Das Buch der Medien

- 98 - schen ihnen und uns eine Strömung und eine Art von Vereinigung herstellt, die unseren Verkehr mit euch durch sie erleichtert. Die Menschen sind immer geneigt, alles zu übertreiben. Die einen, und ich rede hier nicht von den Materialisten, sprechen den Tieren die Seele ganz ab, andere wollen ihnen eine Seele zugestehen, und noch dazu eine solche wie die unsere. Warum will man auf diese Art das Vervollkommnungsfähige mit dem Nicht-Vervollkommnungsfähigen verwechseln? Seid davon überzeugt, jenes Prinzip, das die Tiere belebt, sie handeln, sich bewegen, sie in ihrer Sprache reden läßt, hat bis jetzt noch nicht die Fähigkeit, mit der ätherischen Seele, mit einem anderen Wort, mit dem Geiste sich zu vereinigen und zu verschmelzen. Ist der Hund, den seine höhere Intelligenz unter den Tieren zum Freunde und Hausgenossen des Menschen gemacht hat, aus seiner eigenen Macht, aus eigenem Antriebe bildungsfähig? Niemand würde es wagen, dies zu behaupten, denn ein Hund bringt keinen anderen Hund zum Fortschritt. Solange die Welt besteht, baut der Fischotter immer seine Hütte an den Gewässern nach denselben Verhältnissen und nach einer unabänderlichen Regel. Die Nachtigallen und Schwalben haben ihre verschiedenartigen Nester nie anders gebaut, als ihre Voreltern es getan haben. Ein Nest von Sperlingen von vor der Sündflut und ein Sperlingsnest der heutigen Zeit ist immer ein Sperlingsnest und in der gleichen Art gebaut. Bienen und Ameisen, diese kleinen haushälterischen Republiken, haben sich in ihrer Gepflogenheit des Vorratsammelns weder in ihrem Verfahren, noch in ihren Sitten und in ihren Erzeugnissen geändert. Betrachtet die andere Seite: Wenn ihr die Laubhütten und die Zelte der frühen Zeiten auf dieser Erde sucht, findet ihr an ihrer Stelle Häuser, Schlösser und Paläste, Zeugen der modernen Zivilisation. Der Kleidung aus rohen Tierfellen folgten die goldverbrämten Gewebe von Samt und Seide, und so werdet ihr auf Schritt und Tritt den Beweis eines beständigen Fortschrittes der Menschheit zum Vollkommeneren finden. Aus diesem stetigen, unüberwindlichen Fortschreiten des menschlichen Geschlechts und aus dem unendlichen Stehenbleiben der anderen belebten Wesen schließet, daß es, wenn es gemeinsame Gesetze für alles, was lebt und sich auf dieser Erde bewegt, gibt - nämlich das Lebensprinzip und die Materie -, es so sein muß, daß ihr, einverleibte Geister, ganz allein einem unveränderlichen Gesetze des Fortschritts unterworfen seid, das euch seit jeher vorwärtstreibt. Gott hat die Tiere an eure Seite gestellt, um euch zu nähren, zu kleiden und euch zu unterstützen. Er gab ihnen ein gewisses Maß von Verstand zu den Diensten, die sie zu leisten berufen sind, aber Er hat in Seiner Weisheit nicht gewollt, daß sie dem gleichen Gesetze des Fortschritts unterworfen sind. So, wie sie geschaffen wurden, sind sie bis heute geblieben, und so werden sie bis zum Absterben ihrer Art bleiben. Man hat gesagt, die Geister beleben und bewegen die Materie, wie Tische, Sessel, Pianos usw. "Bewegen"? Dazu muß man sagen Ja. Aber "Beleben"? Nein! Denn noch einmal gesagt: Ohne Medium kann keines dieser Phänomene stattfinden. Was ist schon Besonderes daran, daß wir mit Hilfe eines oder mehrerer Medien die passive Materie in Bewegung bringen, die eben durch ihre Passivität und zufolge ihrer Trägheit geeignet ist, jene Bewegungen und Impulse anzunehmen, die wir ihnen geben wollen. Dazu benötigen wir ein Medium, das ist gewiß. Aber es ist durchaus nicht nötig, daß das Medium gegenwärtig oder sich dessen bewußt ist. Wir können besonders in erfolgreichen Zirkelsitzun-gen fühl- und sichtbare Geistermanifestationen und Herbeibringung von Gegenständen ausführen, eben mit jenen Elementen, die das Medium unbewußt und ohne zugegen zu sein, uns liefert. Unsere fluidische Hülle, die unwägbarer und viel feiner ist als der feinste und unwägbarste Hauch von einem Schleier, ermöglicht uns jene Phänomene. Gewiß ist, daß Geister sich Tieren sichtbar und tastbar machen können. Oft überfällt diese dann ein plötzlicher Schrecken, den ihr euch nicht erklären könnt. Oft seht ihr Pferde, die weder vorwärts noch rückwärts gehen wollen oder sich vor einem eingebildeten Hindernis bäumen. Seid überzeugt, daß dieses eingebildete Hindernis häufig ein Geist

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