Das Buch der Medien

- 84 - Geister stehen nicht jederzeit zur Verfügung und so laufen diese Personen Gefahr, durch Mystifikationen gefoppt zu werden. Es ist gut, zu diesem Zwecke Tage und Stunden festzule-gen, weil man dann selbst als Vorbereitung eine gesammelte Stimmung mitbringt und die Geister, mit denen man sich zu dieser Zeit verabredet hat, sich auch danach richten. Wenn sich ungeachtet aller Versuche eine Medialität nicht ergeben sollte, so muß man notwendigerweise darauf verzichten, wie man auch auf Singen Verzicht leisten muß, wenn man keine Stimme dazu hat. Eine bei den schreibenden Medien sehr gewöhnliche Erscheinung ist die Veränderung der Schrift, je nach den sich offenbarenden Geistern. Das Merkwürdigste dabei ist, daß sich die gleiche Schrift mit demselben Geiste immer wieder erneuert, vielfach ist sie sogar ganz die, die er bei Lebzeiten gehabt hat. Wir werden später die Folgerungen sehen, die man daraus für die Identität ziehen kann. Die Veränderung der Schrift findet nur bei den mechanischen und halbmechanischen Medien statt, weil bei ihnen die Bewegung der Hand unfreiwillig ist und durch den Geist geleitet wird. Nicht so verhält es sich bei den rein intuitiven Medien, da in diesem Falle der Geist einzig und allein auf den Gedanken wirkt und die Hand wie unter gewöhnlichen Umständen durch den Willen des Schreibenden geleitet wird. Aber die Einförmigkeit der Schrift beweist durchaus nichts gegen die Fähigkeit, selbst bei einem mechanischen Medium, da die Schriftveränderung keine absolute Bedingung in der Manifestation der Geister bildet. Sie hängt von einer besonderen Begabung ab, womit die am meisten mechanischen Medien nicht immer beschenkt wurden. Wir bezeichnen diejenigen, die mit dieser Fähigkeit begabt sind, als polygraphische Medien. Die mediale Fähigkeit ist Unterbrechungen und vorübergehenden Schwächungen unterworfen, sowohl für die physischen Manifestationen als auch für die Schrift. Hier folgen Antworten der Geister auf einige hierüber gestellte Fragen: Frage: Können die Medien ihre Fähigkeiten verlieren? Antwort: Das geschieht oft, ganz gleich, in welcher Richtung diese lagen. Aber oft ist es nur eine momentane Unterbrechung, die mit der sie hervorbringenden Ursache aufhört. Frage: Liegt die Ursache des Verlustes der Medialität in der Erschöpfung des Fluidums? Antwort: Nein. Das Medium kann mit sonst einer Fähigkeit begabt sein, es vermag nichts ohne Mithilfe der Geister. Wenn es nichts mehr erhält, so ist nicht immer die Erschöpfung der Fähigkeiten daran schuld. Oft sind es Geister, die sich seiner nicht mehr bedienen wollen oder können. Frage: Was kann bei einem Medium das Fortbleiben der Geister veranlassen? Antwort: Der Gebrauch, den es von seinen Fähigkeiten macht, ist den guten Geistern wichtig. Wir können es verlassen, wenn es sich dieser zu frivolen Dingen oder aus ehrgeizigen Absichten bedient. Wenn der Geist sieht, daß das Medium seinen Absichten nicht entspricht, seine Belehrungen und Ermahnungen nicht benutzt, zieht er sich zurück, um einen würdigeren Schützling zu suchen. Frage: Kann der Geist, der sich zurückzieht, nicht durch einen anderen ersetzt werden? Antwort: Es fehlt nicht an Geistern, die sich nach nichts mehr sehnen, als sich mitteilen zu können, und diese sind gern bereit, sich an die Stelle der anderen zu setzen. Aber wenn ein guter Geist das Medium verläßt, so konnte er es wohl auch nur momentan verlassen haben, es somit für eine bestimmte Zeit aller Erfolge zu berauben, um ihm eine Belehrung zu geben und zu beweisen, daß seine Befähigung nicht von ihm abhänge. Die Unterbrechung der Schreibfähigkeit ist aber nicht immer eine Strafe. Oft beweist sie die Sorgfalt des Geistes für das Medium, das er liebt, er will ihm die oft notwendige Ruhe verschaffen. In diesem Falle erlaubt er anderen Geistern nicht, ihn zu ersetzen. Gute Geister werden dies respektieren, leichtsinnige und schlechte sich darüber hinwegsetzen wollen.

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