Das Buch der Medien

- 64 - zweite Person medial ist. Sie dient nur der Erhaltung des Gleichgewichts und erleichtert die Mühe des Mediums. Wir nennen eine auf diese Art erhaltene Schrift "indirekte Psychographie", im Gegensatz zu der direkten oder manuellen Psychographie, die durch die Hand des Mediums direkt erhalten wird. Um die letztere Prozedur zu begreifen, muß man sich Rechenschaft davon geben, was bei dieser Operation vor sich geht. Der fremde Geist, der sich mitteilt, wirkt auf das Medium. Dieses bewegt unter seinem Einfluß maschinenmäßig den Arm und die Hand zum Schreiben, für gewöhnlich ohne jede Kenntnis dessen, was es schreibt. Die Hand wirkt auf das Körbchen, das Körbchen auf den Bleistift. Das Körbchen wird also nicht intelligent, es ist nur das Werkzeug, der Vermittler zwischen der Hand und dem Bleistifte. Wenn ihr diesen Vermittler hinwegtut und den Bleistift direkt in die Hand nehmt, werdet ihr den gleichen Erfolg haben, weil das Medium so schreibt, wie es dies normalerweise gewohnt ist. Es kann also auch jede Person, die mit solchem Hilfsmittel schreiben kann, direkt schreiben. Diese Art ist die einfachste, leichteste und bequemste, da sie keiner Vorbereitungen bedarf und weil sich die Schrift zu den ausgedehntesten Kundgebungen verwenden läßt. Zu allem Anfange der Manifestationen, wo man von diesem Gegenstande noch zu wenig bestimmte Begriffe hatte, wurden Aufsätze mit den Schlagzeilen "Mitteilungen eines Körbchens ...", eines Brettchens, eines Tisches usw. veröffentlicht. Man begreift heute das Unpassende dieser Ausdrücke, denn wie wir sahen, sind dies alles nur intelligente Werkzeuge, auf kurze Zeit künstlich belebt, die von sich aus nichts mitteilen können. Man nahm hier die Wirkung für die Ursache, das Werkzeug für die Grundkraft. Wenn die Mitteilungen durch Schläge stattgefunden haben, und diese Schläge von einem Stuhle oder Stocke gegeben wurden, so ist es weder ein sprechender Tisch noch sprechender Stuhl oder Stock, der das gewünschte Wissen verkündet, sondern die Art des Instrumentes wird bezeichnet. Erfolgt die Mitteilung durch Schrift, ist es für uns Psychographie, geschieht es durch Schläge, ist es Typtologie. Denn nachdem sich der Spiritismus zur Wissenschaft wandelt, benötigt er auch eine wissenschaftliche Sprache. Von den Medien und ihren verschiedenen Arten Jeder Mensch, der den Einfluß der Geister empfindet, ist bereits mehr oder weniger Medium. Diese Fähigkeit ist kein Privilegium, sie ist dem Menschen angeboren. Da man diese Anlagen bei fast allen Menschen findet, kann man sagen: fast jeder Mensch ist ein Medium. Bei der Ausübung dieser Fähigkeit schreibt man diese Eigenschaft allerdings nur jenen zu, die diese Medialität deutlich ausgesprochen besitzen, so daß sie sich durch offenbare Wirkungen von gewisser Bedeutung äußert. Dies hängt von einer mehr oder weniger empfindsamen Organisation des Körpers ab. Man muß noch bemerken, daß sich diese Gabe nicht bei allen Medien auf die gleiche Art kundgibt. Gewöhnlich haben sie besondere Befähigung für diese oder jene Art von Erscheinungen, was ebensoviele Abarten bedeutet, wie es Manifestationsarten gibt. Die häufigsten sind: Medien für physische Wirkungen, sensitive oder eindrucksfähige Medien, hörende, sprechende, sehende, somnambule, heilende, schreibende oder psychographische und pneumatographische Medien für direkte Schrift. Wir wollen sie hier im Einzelnen betrachten. Physikalische Medien Die Medien für physische Wirkungen sind besonders befähigt, materielle Phänomene hervorzubringen, wie Bewegung lebloser Körper, Laute, Geräusche usw. Man kann sie in freiwillige und unfreiwillige Medien einteilen. Die freiwilligen Medien sind jene, die von ihrer Kraft Kenntnis besitzen und die spiritistischen Phänomene durch einen Akt ihres Willens hervorbringen. Obwohl diese Gabe dem menschlichen Geiste angeboren ist, besitzen sie bei weitem nicht alle im gleichen Grade. Selten sind auch die Medien, die für große Wirkungen begabt sind, die das Aufheben schwerer Körper in der Luft, die Übertragung eines Gegenstandes durch die Luft, und besonders Geistererscheinungen hervorzubringen imstande sind. Die einfachsten Kundgebungen sind die der Bewegung eines Gegenstandes oder Tischchens, ferner die Schläge, die entweder durch das Heben dieses Gegenstandes oder in ihm bewirkt werden. Sie sind unwichtig, aber dennoch sollten wir sie nicht vernachlässigen, sie können zu interessanten Beobachtungen Anlaß geben und zur Überzeugung verhelfen. Zu bemerken ist noch, daß

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3