Das große Warum

114 − „Der macht mich noch wahnsinnig!“ Ehrlich gesagt, so sollte man nicht über sich sprechen, das ist schädlich. Hast du schon einmal gehört, dass jemand gesagt hat: − „Ich mag mich, so wie ich bin!“ − „Jetzt muss ich mich erst mal um mich selbst kümmern.“ − Oder: „Zuerst komme ich!“ − Oder: „Ich bin zufrieden. Das habe ich wirklich gut gemacht!“? Das traut sich niemand zu sagen, weil er sonst als eitler, eingebildeter Egoist gelten würde. Ich sage das zwar auch nicht, aber innerlich weiß ich: Zuerst muss ich mich um mich selbst kümmern. Wenn ich das nicht tue, wer tut es sonst? Ich mag mich und schätze mich! Denn ich bin ja schon lange mit mir zusammen und kenne mich. So zu denken, das trägt sehr zu meinem inneren und äußeren Gedeihen bei. Und ich mache nicht nur alles schlecht, ich mache auch vieles wirklich gut und richtig! Und dann lobe ich mich selbst und spreche mir Mut zu. Also, ich kümmere mich bewusst gut um meine Wohlergehen. Natürlich um meinen Körper, denn ich habe nur den einen. Ich ernähre ihn sorgfältig, pflege und kleide ihn und bringe ihn an die frische Luft. Ist das Egoismus? Nein, es ist meine Aufgabe und dabei schlichter Selbsterhaltungstrieb. Das sollte normal sein. Auch dass ich meinem Körper und meiner Seele genug Schlaf und Ruhe gönne, sollte normal sein. Denn es wäre gegen die natürliche Ordnung, die Nacht zum Tage zu machen. Ich kann doch von meinem Körper nicht immer nur verlangen, dass er Tag für Tag störungsfrei funktioniert, und ich mit meinem freien Willen und meiner Unvernunft behindere ihn ständig. Kannst du dich an den Namen Heiner Geißler erinnern, den Politiker, ehemaligen Jesuiten und Buchautor? Den hörte ich vor vielen Jahren im Fernsehen tatsächlich einmal sagen, er würde sich abends immer bei seinen Organen bedanken für ihre gute Arbeit. Denn im Alter hätte er begriffen, dass doch nichts selbstverständlich wäre.

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