Das Buch der Medien

- 80 - Es empfiehlt sich, eine allgemeine Bitte um Erfolg an die Geisterwelt zu richten und sich besonders an seinen Schutzgeist zu wenden. Hier gibt es keine Formeln. Wer behauptet, eine zu besitzen, kann ohne weiteres für einen Gaukler gehalten werden, denn die Form gilt den Geistern nichts. Doch muß jede Anrufung aus guten Gründen immer im Namen Gottes geschehen. Man kann sie in folgende oder ähnliche Worte kleiden: "Ich bitte Gott den Allmächtigen, einem guten Geiste zu gestatten, sich mir zu offenbaren und mich schreiben zu lassen. Ich bitte auch meinen Schutzengel, mir gütigst beizustehen und alle bösen Geister zu entfernen." Hierauf wartet man, bis sich ein Geist meldet, indem er etwas schreibt. Es kann sein, daß es jener ist, den man gewünscht hat, es kann auch geschehen, daß es ein unbekannter Geist oder der Schutzengel ist. Auf jeden Fall gibt er sich gewöhnlich zu erkennen, indem er mit seinem Namen unterschreibt. Aber dann entsteht die Frage nach seiner Identität, eine Frage, die große Erfahrung erfordert, denn es gibt wenig Anfänger, die nicht der Täuschung ausgesetzt sind. Hat man vor, ganz bestimmte Geister zu rufen, so ist es wesentlich, sich im Anfange nur an jene Geister zu wenden, die man als gut und sympathisch kennt, und die auch einen Grund haben, um zu kommen, wie Eltern, Angehörige und Freunde. In diesem Falle kann die Anrufung etwa so formuliert werden: "Im Namen des allmächtigen Gottes bitte ich den Geist des ... (folgt der Name), sich mir zu offenbaren." - Oder: "Ich bitte Gott den Allmächtigen, dem Geiste des ... (folgt der Name) zu erlauben, sich mir zu offenbaren." Oder man ruft auf eine ähnliche Art. Es wäre aber ein großer Irrtum, zu glauben, daß der sich nach solcher Anrufung manfestierende Geist auch wirklich der Angerufene ist, auch wenn er sich für ihn ausgibt. Man lege dem Geist Kontrollfragen vor, deren Fälle nur ihm und dem Frager, aber nicht dem Medium bekannt sind, zum Beispiel an welcher Krankheit er starb, wer bei seinem Ableben zugegen war usw. Daran wird man ihn erkennen. Ebenso nötig ist es, die ersten Fragen so zu stellen, daß die Antwort darauf mit einem einfachen "Ja" oder "Nein" gegeben werden kann, zum Beispiel: "Bist du da?" - "Willst du antworten?" - "Kannst du mich schreiben lassen?" Es handelt sich darum, den Verkehr einzuleiten, später ist diese Vorsicht nicht mehr nötig. Die Hauptsache ist, daß keine wertlosen Fragen gestellt werden, daß sie nicht eigene Privatinteressen berühren, und daß sie besonders der Ausdruck eines gütigen und wohlwollenden Gefühls für den Geist sind, an den man sich wendet. Noch wichtiger als die Art der Anrufung ist die Ruhe, die Sammlung, verbunden mit dem lebhaften Verlangen und dem festen Willen, daß sie gelinge. Unter dem Willen verstehen wir hier nicht einen flüchtigen Willen, der nach jedem Einfall handelt, und aller Augenblicke durch andere Gedanken unterbrochen wird, sondern einen ernsten, anhaltenden, festen Willen, ohne Ungeduld und gespanntes Verlangen. Diese Sammlung wird durch Einsamkeit und Stille begünstigt und durch Beseitigung alles dessen, was Zerstreuung verursachen könnte. Dann bleibt nach diesen Voraussetzungen nur übrig, die Versuche alle Tage zur selben Uhrzeit zu wiederholen und immer zehn bis fünfzehn Minuten zu verlängern. Dies sollte man vierzehn Tage und sogar einen oder zwei Monate fortsetzen, sogar noch länger, bis sich ein Erfolg einstellt. Wir kennen Medien, die sich erst nach Ablauf von sechs Monaten der Übung nach und nach ausgebildet haben, während andere gleich das erste Mal flüssig schrieben. Um unnütze Versuche zu vermeiden, kann man einen ernsten, vorgerückten Geist durch ein anderes Medium darüber befragen. Aber hier ist etwas zu bemerken: Wenn man an die Geister die Frage stellt, ob man ein Medium ist, antworten sie fast immer bejahend. Dies hindert aber nicht, daß die Versuche oft mißlingen, doch ist es leicht zu erklären. Man stellt dem Geist eine allgemeine Frage und er antwortet auf eine allgemeine Weise. Wie man weiß ist nichts dehnbarer, wie der Begriff Medialität, weil sie sich unter den verschiedenartigsten Formen und in sehr verschiedenen Graden darstellt. Man kann also ein Medium in einer ganz anderen Beziehung sein als man denkt. Auf die unbestimmte Frage "Bin ich ein Medium?" kann der Geist mit "Ja" antworten, auf die viel bestimmtere "Bin ich ein Schreibmedium?" antwortet er vielleicht gar mit "Nein". Man muß auf die Natur des Geistes, den man befragt, Rücksicht nehmen. Es gibt so leichtfertige und unwissende Geister wie Menschen, die aufs

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