Das große Warum

127 aufgehen und lässt es über beiden regnen. Das heißt, er gibt Liebe und spendet Segen und Gedeihen über Jeden. Das ist ein Teil seiner Vollkommenheit. Er beachtet die Schlechtigkeit gar nicht. Er liebt. Und so sollen wir werden, sagte Jesus. * Aber was antworte ich meiner Freundin? Vielleicht frage ich sie: „Was empfindest du, wenn du an Gott denkst?“ Dann antwortet sie vielleicht, was sie schon früher gesagt hat: „Ehrlich gesagt, ich bin ratlos. Ich habe doch in meinem Leben nichts Böses getan. Wie kann Er mir so ein Leben zumuten, mit so viel Unglück und Sorgen und Demütigungen?“ Ich kann sie auf alle Fälle verstehen, bei dem schweren Leben, durch das sie sich zu kämpfen hat. Aber etwas anderes: Du merkst, sie glaubt zwar an Wiedergeburt, aber richtig verstanden hat sie das Thema noch nicht. Sie meint anscheinend, ihr Leid würde ihr im Augenblick und in den letzten Jahren direkt von Gott geschickt, was natürlich nicht so ist. „Gott hat ihm oder ihr dieses Kreuz auferlegt“, das ist eine weitverbreitete Ansicht. Damit sie etwas mehr versteht, würde ich meiner Freundin das Gesetz von Saat und Ernte erklären und dass ihr augenblickliches Leben nicht die Folge davon sein muss, wie sie sich in diesem jetzigen Leben, in dieser Inkarnation, verhalten hat. Ich würde sie daran erinnern, dass sie bereits viele Leben hinter sich hat und dass sie, bevor sie in dieses Leben kam, sich vorgenommen hat, bestimmte Aufgaben zu erfüllen und vielleicht auch etwas wiedergutzumachen. Wer denkt schon an so etwas!? Und ich würde auch versuchen, sie zu trösten, und würde sagen, dass sie trotz ihres schweren Lebens von Gott geliebt und von seinen Engeln begleitet wird. Das sieht sie doch daran, würde ich sagen, wie sich unerwartet etwas in ihrem Leben gefügt hat, was wiederum eine Hilfe und Erleichterung für sie darstellt. Sie wird das vermutlich zugeben und sich etwas beruhigen. Aber dann werde ich ihr vielleicht einen ganz anderen Gedanken nahebringen. Ich werde sagen: „Sieh es mal von der anderen Seite, von der Seite Gottes! Wie fühlt sich ein Vater, dessen Kinder ihm in Scharen davongelaufen sind und sich von ihm getrennt haben? (Ich denke dabei an den Ur-Abfall und den verlorenen Sohn.) Er hat jedem von ihnen den wunderbaren freien Willen mitgegeben.

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