemäßen Lehren von der Menge der Welten ihre Anzahl ins Unendliche vermehrt hat? Da die Annahme einer Lokalisierung der Seele mit den Grundsätzen der Wissenschaft nicht mehr übereinstimmt, muß ihnen eine andere, mehr logische Lehre als Aufenthalt nicht mehr einen beschränkten Ort, sondern den ganzen Weltraum zubilligen. Wir leben in der Mitte einer völlig unsichtbaren Welt, die uns umgibt, die uns beständig berührt. Sollte dies etwas Unmögliches sein, was der Vernunft widerspricht? Keineswegs, ganz im Gegenteil sagt uns alles dies, daß es gar nicht anders sein kann. Aber was wird dann aus den künftigen Belohnungen und Strafen, wenn man ihnen diese besonderen Orte wegnimmt? Der Unglaube an diese Orte der Strafen und Belohnungen ist überhaupt erst dadurch entstanden, daß man sie unter unannehmbaren Bedingungen darstellte, würde man den Menschen erläutern, daß die Seelen ihr Glück oder Unglück aus sich selbst schöpfen, daß ihr Schicksal von ihrem moralischen Zustande abhängig ist, daß sie nach dem Grade ihrer Reinigung Dinge durchdringen und durchschauen, die gröberen Seelen verborgen sind: die ganze Welt würde es ohne Mühe begreifen. Sagt ihnen ferner, daß sie den höchsten Grad ihrer Veredelung nur durch geistige Anstrengungen und erst nach einer Reihe von Prüfungen der Reinigung erreichen; daß Engel Seelen sind, die diesen höchsten Grad bereits erreicht haben, den alle erreichen können, die guten Willens sind, und daß diese Engel Boten Gottes sind, dann gebt ihr ihnen ein schöneres Ziel als die Nutzlosigkeit einer beständigen Gott-Anschauung. Sagt ihnen auch, daß Teufel und Dämonen nichts anderes sind als die Seelen der Bösen, die zwar noch nicht geläutert sind, es aber im Laufe der Zeiten werden, und das wird der Gerechtigkeit und Güte Gottes mehr entsprechen als eine Lehre von der ewigen Strafe.

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