Das große Warum

17 immer knapp. Als sein Vater krank und wegen einer Staublunge arbeitslos wurde, wurde es noch enger. Die Mutter tat, was sie konnte, aber das Leben war zeitweise sehr schwierig. Der kleine Paul als Ältester musste fleißig mit anpacken. Und übersensibel wie er war, spürte er die Gedanken und Sorgen seiner Eltern und trug schwer daran. Er war oft so niedergedrückt, dass er nicht aus noch ein wusste. Dabei erlebte er manchmal, dass er nicht allein und verlassen war. Er sah unvermittelt eine weiß gekleidete Frau neben sich, die ihm ganz vertraut erschien, und die redete ihm gut zu, machte ihm Mut und tröstete ihn. Es war anscheinend seine verstorbene Urgroßmutter. Er sah sie, und er hörte sie sprechen. Also war er nicht nur hellsichtig, sondern auch „hellhörend“. Lieber Leser, hast du gewusst, dass es so etwas gibt? Nach so einem Erlebnis, das er für sich behielt, hatte der Junge wieder Kraft für dieses Leben, das er als so schwer empfand. Dabei trug er eine große Sehnsucht in sich: Er wollte nur eins: Musik. Er lebte mit und von der Musik und den Liedern, die er lernen konnte. So war er nun einmal. Er konnte gut singen, und der kleine Sänger wurde bald entdeckt und wegen seiner schönen Knabenstimme zu Soloauftritten herangezogen. Dann glühte er vor Eifer und Freude. Er durfte auch im Chor mitsingen, und dabei lebte er auf. Aber das war nicht alles: Paul wollte so gerne Klavierspielen lernen. Das war sein heimlicher und sehnlichster Wunsch. Aber er wusste zugleich, dass er seine armen Eltern damit nicht auch noch belasten durfte. Wie sollten sie ein Klavier kaufen und wie den Unterricht bezahlen können?! Er wusste, dass das nicht ging. Immer wieder flossen heimliche Tränen. Aber immer wieder bekam er auch heimlichen Besuch, den außer ihm niemand sehen konnte. Ihm wurde gut zugeredet, und ihm wurde versichert, dass er sicher eines Tages sein Klavier bekommen würde. Er sollte ganz ruhig abwarten. In einem Winter - Paul schreibt nicht, wie alt er da war – wurde er krank mit fürchterlichen Kopfschmerzen. Der Arzt hielt das für eine Grippe und weigerte sich, noch ein zweites Mal zu kommen. Es vergingen Tage, bis ein anderer Arzt kam und von Gehirnhautentzündung sprach und zu erkennen gab, dass wohl alles schon zu spät war. Der Junge wurde als Notfall in das weit entfernte

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