Das Buch der Medien

- 6 - Geister sind also nichts anderes, als menschliche Seelen von ihrer Körperhülle entblößt. Wären sie besondere Wesen, dann wäre ihr Dasein viel zweifelhafter. Gibt man zu, daß es Seelen gibt, muß man auch zugeben, daß es Geister gibt; gibt man zu, daß sich Seelen überall befinden, müssen sich also auch Geister überall befinden. Bedeutsam ist, daß einer Theorie weder Vernunft noch Wissenschaft widerspricht, bedeutsamer, wenn sie noch durch Tatsachen erhärtet wird. Bei vielen Menschen beschränkt sich der Glaube daher auf die vorhandenen Tatsachen, aber die Möglichkeit eines Verkehrs mit den Geistern wird abgeleugnet, weil offensichtlich immaterielle Wesen nicht auf die Materie wirken können. Man macht sich von Geistern völlig falsche Begriffe. Bringen wir ihn in Verbindung zum Körper, so ist er als denkendes und überlebendes Wesen das Primäre. Der Körper ist nur eine Zugabe des Geistes, ein Kleid, das er ablegt, wenn es abgenützt ist. Außer diesem Kleid, der völlig materiellen Hülle, hat der Geist noch eine halbmaterielle Hülle, die ihn mit der ersten verbindet. Beim Tode befreit er sich von der ersten Hülle, aber nicht von der zweiten, die wir Perisprit (Astralkörper) nennen. Diese bildet für sich einen Körper, der uns im Normalzustande zwar unsichtbar ist, der aber dennoch einige Eigenschaften der Materie besitzt. Der Geist ist also kein Nichts, keine Abstraktion, sondern ein bestimmtes und begrenztes Wesen, dem nichts fehlt, als sichtbar und ertastbar zu sein. Warum sollte er da auf die Materie keinen Einfluß haben? Da das Dasein Gottes und jenes der Seele, die sich aus dem Dasein Gottes ergibt, die Grundlage des ganzen Gebäudes bildet, ist es bei Diskussionen wichtig, ob dies vom Partner zugegeben wird. Glaubt er an Gott, eine Seele, an ein Fortleben nach dem Tode, so wird davon die Existenz der Seelen ganz natürlich abgeleitet. Zur Frage, ob sich der Geist dem Menschen mitteilen kann, ob es möglich ist, mit ihm Gedanken auszutauschen, bleibt nur festzustellen, daß der Mensch ein in einen Körper eingezwängter Geist ist. Warum sollte sich ein freier Geist einem gefangenen Geiste nicht mitteilen können, wie dies ja im Leben auch der Fall ist? Gibt man ein Überleben zu, muß man auch die Fortdauer der Zuneigung zugeben. Es wird sich also die Seele aller verfügbaren Mittel bedienen, sich den zurückgelassenen Lieben bemerkbar zu machen, hat sie doch im Leben auch auf die Materie eingewirkt, warum sollte sie es nicht können, wenn ihr ein materieller Körper geliehen wird? Fordern wir doch die Ungläubigen auf, zu beweisen, daß dies nicht möglich ist! Stellen wir uns auf ihren Standpunkt, der alles mit irdischen Gesetzen erklären will, und lassen wir uns beweisen, unter der Voraussetzung des Fortbestehens der Seele: daß das Wesen, das bei Lebzeiten in uns denkt, nach dem Tode nicht mehr denken kann, doch wenn es denkt, daß es nicht an jene denken muß, die es hier geliebt hat, und wenn es an sie denkt, daß es nicht auch den Wunsch hätte, sich ihnen mitzuteilen, und wenn es überall sein kann, daß es nicht an unserer Seite sein könnte, und wenn es doch an unserer Seite ist, daß es sich uns nicht mitteilen könne, daß es mit seiner flüchtigen Hülle auf die träge Materie nicht einwirken könne, wenn es aber auf die träge Materie einwirken kann, daß es keinen Einfluß auf ein anderes belebtes Wesen haben könne, wenn es aber auf ein belebtes Wesen einwirken kann, daß es seine Hand nicht ausstrecken könne, um damit zu schreiben, und wenn es dies vermag, daß es nicht auf gestellte Fragen antworten und dem Fragestellenden seine Gedanken nicht übertragen könne. Wenn uns die Gegner des Spiritismus bewiesen haben, daß dies nicht möglich sei, und zwar durch ganz unantastbare Beweise, dann werden wir anerkennen, daß ihre Zweifel begründet sind. Ihr Unglück ist aber, daß ihr einziges Argument in den Worten besteht: "Ich glaube es nicht, denn es ist ja unmöglich!" Sie werden im Gegenteil sagen, daß es unsere Sache sei, die Wirklichkeit der Kundgebungen zu beweisen. Wir beweisen sie ihnen auch, durch Wirklichkeiten und Vernunftgründe, wenn sie aber weder das eine noch das andere annehmen wollen, wenn sie sogar das noch leugnen, was sie selbst sehen, so ist es ihre Sache, zu beweisen, daß unser Urteil falsch ist und die spiritistischen Tatsachen unmöglich sind.

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