Das große Warum

76 Das Gleichnis vom verlorenen Sohn Kennst du das Gleichnis vom verlorenen Sohn? (Lukas 15, 11 ff.) Diese bekannte Geschichte wurde von Jesus erzählt und ist fast 2000 Jahre alt. Sie beschreibt unsere Situation, genauer gesagt, die Situation unserer Seelen im Zusammenhang mit dem Ur-Abfall. Ich erzähle sie hier mit meinen Worten: Ein Mann hatte zwei Söhne. Dem Jüngeren gefiel es nicht mehr auf dem Hof seines Vaters. Es war ihm anscheinend zu langweilig. Da hat er zu seinem Vater gesagt, dass er gehen wollte, und sein Vater sollte ihm sein Erbteil auszahlen. Der Vater war vermutlich darüber traurig, aber der Sohn kümmerte sich nicht darum, er wollte weg, wollte etwas erleben. Seine Leichtfertigkeit, seinen Hochmut können wir uns gut vorstellen. So raffte er seine Sachen zusammen und machte sich auf den Weg. Er war voller Optimismus und Tatendrang. Zuerst lief wohl alles nach Wunsch, dort in der Fremde. Aber bald ging es ihm überhaupt nicht mehr gut. Nachdem er das Geld, das sein Vater ihm mitgegeben hatte, verprasst hatte, kam er in große Schwierigkeiten, denn es kam eine Hungersnot über das Land. Da blieb ihm zuletzt nichts anderes übrig, als sich als Schweinehirt zu verdingen. (Das war für einen Juden damals eine menschliche und auch eine dauernde religiöse Erniedrigung, da Schweine als kultisch unrein galten.) Doch er bekam für seine Arbeit so wenig zu essen, dass er am liebsten noch von den Johannesbrotschoten, die die Schweine als Futter bekamen, gegessen hätte, um seinen Hunger zu stillen. Aber man erlaubte es ihm nicht! Das war schlimm. Tiefer konnte er kaum noch sinken. Da - endlich fing er an nachzudenken: „Wie dumm bin ich doch gewesen, mein Vaterhaus zu verlassen! Wie töricht! Die Tagelöhner meines Vaters haben es hundertmal besser als ich, sie können sich jeden Tag sattessen, sind gekleidet und haben ein Obdach. Und ich verkomme hier. Ich schäme mich in Grund und Boden, aber ich will zurück zu meinem Vater wandern und will ihn bitten, mich als Tagelöhner anzunehmen.“ Und so geschah es. Er machte sich auf den Weg zurück, zerlumpt, kraftlos und elend wie er war. Es war nun ein langer und mühsamer Weg, aber er ging ihn. Endlich näherte er sich seinem Vaterhaus. Nun kommt in dem Gleichnis etwas Überraschendes:

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