Das Buch der Medien

- 95 - Begünstigt durch die von den Geistern, die keinen Widerspruch haben wollen, hervorgerufene Einsamkeit und Vereinsamung der Medien, haben schlechte Geister leichtes Spiel, sie in ihren Illusio-nen zu erhalten. Auch bringen sie dieselben leicht dazu, die größten Unsinnigkeiten für erhabene Dinge zu halten. Also ein unumschränktes Vertrauen in die Erhabenheit dessen, was sie erhalten, Verachtung dessen, was nicht von ihnen stammt, unüberlegte Wichtigkeit, die sie pompösen Namen beilegen, Verwerfung der guten Ratschläge, üble Aufnahme jeder Kritik, Glaube an ihre Geschicklichkeit trotz Mangels an Erfahrung, das sind die Kennzeichen hochmütiger Medien. Betrachten wir dagegen das Bild eines wahrhaft guten Mediums, zu dem man Vertrauen haben kann. Wir setzen zunächst eine große Leichtigkeit in der Ausübung der medialen Gaben voraus, die es den Geistern gestattet, sich frei und ungehindert durch materielle Schwierigkeiten zu offenbaren. Ist diese Voraussetzung vorhanden, ist das Wichtigste die Natur der sich offenbarenden Geister, und da darf man sich nicht an den in diesem Falle meist schlichten Namen halten, sondern an die Art der Sprache. In der Überzeugung, daß seine Befähigung eine Gabe ist, die ihm zur Erfüllung von Gutem verliehen wurde, wird es nie überheblich sein und sich kein Verdienst daraus machen. Es empfängt die guten Mitteilungen wie eine Gnade, deren es sich durch seine Güte, sein Wohlwollen und durch seine Sittlichkeit würdig zu machen bestrebt sein muß. Das erstgenannte stolze Medium wird hochmütig durch seinen Umgang mit höheren Geistern, dieses aber wird demütig, weil es sich stets dieser Gnade für unwürdig erachtet. Die nachfolgenden Belehrungen hierüber sind uns von einem Geiste gegeben worden, von dem wir bereits mehrere Kundgebungen gebracht haben: "Wir haben schon gesagt, daß die Medien als solche nur einen untergeordneten Einfluß bei den Kundgebungen der Geister haben. Mitteilungen von größter philosophischer Tragweite und Kundgebungen von vollkommener Moral werden nicht selten durch Medien gegeben, die für solchen höheren Unterricht wenig geeignet sind, während andererseits oft wenig erbauliche Mitteilungen durch Medien kommen, die sich schämen, ihnen zum Mittler gedient zu haben. Im allgemeinen kann man behaupten, daß gleichartige Geister sich stets anziehen und daß Geister der erhabenen Welten sich selten durch schlechtleitende Begabungen mitteilen, wenn sie gute Medien zur Hand haben. Leichtsinnige und wenig ernste Medien ziehen Geister von derselben Natur an, deshalb tragen ihre Mitteilungen das Gepräge von Abgedroschenheit und Gemeinheit, von unzusammenhängenden und sehr oft heterodoxen, d. h. andersgearteten Ideen. Natürlich können sie oft auch Gutes sagen, aber gerade in solchen Fällen muß man eine strenge und gewissenhafte Prüfung vornehmen, denn mitten unter dies Gute mengen heuchlerische Geister Falschheit und Lüge. Kommunikationen dieser Art sind nur für die vereinsamten Spiritisten oder für die neugebildeten, noch unwissenden Gruppen gefährlich. Ich will nicht von den Medien reden, die sich darin gefallen, sich unflätige Mitteilungen anzuhören und sich solche sogar zu erbitten. Lassen wir sie in der Unterhaltung mit ihren zynischen Geistern. Kommunikationen dieser Art suchen von selbst die Einöde und Einsamkeit, sie würden unter den Mitgliedern der ernsthaften Gruppen nur Verachtung und Mißmut hervorbringen. Eines eurer Sprichwörter sagt: 'Im Zweifel enthalte dich einer Entscheidung!' Gebt daher nie etwas zu, was nicht ganz klar ist. Sobald eine neue Meinung oder ein neues System auftaucht, unterwerft es der Zergliederung durch Vernunft und Logik, sobald etwas zweifelhaft daran scheint. Es ist besser, zehn Wahrheiten zu verwerfen, als eine einzige Lüge oder falsche Theorie zuzulassen. Verwerft ihr heute auch aufrichtige Wahrheiten, so wird bald eine unzweideutige Tatsache oder eine unabweisbare Situation kommen, die euch logisch und klar deren tatsächliche Wirklichkeit bekräftigt. Seid euch stets dessen bewußt, daß es für Gott und die guten Geister nichts Ungläubiges gibt als die Unbilligkeit und die Ungerechtigkeit. Der Spiritismus ist unter den Menschen bereits weit verbreitet und hat die Anhänger seiner Lehre genügend moralisch gemacht. Geister haben nicht mehr nötig, sich schlech-ter und unvollkommener Medien zu bedienen. Wenn ein Medium durch Betragen oder Sitten, durch Mangel an Liebe und Nächstenliebe begründeten Anlaß zu Verdacht gibt, ver-

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