Das Buch der Medien

- 8 - anerkennen, dürfen sie auch ihre Wirkungen nicht zugeben. Darin gründet bei ihnen die vorgefaßte Meinung, die sie unfähig macht, den Spritismus gründlich zu beurteilen. Um über eine Sache sprechen zu können, muß man sie auch kennen, dies ist ein Gesetz der Logik. Die Meinung eines Kritikers hat nur dann einen Wert, wenn er mit voller Kenntnis über die Sache spricht. Dann erst könnte seine Meinung, selbst wenn sie falsch wäre, in Betracht gezogen werden. Aber von welchem Wert ist sie über einen Gegenstand, den er überhaupt nicht kennt? Der echte Kritiker muß Beweise geben können, von seiner Ausbildung, seiner gründlichen Kenntnis des Gegenstandes oder der Sache, von einem gesunden Urteil und von einer erprobten Unparteilichkeit, sonst könnte sich jeder Musikant das Recht anmaßen, einen Rossini, jeder Malerstümper, einen Raphael zu bemängeln. Der Spiritismus nimmt daher nicht alle für wunderbar und übernatürlich gehaltenen Tatsachen an. Vielmehr weist er die Unmöglichkeit einer großen Anzahl derselben nach und das Lächerliche gewisser Meinungen, die den Aberglauben bilden. Aber wo bleibt der Glaube des Spiritismus stehen, wird man fragen. Die Antwort lautet: Lest und beobachtet, und ihr werdet es wissen! Jede Wissenschaft erwirbt man sich durch das Studium und mit der Zeit. Der Spiritismus, der die schwierigsten Fragen der Philosophie und dazu alle Zweige der gesellschaftlichen Ordnung berührt, der den physischen und moralischen Menschen zu gleicher Zeit umfaßt, ist für sich selbst eine ganze Wissenschaft, eine ganze Philosophie, die man nicht in ein paar Stunden erlernen kann. Wer sich mit dem Oberflächlichen allein nicht begnügen will, dem genügen nicht Stunden, sondern er setzt Monate und Jahre daran, alle Geheimnisse des Spiritismus zu ergründen. Hiervon ausgehend, schließe man auf den Grad des Wissens und den Wert der Meinung jener, die sich das Recht der Beurteilung anmaßen. Wir fassen unsere Lehre in folgenden Sätzen zusammen: 1. Alle spiritistischen Erscheinungen haben das Dasein der Seele, ihr Überleben des Körpers und ihre Kundgebungen zur Grundlage. 2. Da sich diese Erscheinungen auf ein Naturgesetz gründen, haben sie nichts Wunderbares und Übernatürliches im Sinne des Wortes an sich. 3. Viele Erscheinungen werden für übernatürlich gehalten, weil man ihre Ursache nicht kennt. Da ihnen der Spiritismus eine Ursache nachweist, führt er sie wieder in das Bereich natürlicher Erscheinungen zurück. 4. Unter den Tatsachen, die für übernatürlich erklärt werden, sind viele, deren Unmöglichkeit der Spiritismus nachweist und die er als Aberglauben bezeichnet. 5. Obwohl der Spiritismus in manchem Volksglauben den Grund der Wahrheit anerkennt, übernimmt er keineswegs die Bürgschaft für alle phantastischen, durch Einbildungskraft entstandenen Erzählungen. 6. Den Spiritismus nach Tatsachen zu beurteilen, die er nicht zugibt, heißt seine Unkenntnis an den Tag legen. 7. Die Erklärung der Tatsachen, die der Spiritismus zuläßt, das Darlegen ihrer Ursachen und moralischen Folgen bildet eine eigene Wissenschaft für sich, eine ganze Philosophie, die ein ernstes und tiefes Studium erfordert. 8. Der Spiritismus kann nur den als ernsten Kritiker betrachten, der mit Geduld und Beharrlichkeit eines objektiven Beobachters alles gesehen, studiert und erwogen hat, und der von diesem Gegenstande so viel weiß wie der aufgeklärte Anhänger. Dem man auch keine Tatsache vorlegen kann, die er nicht kennt, kein Argument, das er nicht durchdacht hätte, der nicht durch Ableugnen, sondern durch gewichtige Gründe zurückweist und der den anerkannten Tatsachen eine logische Ursache beizumessen vermag. Wir haben das Wort "Wunder" gebraucht. In seiner ersten Auffassung bedeutet dies Wort, daß eine außerordentliche Sache wunderbar anzusehen sei. Heute hat es sich von seiner ursprünglichen, schlichten Bedeutung entfernt und bedeutet einen Akt der göttlichen Macht gegen die bestehenden Naturgesetze. Es fällt uns nicht ein, zu erforschen, ob Gott es für gut hielt, die von Ihm selbst gegebenen Naturgesetze aufzuheben. Wir wollen nur zeigen, daß die spiritistischen Erscheinungen niemals diese Gesetze aufheben, so außerordentlich sie auch sein mögen, und daß sie ebensowenig wunderbar und übernatür-

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