Das Buch der Medien

- 70 - unmöglich ist, solche Schrift in einer Versammlung wenig ernsthafter Menschen, die nicht mit sympathischen oder wohlwollenden Gefühlen beseelt sind, zu erhalten. Schreibende oder psychographische Medien Unter allen Mitteilungsarten zwischen Menschen und Geistern ist die Handschrift das einfachste, bequemste und auch vollständigste Verständigungsmittel. Ihr Erreichen muß man mit allen Kräften anstreben, denn es ermöglicht, mit den Geistern einen ununterbrochenen und regelmäßigen Verkehr zu unterhalten, wie er unter uns Menschen besteht. Es ist jenes Mittel, wodurch die Geister am ehesten ihre Natur und den Grad ihrer Vollkommenheit oder Niedrigkeit enthüllen. Durch die Leichtigkeit, mit der sie sich ausdrücken können, machen sie uns mit ihren intimsten Gedanken bekannt. Sie setzen uns so in den Stand, sie zu beurteilen und nach ihrem Werte einzuschätzen. Die Schreibfähigkeit ist überdies die Gabe, die am meisten geeignet ist, sich durch Übung entwickeln zu lassen. Mechanische Medien Wenn man gewisse Umstände betrachtet, die bei der Bewegung eines Tisches, eines Körbchens oder schreibenden Brettchens zum Vorschein kommen, kann man nicht daran zweifeln, daß Geister ihren Einfluß auf diese Gegenstände ausüben. Das Körbchen wirft sich oft mit solcher Gewalt herum, daß es den Händen des Mediums entgleitet. Manchesmal richtet es sich gegen bestimmte Personen auf, um sie zu schlagen. Wieder ein anderes Mal verraten seine Bewegungen gefühlvolle Teilnahme. Gleiches findet oft statt, wenn der Bleistift in die Hand genommen wird. Oft wird er dann mit Kraft weggeworfen, oder die Hand zittert krampfhaft wie das Körbchen und schlägt mit Zorn auf den Tisch, selbst dann, wenn das Medium sich in der größten Ruhe befindet und sich wundert, seiner nicht Herr zu sein. Sagen wir offen, daß solche Erscheinungen immer das Dasein unvollkommener Geister andeuten. Wahrhaft erhabene Geister sind stets ruhig, würdevoll und wohlwollend. Werden sie nicht gehört, so ziehen sie sich zurück und überlassen ihren Platz anderen Geistern. Der Geist kann also unmittelbar seinen Gedanken ausdrücken, sei es durch Bewegung des Gegenstandes, wobei die Hand des Mediums nur den Stützpunkt bildet, sei es durch Einwirkung auf die Hand selbst. Wirkt der Geist unmittelbar auf die Hand, gibt er dieser eine vom Willen des Mediums völlig unabhängige Bewegung. Sie geht ohne Unterbrechung und ohne Zutun des Mediums fort, solange der Geist etwas mitzuteilen hat und bleibt mit der Beendigung stehen. Charakteristisch bei dieser Erscheinung ist, daß das Medium nicht die geringste Kenntnis hat, was es schreibt, und diese gänzliche Unkenntnis bildet eben das, was man ein passives oder "mechanisches Medium" nennt. Intuitive Medien Die Übertragung des Gedankens findet auch durch die Vermittlung des Geistes des Mediums, besser gesagt, seiner Seele, statt. Als eine Seele bezeichnen wir den einverleibten Geist. Der fremde Geist wirkt in diesem Falle nicht auf die Hand, um sie zum Schreiben zu bringen, sondern auf die Seele, mit der er sich identifiziert. Die Seele bewegt unter diesem Einfluß die Hand und diese den Bleistift. Als eine wichtige Tatsache sei bemerkt, daß der fremde Geist den eigenen des Mediums nicht ersetzt, denn er kann die Seele nicht ersetzen, aber er beherrscht sie ohne ihr Wissen und prägt ihr seinen Willen ein. Hierbei ist die Rolle der Seele nicht absolut passiv. Sie ist es ja, die den Gedanken des fremden Geistes empfängt und ihn fortpflanzt. In dieser Lage weiß das Medium, was es schreibt, obwohl es nicht sein eigener Gedanke ist. Das ist es, was man ein "intuitives Medium" nennt. Man wird einwenden, nichts beweist uns, daß es der fremde Geist ist, der da schreibt, und nicht der des Mediums. Der Unterschied ist auch manchesmal schwer, aber immer kann man den eingegebenen Gedanken daran erkennen, daß er nie vorgedacht wurde. Er entsteht in dem Verhältnisse, als man schreibt, und oft ist er einer vorhergehenden Idee völlig entgegengesetzt. Er kann auch ganz außerhalb des Berei-ches der Kenntnisse und Fähigkeiten des Mediums liegen. Halbmechanische Medien Bei dem rein mechanischen Medium ist die Bewegung der Hand unabhängig von seinem Willen. Bei dem intuitiven Medium ist die Bewegung freiwillig oder wahlweise so oder so. Das halbmechanische Medium nimmt an seinen Zuständen Anteil. Es empfindet einen ohne das Zutun seiner Hand gegebenen Impuls, aber zugleich hat es das Bewußtsein dessen, was es schreibt, und zwar in dem Verhältnisse, als sich die Worte bilden. Bei dem ersten, dem rein mechanischen Medium, folgt der

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