Das große Warum

102 Eigentlichen, mit unserer Seele. Und wir können ihr zulächeln, mit ihr sprechen und ihr Mut machen… Damit tun wir etwas wirklich Wertvolles. Kannst du mit diesen Worten etwas anfangen? Sie sind ungewohnt und vielleicht auch schwer zu verstehen. Aber viele Menschen heutzutage haben sich angewöhnt innezuhalten in unserer unruhigen Zeit. Sie sagen, sie brauchen es und nennen es Meditieren. Du fragst dich vielleicht schon die ganze Zeit, was für eine Religion ich eigentlich habe, was für eine Konfession. Ich sage dir ganz offen: Gar keine mehr. Ich bin schon lange konfessionslos, denn ich stehe inzwischen innerlich woanders, ja, und heucheln will ich nicht. Aber ich glaube von ganzem Herzen, das ist wahr. Ich glaube auf meine Weise. Jeder hat das Recht, auf seine Weise zu glauben und mit Gott zu sprechen - oder auch nicht. Ich bin gewohnt, mit Gott zu sprechen. Ich spreche mit ihm als dem Allerhöchsten, aber zugleich auch wie mit einem Freund, der mich besser kennt, als ich mich selbst. Ich spreche ihn mit „Vater“ an, das habe ich mir von Jesus abgeguckt. Das darf jeder tun, ob er nun Kirchensteuern zahlt oder nicht: Die höchste Macht im Universum dürfen wir ruhig als Vater ansprechen. Ich nenne mein Sprechen mit Gott auch „Zwiesprache“, obwohl ich, genau wie du, nur selten eine Antwort wahrnehme. Mein Sprechen ist weniger ein Bitten, es ist einfach ein Kontakt-Aufnehmen, ein Verbindung-Aufnehmen nach oben. Es geht meistens ganz leicht. Aber manchmal ist auch schwer, weil all die Alltagsgedanken so aufdringlich sind. Ich erzähle Ihm, was in mir vorgeht, was ich erlebt habe oder was mich gerade beschäftigt, meine Gedanken und auch meine kleinen Probleme. Oder ich bin auch einfach nur still. Fühle du, lieber Leser, dich nicht schlechter, wenn du nicht gewohnt bist zu beten! Tust du vielleicht etwas anderes? Es kann sein, dass du stillstehst und guckst dir ein Abendrot an. Oder einen Schmetterling oder eine besondere Baumwurzel. Oder du beobachtest am Abend, wenn der Mond so unaufhaltsam höherkommt. Es rührt sich ein Gefühl in dir. Du empfindest vielleicht Bewunderung. Du ziehst dein Handy aus der Tasche und möchtest diesen Augenblick festhalten. Was da in dir hochkommt, ist das nicht auch wie ein Gebet, ohne Worte? An dieser Stelle möchte ich dir die kleine Geschichte nicht vorenthalten, die ich einmal gelesen habe:

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